114. Kapitel

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Was zum Teufel mache ich eigentlich hier? Wie kann ich so blöd sein und so eine Entscheidung treffen? Ich habe hier die Liebe meines Lebens und gebe sie einfach auf? Das ist falsch. Mehr als nur falsch. Danke Schicksal. Zum ersten Mal meinst du es gut mit mir. Warum zur Hölle brauchte es so etwas um mir die Augen zu öffnen?

Ohne auch noch eine Sekunde zu zögern, lasse ich mein Gepäck zurück holen und es dann zurück zum Haus fahren. Darauf warten tue ich nicht mehr. Ich steige in das nächste Taxi und nenne Marco's Adresse. Ich drücke dem Fahrer einen Schein in die Hand und renne förmlich die Auffahrt hoch. "Alter was i-" Marco beschwert sich erst, wahrscheinlich aufgrund meines Sturmklingelns. Dann stockt er aber. "Was... aber... Selena... angerufen.... Warte. Du bist hier?" - "Ich denke ich bin ziemlich echt, ja. Warum hat Selena angerufen? Wo ist sie?" löchere ich ihn und gehe ein paar Schritte ins Haus.

"Sie ist bei euch zu Hause aber... sie hat doch gesagt du bist schon weg." Den zweiten Satz höre ich gar nicht mehr. Ich schnappe mir Marcos Schlüssel. "Du leihst mir doch dein Auto?" Ohne auf eine Antwort zu warten verlasse ich schon während der letzten Worte das Haus und steige draußen in seine Bonzenkarre.

Zu Hause angekommen lasse ich das Auto einfach stehen und laufe zur Haustüre. "Selena?" rufe ich durch das Haus. Von oben höre ich ein Schluchzen. Auf halbe der Treppe bleibe ich allerdings stehen, weil mir eine verheulte Selena entgegen kommt.

Erst nach ein paar Sekunden fasst sie sich. "Was machst du hier?" Ihre Stimme kratzt. Wahrscheinlich hat sie stundenlang geweint. Wegen mir. "Baby bitte hör mir zu." fange ich an und schließe noch zwei oder drei Stufen auf. "Es tut mir so leid. Keine Ahnung was mich dabei geritten hat zu denken ich bräuchte Abstand von dem Ganzen hier. Es war wirklich dumm von mir einfach Hals über Kopf so etwas zu beschließen. Das hier ist das was ich am aller meisten brauche. Meine Freunde, meine Familie, all das was ich in meinem Leben haben darf. Ich hasse mich dafür das ich auch nur daran gedacht habe ohne dich zu gehen. Das war eine beschissene Entscheidung. Wirklich, es tut mir unendlich leid. Ich liebe dich! Das dümmste was ich tun könnte wäre dich auf zu geben! Du bist mein Leben, Selena. Ich dachte wirklich ich kann den ganzen Rummel hier nicht ertragen, dabei ist das was ich nicht ertragen kann, ein Leben ohne dich!"

Selena sieht mich nur überfordert an. "K-Kannst du bitte etwas sagen?" frage ich leicht ängstlich. "Ehrlich gesagt, weiß ich nicht was." murmelt sie. In mir macht sich langsam die Enttäuschung breit. Was habe ich mir auch gedacht? Das ich hier ankomme und alles ist gut? Ich war drauf und dran sie zu verlassen. Wegen Nichts. Wegen meiner dummen Launen. Und jetzt erwarte ich von ihr, das sie tut als wäre nichts.

Selena kommt die letzten Stufen nach unten, geht dann allerdings vorbei ins Erdgeschoss. Ich laufe ihr hinterher und sehe sie abwartend an während sie ihre Hand an den Kopf legt. "Ich... keine Ahnung. Das überfordert mich gerade. Du überforderst mich." bringt sie hervor. Ich hasse mich. Eigentlich, hasse ich mich ohnehin schon. Aber jetzt noch viel mehr.

Langsam bekomme ich wirklich Angst. Angst davor, dass ich sie so sehr verletzt habe das sie nichts mehr von mir wissen will. Und das könnte ich sogar verstehen.

Sie dreht sich wieder zu mir um und sieht mir direkt in die Augen. Ich habe diese Augen in den letzten Tagen so sehr vermisst. Aber gerade steht darin einfach nur Schmerz und Enttäuschung.

"I-Ich liebe dich. Immernoch. Aber ich brauche Zeit." Der erste Satz beruhigt mich. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob sie es nur deswegen gesagt hat. Ehrlich, hört sich das nämlich nich an. Aber der Letzte der gerade erliche Liebe von ihr verlangen kann, bin wohl ich.

Veni. Vidi. Vici. (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt