22. Kapitel

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Am nächsten Morgen weckten mich die Sonnenstrahlen, die das furchtbare Krankenhauszimmer gleich ein bisschen freundlicher wirken lassen. Mit geschlossenen Augen griff ich nach links zu meinem Handy. Allerdings musste ich festsfellen das Mario schlafend neben mir lag. Bei dem Anblick musste ich mir das Lachen verkneifen. Eigentlich ist der Besuch über Nacht wirklich nicht erlaubt und der Arzt kommt gleich.

Ich strich ihm langsam immer und immer wieder durch die Haare um ihn wach zu bekommen. Genau in dem Moment als er anfing zu blinzeln klopfte es wieder an der Tür. Jetzt ist's eh schon egal. "Ja?" rief ich lautstark worauf jetzt auch Mario wach war.

"Guten Mor-" sagte der Arzt, stoppte aber als er einen Blick auf mich warf. "Und seit wann werden hier Doppelzimmer gebucht?" fragte er, wirkte aber mehr belustigt als sauer, was mich wiederum sehr verwunderte. Allerdings beachtete ich ihm ohnehin so viel wie gar nicht. Mein Blick lag einzig und allein auf Mario. "Das ist meine Schuld. Ich bin eingeschlafen." meldete sich ein verschlafener Mario zu Wort. Er stand auf und strubbelte sich selbst einmal durch die Haare. "Tut mir wirklich Leid. Ich muss jetzt auch los." meinte er nach einem Blick auf sein Handy.

Er drückte mir wieder einen Kuss auf die Stirn. "Gute Besserung." lächelte er. "Wiedersehen." wandte er sich an den Arzt. Hinter dessen Rücken zwinkerte er mir noch einmal zu und verließ dann das Zimmer. Ich grinste in mich hinein und hörte eigentlich nicht mal halbherzig zu was mir der Arzt erzählte. Ich werde ohnehin nur warten bis alles verheilt ist und dann wieder tanzen. Dieser Entschluss steht fest. Würde ich auf Ärzte hören, wäre mein Traum schon lange zerplatzt und ich lass mir das nicht nehmen weil irgendetwas sein könnte.

Meine Gedanken schwebten komplett bei Mario. Als hätte er sie einfach mitgenommen. Auch wenn ich wirklich keine Ahnung habe was mit mir los ist, fühlt sich das einfach nur schön an. Und auch wenn ich mir das nicht eingestehen will, ist da mehr als nur Ich-Hasse-Fussball. Man ich hasse Fußball. Nur Mario bringt mich dazu das nicht mehr zu tun. Er ändert meine Sichtweise über prominente, eingebildete Sportler total. Das letzte was er ist, ist eingebildet, arrogant oder ein Idiot.

"Haben Sie mir zugehört?" drang schließlich dumpf die Stimme des Arztes zu mir durch. "Hm?" machte ich uninteressiert und sah weiter aus dem Fenster. "Ich habe gesagt das das Knie mindestens 8 Wochen braucht und man es derweil an kleine Belastungen gewöhnen kann. An weiteres brauchen Sie noch nicht einmal denken." erklärte er. "Ja. Schon klar." murmelte ich ironisch, beachtete ihn aber weiterhin nicht mit einem Blick. Er blickte mich nur mit einem kopfschütteln an und verließ nach einem 'Wiedersehen' das Zimmer.

Ich versuchte danach nochmal einzuschlafen, was mir aufgrund der kurzen Nacht auch gelang. Um ca. 18 Uhr bequemte ich mich dann mal aufzustehen. Genau in diesem Moment öffnete sich die Tür und David, mein Bruder, kam rein. "Du sollst dich ausruhen!" war seine erste Aussage. "Ich bin zum ersten mal auf oke." beruhigte ich ihn und lief zu meiner Sporttasche in die irgendjemand Klamotten für mich gepackt hat.

"Was ist das?" fragte ich als ich eine zerknüllte Jogginghose und einen Hoodie herausnahm, die oben drauf lagen. "Das hattest du an dem Tag an." meinte David. "Scheiße!" fluchte ich. Der Hoodie gehört ja Mario. "Was?" hakte er nach. "Nichts schon gut." murmelte ich. Ich knipste kurz ein Foto davon und schrieb drunter: Ich hab' was, was dir gehört C:

Senden. Fertig. Ich verfrachtete mich mit einem frischen T-Shirt kurz ins Badezimmer. Mit einigen Schmerzen schaffte ich es schließlich mich umzuziehen, meine Haare zu einem Zopf zu binden und mir die Zähne zu putzen. Wow echt wahnsinnig anspruchsvoll. Für mich fühlt es sich an als wäre ich die Zugspitze hoch geklettert.

Als ich wieder in meinem Bett lag, starrte David mich an und begann dann zu lachen. Stimmungsschwankungen oder so?! "Du bist so verknallt." grinste er. "Ich? Spinnst du oder so!" schimpfte ich. "Und Mario auch." sagte er und sein Grinsen erweiterte sich noch ein Stückchen. "Wie kommst du auf solche Hirngespenster?" fragte ich entsetzt. "Ihr habt nicht 'mal bemerkt das der Arzt vorhin, ich war. Sportmedizin, falls du dich erinnern kannst." sagte er. Wtf?!

"J-Jetzt ernsthaft?" - "Ich weiß. Ich bin auch enttäuscht das du deinen eigenen Bruder nicht erkennst." sagte er und fasste sich an sein Herz. "Halt deine Klappe jetzt. A-Aber Mario kennt dich ja gar nicht. Er konnte dich gar nicht erkennen. Das heißt er ist auch nicht verknallt." Ich machte eine kurze Pause. "Was ich auch nicht bin." fügte ich dann noch hinzu und deutete drohend mit dem Zeigefinger.

"Naja damals beim Training hat er mich hald gesehen." meinte David. "Das sagt gar nichts.." murmelte ich.

Mario's Sicht:

Sobald ich aus dem Krankenhaus war fuhr ich zu meiner Wohnung, kramte mir ein paar Trainingssachen zusammen und dann ging es direkt weiter zur Säbener. Normalerweise wache ich bei Terminen immer von selber pünktlich auf. Aber auch wenn der Schlafplatz gestern noch so unbequem war, hatte ich mal wieder das Gefühl nie schöner in den Schlaf gefunden zu haben. Man scheiße!

Wie kann sie überhaupt nach so einer Verletztung so gut drauf sein. Ein Kreuzbandriss ist doch kein Zuckerschlecken und das ist bei ihr ja nicht das einzige. Ich glaube ihre Angst nicht mehr tanzen zu können ist echt begründet. Wenn ich mir vorstelle nicht mehr Fussball spielen... Nein. Aber ich kann mir gut vorstellen das so ein Kreuzband bei Hip-Hop noch viel, wichtiger ist.

Ich eilte in die Kabinen, da ich ohnehin schon viel zu spät war. Eigentlich mussen wir eine Stunde vor Trainingsbeginn hier auftauchen. Naja 10 Minuten müssen heute reichen. Als ich die Tür rein geplatzt kam, lagen gefühlte 100 Blicke auf mir. "Schönen Guten Morgen. Beschissen siehst du aus." grinste mir David ins Gesicht. "Danke weiß ich selbst." murmelte ich und fing an mich umzuziehen. "Harte Nacht gehabt, hm?" fragte Franck mit einem verschmitzem Grinsen. "Harte Nacht im Krankenhaus." antwortete ich knapp.

"Oh. Sry das wusste ich nicht. Was ist passiert?" hakte er direkt nach. "Selena hat sich das Kreuzband gerissen und noch ein paar andere Verletzungen." kürzte ich ab. "Moment mal..." brachte sich David wieder mit ins Gespräch. "Du warst bis ca. 1 Uhr Nachts mit mir bei Jeromè. Und danach hast du sie im Krankenhaus besucht?" fuhr er skeptisch fort. "Spart euch die Kommentare." blockte ich lachend ab.

Wir liefen danach auf den Platz aber meine Gedanken waren überall nur nicht bei dem Ball den ich gelangweilt vor mir her schoss. Ich weiß immer noch nicht was es ist, aber sie hat etwas was anders ist. Vom ersten Moment an als ich sie gesehen habe, wollte ich nur zu ihr. Ihre Stimme hören, ihre Lächeln sehen und mich in ihren wunderschönen blauen Augen verlieren.

Ich glaube das sie gar nicht so ist, dieses brave, anständige Mädchen aus London das immer alles richtig macht. Sie versucht sich so zu geben, aber wenn man sie beispielsweise beim Hip-Hop sieht, ist sie das ganz und gar nicht. Die Frau hat einige Geheimnisse. Geheimnisse die ich unbedingt rausfinden will.

Veni. Vidi. Vici. (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt