11. Kapitel

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Heute war es so weit. Der Auftritt mit Flo. Pünktlich um 18:00 Uhr traf ich an der Adresse, die er mir geschrieben hatte ein. "Hey." grinste er mich direkt an. "Hey." erwiederte ich. Ich winkte allen anderen, die dabei waren sich warm zu machen, kurz zu. "Leute Selena kennt ihr ja noch. Sie tanzt anstelle von Lisa." sagte er in lauter Tonlage zu den anderen.

"Was ist das für eine Veranstaltung hier?" wollte ich wissen, während ich meine Jacke auszog. "Ich weiß nicht worum es genau geht. Der Veranstalter ist Sportstotal. Wir brauchen den Auftritt um an ein professionelles Management zu kommen." erklärte er. Ich hakte nicht weiter nach.

Wir standen kurz davor, auf die Bühne, die ein Eck des großen Raums war, zu gehen. Lediglich der Boden war dort abgegrenzt auf normalen und Tanzboden. Der Raum wurde komplett verdunkelt. Keine Ankündigung, nichts. Es sollte warscheinlich der Überraschungseffekt sein. Die Musik setzte ein. Während des Beatboxen am Anfang war es weiterhin dunkel. Mit dem Gesang, setzte das Licht hinter mir und Flo wieder ein. Man konnte jetzt 5 der anderen sehen.

Ich kannte ja nur die Choreo. Nicht was während dieser noch alles passierte. Ich versuchte mich jetzt voll und ganz auf das Tanzen zu konzentrieren. Perfekt zum Refrain setzte die restliche Beleuchtung ein und auch die noch übrigen Tänzer inklusive Flo und mir begannen ihre Schritte. Relativ schnell bemerkte ich, dass ich mich gar nicht konzentrieren muss. Mein Körper bewegt sich ganz von allein.

Schnell, fasst zu schnell befanden wir uns in der mir anfänglich unangenehmen Abschlusspose. Je mehr ich mich allerdings an den Körperkontakt mit Flo gewöhne, desto mehr Spaß macht mir das Tanzen mit ihm wieder. Er grinst mir dreckig in mein Gesicht, während er über mir beugt.  Dieser Blick. Er erinnert mich an jemanden.

Die anderen beginnen bereits sich wieder hinter die Bühne zu begeben. Flo starrt mir immer noch hypnotisierend in meine Augen. Als er endlich aus seiner Trance erwachte, packte er mich am Handgelenk und zog mich schnellen Schrittes mit nach Draußen.

In der dunklen Nacht und Eiseskälte drückte er mich gegen die kühle Wand. Sein Gesicht wie fasst immer höchstens 2 Centimeter von meinem entfernt. "Skye." murmelte er und biss sich dabei auf die Unterlippe. In dem Moment hatte ich einfach nur Angst. Er schloss seine Augen und schlug sie nach einer gefühlten Ewigkeit blitzschnell wieder auf. Mit seiner Hand strich er mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr. Ich zuckte zusammen und drehte meinen Kopf zur Seite. "Ich will dich wieder als Partnerin." sprach er mir schließlich zu.

Geschockt wendete ich ihm meinen Blick wieder zu. Ich hätte in den letzten Sekunden mit allem gerechnet aber mit dem?! "W-Was?" stammelte ich. "Du hast schon richtig gehört. Du und Ich." wiederholte er und drückte mein Handgelenk neben meinem Kopf ebenfalls gegen die Mauer. "I-Ich. Nein. Ich kann nicht mit dir tanzen. Ich will nicht mit dir tanzen." sagte ich. Er verstärkte den Druck auf meinen Arm und lehnte sich fest gegen mich. "Lass mich los!" schrie ich ihn an und rüttelte an meiner Hand. Ich hatte keine Chance. Tränen bahnten sich den Weg nach Außen.

"Du sollst sie loslassen!" erklang plötzlich eine Stimme neben uns und Flo wurde von mir weggerissen. Er fiel auf den Boden, stand allerdings sofort wieder auf. Mein Blick fiel auf die Person die dem Geschehen beigetreten war. Mario. "Wer bist du?" fuhr Flo ihn an. "Geht dich nichts an. Verpiss dich." fauchte dieser zurück und gab ihm einen ordentlichen Schubs. Unmittelbar danach wendete er sich an mich. "Alles okay?" wollte er wissen. Ich starrte ihn mit Tränenerfüllten Augen an.

Er seufzte und schlang dann seine Arme um mich, da ich ansonsten warscheinlich an der Mauer zusammen gebrochen wäre. "Was war das für ein Typ?" fragte er, nachdem ich mich beruhigt hatte. "M-Mein ehemaliger Tanzpartner. Ich bin eingesprungen weil seine... ach egal." - "Dein Tanzpartner? Das habe ich gemerkt. Für mich sah er eher wie ein Verbrecher aus." meinte Mario. "Nein. Er hätte nicht... er wollte nicht.. er wollte mich nur was fragen." stotterte ich. "Warum verteidigst du ihn?" fragte er und seine Stimme klang wütend. Ich weiß es nicht!

Aufgrund dessen, dass ich nichts antwortete zog Mario mich mit sich. "Wo gehst du hin?" - "Ich bring dich nach Hause." bestimmte er. "Stopp!" sagte ich. Er drehte sich zu mir um. "Was machst du überhaupt hier?" wollte ich wissen. "Sportstotal ist mein Management." erklärte er knapp. "Du warst da drin?! D-Das heißt du hast uns gesehen?!" fragte ich, und ich weiß selbst nicht warum mein Herz bei dem Gedanken, dass Mario mich hat tanzen sehen, mir fast aus der Brust springt. "Habe ich." stimmte er zu. "Aber dann hättest du Flo auch gesehen?" hakte ich verwirrt nach, da er mich ja gerade gefragt hat wer das war. "I-Ich hab' nur auf dich geschaut." murmelte er und kratzte sich am Hinterkopf. Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen.

"Egal. Ich bring dich jetzt nach Hause." lenkte er ab und lief weiter. Ich folgte ihm, machte aber noch schnell einen Zwischenstopp um meine Tasche und meine Jacke zu holen. "Bist du mit deinem Auto da?" fragte er als ich aus dem Gebäude kam. Flo bin ich zum Glück nicht mehr begegnet. "Würde ich mich dann von dir nach Hause fahren lassen?" entgegnete ich. Er lächelte kurz und bog dann galant um die Ecke des Hauses, wo sein Wagen stand. Wir stiegen ein und er fuhr los.

"Wo wohnst du?" wollte er wissen, als es an der Zeit war den richtigen Weg einzuschlagen. "Bogenhausen." antwortete ich. "Bogenhausen?!" fragte er geschockt. "Eh.. Ja?" - "Okay. Wow." staunte er. "Ich wohne bei meinen Eltern, Mario." klärte ich ihn auf. "Achso. Okay. Ich dachte schon du hättest da selbst eine Wohnung. Das wäre ziemlich teuer." meinte er. "Ach ja? Wie viel kostet deine Miete im Monat?" sagte ich provozierend. "Ehm.." grinste er verlegen, weil es im Prinzip das gleiche ist und ich eigentlich gar nicht wissen will wie viele Stellen der Betrag seiner Mietkosten hat.

"Es kann eben nicht jeder mit 22 Jahren, Millionen verdienen und fest im Leben stehen." lachte ich. "Hör auf damit. Ich kann nichts dafür das ich Fußballspielen kann." meinte er genervt. "Sorry." entschuldigte ich mich. Jetzt weiß ich schon mal was ich nicht ansprechen darf!

"Du bist 22?!" fragte er als wäre ihm ein Geistesblitz gekommen. "Ja." erwiederte ich. "Krass!" - "Warum?" lachte ich. "Ich dachte mir anfangs, du wärst höchstens 19 oder so. Aber aufgrund deines Studiums kam ich auf mindestens 25." erklärte er. "Du hast dir aber ganz schön viele Gedanken um mein Alter gemacht." grinste ich. Er antwortete nichts. "Es trifft sich also genau in der Mitte." lenkte ich ab. "22.." murmelte er kopfschüttelnd. "Sehe ich wirklich aus wie 19?" lachte ich. "Naja. Ehrlich gesagt... ja." gab er in der gleichen Tonlage zurück. "Besser als 25." meinte ich. "Wie alt schätzt du mich?" fragte er grinsend. "Wenn ich nicht wüsste, das du genau so alt bist wie ich... 24." - "So alt?" schmollte er. "Das ist doch nicht alt." - "Ansichtssache." Wir lachten beide.

Gerade erklangen die ersten Töne von Pony - Ginuwine aus den Lautsprechern. Ich drehte einfach ohne zu fragen etwas lauter. Er wird's aushalten. "Klar. Ich mach auch immer einfach in fremden Autos die Musik lauter." sagte er ironisch und nickte mit dem Kopf. "Sorry is' mein Lieblingslied." murmelte ich. "Da vorne rechts ist unser Haus." fügte ich noch hinzu.

Er hielt an der Stelle. "Auch noch ein ganzes Haus. Nicht schlecht." meinte er.  "Ja. Ist echt cool das Haus." stimmte ich zu. Es herrschte eine Zeit Stille zwischen uns. "Mario?" - "Hm?" machte er und richtete seinen Blick vom Lenkrad auf mich. "Danke!" sagte ich. "Kein Problem." lächelte er. Scheiße!

"Wir sehen uns dann Morgen, oder?" fragte er. "Jap." antwortere ich und löste den Sicherheitsgurt um auszusteigen. "Ciau. Und danke nochmal." sagte ich bevor ich die Tür schloss. "Ciau." meinte er. Danach fuhr er los. Ich lief nach drinnen und direkt in mein Zimmer. Was zum Teufel ist in der letzten Stunde passiert?!?

Veni. Vidi. Vici. (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt