80. Kapitel

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Mario's Sicht:

Die letzten Tage habe ich viel Zeit mit ihr  verbracht. Filme geschaut oder einfach nur geredet. Gerade möchte ich sie noch besuchen, bevor wir am Nachmittag nach Frankfurt müssen.

"Was machst du da?" frage ich verwirrt als ich sehe, dass sie dabei ist ihre Sachen in die Sporttasche zu stecken. "Ich packe." meint sie selbsterklärend. "Ja das sehe ich. Warum? Du musst noch 2 Tage hier bleiben." sage ich und setze mich auf ihr Bett, während sie sich nicht davon abbringen lässt weiter zu machen. "Ich hab' mich entlassen." murmelt sie als wäre es das Normalste der Welt. "Was?!" frage ich unnötiger Weise. "Aber.. nein das geht nicht. Du musst dich auskurieren Selena." dränge ich. Was soll das denn schon wieder?

"Hier drinnen? Da kann man doch nicht gesund werden. Außerdem ist Länderspielwoche. Ich werde mitkommen, egal was du davon hältst." sagt sie. Ich halte sie im Vorbeihumpeln auf und ziehe sie neben mich auf das Bett. "Ich meine es doch nur gut. Hier hast du alles was du brauchst un-" - "Alles was ich brauche? Ich hätte über eine Woche niemanden. Was wäre denn nach den 2 Tagen? Soll ich alleine bei Marco zu Hause bleiben? Meine Eltern haben keine Zeit genau so wenig wie mein Bruder. Und bevor du dich aufregst, ich hab' mit Jogi telefoniert. Der Mannschaftsdoc wird mich brav durchchecken." Ich sage nichts mehr. Würde ohnehin nichts bringen.

"Ich nehm das." meine ich und schmeisse mir ihre Sporttasche über. Sie hingegen ist ja immer noch an ihre Krücken gefesselt. Ich merke wie schwer ihr die weite Strecke fällt. Es macht mich immer noch fertig zu sehen, dass sie kaum gehen kann. Immer wieder denke ich daran wie sie zur Musik über den Boden schwebt. Und jetzt.. kann sie kaum einen Fuß vor den anderen Stellen.

Selena unterschreibt noch die nötigen Formulare bis wir das Krankenhaus verlassen. Allerdings werden wir dort aufgehalten. "Was willst du denn hier?" fragt sie Marcel wütend. Hab' ich was verpasst? "Marco hat nicht gesagt das du schon entlassen wirst." meint dieser verwirrt. "Geht dich auch 'nen großen Scheißdreck an." keift sie. "Warum bist du so angepisst? Was kann ich dafür das du einfach besoffen auf die Straße läufst?" meint er gefühlslos. Selena schüttelt nur enttäuscht ihren Kopf. Und in meinem Kopf rattert es langsam.

Ich lasse die Tasche auf den Boden knallen. "Du! Du warst an dem Abend mir ihr unterwegs." knurre ich und gehe auf ihn zu bis ich nur ein paar Zentimeter vor ihm stehe. "Mario, lass." Sie versucht mich zu bremsen. Aber meine Aggression überwiegt in diesem Moment einfach. "Was bist du nur für ein mieses, kleines Arschloch. Weißt du was hätte passieren können?! Was bildest du dir eigentlich ein, hm?" - "Ihr geht's doch wieder gut. Reg' dich ab Götze." meint er leichtfertig. "Ich soll mich abregen? Ich hab' noch gar nicht angefangen mich aufzuregen. Sie hätte fast ihre Beine verloren, geht das in deinen Scheiß Schädel eigentlich rein?!" Er zuckt nur mit seinen Schultern. Grund genug das ich ordentlich aushole und meine Kraft bei ihm ihr Ende findet. "Du kannst von Glück reden das sie ihre Narben mit Stolz trägt." murre ich und lasse ihn mit der blutigen Nase und dem verdutzten Gesichtsausdruck stehen.

Ich nehme die Tasche wieder und schiebe Selena, die mich mit geschockten Augen ansieht, weiter in die Richtung meines Wagens.

"Funktionieren deine Gehirnströme eigentlich überhaupt noch oder was war das gerade?" - "Komm' schon. Er hat's doch nicht anders verdient." meine ich. "Das ist kein Grund dich Strafbar zu machen, Mario." - "Du bist mir Grund genug für alles auf dieser Welt."

Mit diesem Satz halte ich ihr die Beifahrertüre auf und nehme ihr Krücken ab. Danach setze ich mich hinter das Steuer. "Warum hast du nicht gesagt, dass er dabei war?" frage ich sie während der Fahrt. "Weil es keinen Unterschied macht." meint sie knapp. "Er hätte auf dich aufpassen müssen! Welchem Mann fällt es ein Mädchen in der Nacht alleine zu lassen?!" schimpfe ich weiter. Sie weiß, dass ich Recht habe. Ich könnte mich dafür hassen. Ohne mich wäre sie nie mit ihm da aufgekreuzt.

Veni. Vidi. Vici. (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt