109. Kapitel

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„Seit wann weißt du das?" hake ich nach, als es in meinem Gehirn beginnt zu rattern. „Seit drei, vier Tagen." murmelt er und rauft sich seine Haare. „Was?! Und warum zur Hölle sagst du mir nichts?" fahre ich ihn, lauter als eigentlich gewollt, an. „Ich hab' dir gesagt das man nicht immer über alles gleich reden muss. Tut mir leid das ich damit deine Psychologen-Theorie zerstöre, aber mir hilft es eben nicht immer über die Dinge zu reden. Außerdem..." - „Außerdem was?" dränge ich. „Man ich wollte dich nicht auch noch mit meinen Problemen belasten. Das mit deiner Schwester war genug, okay? Du musst nicht auch noch für mich mit kämpfen." Nun wird seine Stimme ebenfalls lauter. Das kann doch alles nicht wahr sein. Es herrscht Stille. Bis ich sehe das er in Tränen ausbricht und in sich zusammen auf die Couch einfällt.

„Du selbst hast doch gesagt, das deine Probleme, meine sind. Glaubst du ich sehe das nicht so? Egal wie es mir geht. Du kannst mir alles sagen. Weil ich für dich immer kämpfe, verstehst du?! Seit ich damals fast aufgegeben hätte... damals... als das mit diesem Arschloch war, kämpfe ich nur noch für dich. Weil du derjenige bist, der mir immer wieder einen Grund gibt zu kämpfen." meine ich und setze mich neben ihn. Er sieht mich nicht einmal noch an. Alles was er tut ist seine Arme um mich zu schließen und zu weinen. Ich kann fast sagen, ich habe ihn noch nie so fertig gesehen.

„Warum zerbricht um uns herum alles? Warum läuft bei uns endlich alles gut und um uns herum zersplittert die Welt in Scherben?" murmelt er nachdenklich. „Ich weiß es nicht." Er hat Recht. Warum kann nicht endlich einfach mal alles gut sein. Mehr verlangt doch keiner.

„Was willst du jetzt tun?" frage ich nach einer gefühlten Ewigkeit. Er wischt sich einmal über die Augen und löst sich von mir. „Keine Ahnung. Meine Mum ist bei Felix in München. Damit sie diesen.... ahh ich könnte ausrassten."  Nun steht er auf und tigert im Raum auf und ab. „Weißt du was der ihr... was der uns damit an tut? Ich könnte ihn umbringen! Der macht doch alles kaputt! Wie kann der so etwas tun? Ich dachte er liebt sie! Er war immer mein Vorbild. Immer. Jetzt ist er... er ist nichts. Er hat meinen Respekt überhaupt nicht verdient." murrt er, sichtlich von Wut getrieben.

„Mario, er ist immer noch dein Dad." versuche ich ihn zu beruhigen. Auch wenn ich ihn voll und ganz verstehen kann. „Mein Dad? Sowas soll mein Dad sein?! Selena er bekommt ein Kind!! Kannst du dir das bitte mal vor Augen führen?! Das ist meine Halbschwester- Bruder was weiß ich. Stell dir doch mal bitte vor du wärst auch schwanger! Er weiß das wir es versuchen. Er weiß es. Sollst du dich mit seiner Schlampe in den Kreissaal legen oder was?!" Ich sehe ihn mit großen Augen an. Irgendwo hat er ja recht. Auch wenn mich seine Aggression einfach nur schockt. Ich hatte keine Ahnung das er so ausser sich sein kann.

„W-Willst du wieder zurück nach München?" frage ich dann. Immerhin kommen wir genau da gerade her. „Nein." meint er und lässt sich wieder neben mich fallen. „Was glaubst du wo ich die Stunden war in denen ich ‚mal eben kurz weg musste'? Bei meiner Mum. Ich kann dir sagen ich habe sie noch nie in meinem Leben so fertig gesehen." Beim letzten Satz wird seine Stimme direkt wieder zittrig. Kein Wunder.

„Ich werd' zu Fabi fahren." meint er schließlich. „Ist es... okay wenn ich trainieren gehe?" frage ich vorsichtig. Das ist nun Mal das Einzige was mir gerade hilft wieder annährend klare Gedanken zu fassen. Scheiß egal welche Uhrzeit gerade an der Uhr steht. Mario nickt nur, setzt im Vorbei gehen einen Kuss auf meine Stirn und verschwindet dann.

Mario's Sicht:

Das Gespräch mit meinem Bruder hat mir in meiner Wut nun nicht wirklich weiter geholfen. Ich weiß einfach nicht woran ich zu erst denken soll.

Veni. Vidi. Vici. (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt