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LUKE
Ich konnte mir das alles jetzt gerade einfach nicht anhören, das war zu viel. Wir hatten unser Kind verloren und es fühlte sich so an, als wäre alles in mir erstarrt während sich die Welt um mich herum einfach weiter drehte.

Ich war einfach nur verloren und konnte nichts dagegen tun, ich konnte ja nicht einmal für meinen Mate da sein. Natürlich konnte ich Marik's Schmerz fühlen...aber ich wusste nicht, wie ich ihm helfen sollte. Ich wusste ja nicht einmal wie ich mir selbst helfen sollte. Ich lief ziellos in die Küche und lehnte mich vollkommen erschöpft gegen die Kücheninsel. Für ein paar Minuten schloss ich meine Augen, bis ich einen angenehmen Geruch wahr nahm. Marik!

Als ich meine Augen wieder öffnete sah ich direkt in die leuchtend grünen Augen meines Mates. Er stand direkt vor mir und hatte die Arme vor seinem Bauch verschränkt. Ich konnte seinen Blick nicht wirklich deuten und versucht irgendetwas an seinem Gesicht zu erkennen, doch da war nichts. Wir blieben einige Minuten so stehen, bis mein innerer Wolf Dean anfing jämmerlich zu winseln. Ich merkte wie mir die Tränen in die Augen stiegen und wenig später auch schon die Ersten meine Wangen hinunter kullerten. Instinktiv wollte ich mich wegdrehen, doch bevor ich das tun konnte kam Marik ein Stück näher und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab.

Sofort schlang ich meine Arme um meinen Mate und brach dann endgültig in Tränen aus. Krampfhaft klammerte ich mich an meinem Mate fest und konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen, es war das erste mal, dass ich nicht versuchte alles zurück zu halten! Es tat so unglaublich gut!

Ich wusste nicht wie lange wir hier standen, doch nach einer Weile ging es mir besser. Ich beruhigte mich wieder etwas und gab dann schließlich meinen Mate frei, der die ganze Zeit über beruhigend über meine Seite gestrichen hatte. „Auch Alphas dürfen mal weinen...da ist nichts schlimmes dran." murmelte Marik leise und löste sich von mir, er gab mir ein Taschentuch und ich wischte meine letzten Tränen weg. „Ich weiß..." entgegnete ich etwas ruhiger und sah dabei zu, wie mein Mate mit ein Glas Wasser füllte und schließlich auch gab.

„Wie machst du das?" fragte ich ihn überrascht und trank danach einen Schluck. Marik lehnte sich an die Wand mit gegenüber und schloss für einen Moment seine Augen. „Weißt du, nach dem ganzen Mist den ich schon erlebt habe sollte mich das mit Hanna eigentlich nicht mehr überraschen...aber das hat es trotzdem. Es ist bis jetzt vermutlich das schlimmste was passiert ist und ich weiß nicht was noch alles auf mich zu kommt...aber ich kann es nicht ändern." seufzte er und sah mich wieder an, sein Blick war voller Trauer und Schmerz. „Ich habe Tim und meinem Bruder versprochen mich um Mara zu kümmern...so gesehen habe ich also schon eine Tochter. Es könnte also deutlich schlimmer sein...! Mara braucht mich und vielleicht brauche ich sie ja gerade auch mehr als sie mich..." fügte Marik mehr als nur erschöpft hinzu. Ich hatte ihn noch nie so am Boden zerstört erlebt!

„Du kannst das aber nicht einfach verdrängen, so wie die anderen Sachen! Das fliegt dir irgendwann um die Ohren! Du isst nicht, du trinkst nicht und schlafen tust du auch nicht...es ist unendlich traurig, dass Hanna tot ist! Ich bin der Letzte, der das bestreitet, aber ich bin dennoch erleichtert, dass DU lebst. Hätte ich mich zwischen unserer Tochter und dir entscheiden müssen, dann hätte ich dich genommen!" schrie ich ihn schon beinahe an. Der Gesamtzustand meines Mates machte mir große Sorgen! Marik zuckte nicht einmal mit der Wimper. „Wir können immer ein neues Baby bekommen, aber dich gibt es nur einmal!" fügte ich etwas ruhiger hinzu.

„Ich wünschte Hanna hätte überlebt und nicht ich...! Denn das hier bringt mich langsam um....das alles hier. Die dauernden mitleidigen Blicke, jeder sagt mir wie leid es ihm tut und was bringt mir das?! ICH hab mein Kind verloren und ICH muss das Zimmer ausräumen, ICH muss mein Kind beerdigen und das noch vor mir. ICH muss vor dem Rudel stehen und mir das antun...und es wird niemals aufhören!" platzte es aus Marik heraus und ich sah ihn schockiert an. „Ich werde jeden einzelnen Tag meines Lebens damit klar kommen müssen, dass ich nicht in der Lage war unser Kind lebendig auf die Welt zu bringen. Du nicht! Du hast dieses Kind nicht in dir gehabt." fügte Marik noch hinzu, sein Körper bebte.

Frustriert löste er sich von der Wand und wollte gehen, doch das ich ließ es nicht zu. Ich drückte ihn wieder mit voller Wucht gegen die Wand worauf hin er schmerzvoll ächzte. „Du gibst jetzt nicht einfach auf!" schrie ich ihn an und legte eine Hand an seine Wange, plötzlich passierte jedoch etwas mit Marik! Er wurde ganz ruhig, zu ruhig für seine Verhältnisse! Irgendetwas war anders, sein Blick war zur Seite gerichtet und auch ich sah dort hin.
Was ich dann sah verschlug mir die Sprache! Wie war das möglich?!

Eine Frau mit langen, roten Haaren stand dort und sah uns beide amüsiert an. Sie legte ihre Finger auf meine Stirn und sofort merkte ich wie alles um mich herum verschwamm und ich wie in Zeitlupe nach hinten kippte. Dumpf schlug ich auf dem Küchenboden auf und sah noch wie Marik mich panisch ansah und auf mich zu laufen wollte. Die Frau packte ihn allerdings bevor er das tun konnte und Marik schrie verzweifelt meinen Namen, er versuchte sich zu wehren...doch er hatte keine Chance. Danach wurde um mich herum alles schwarz.

Heart on FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt