126. Kapitel

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"Mario.." Durch ihre Stimme wache ich mitten in der Nacht auf. Ich knipse das Licht an und reibe mir meine Augen wach. Selena sitzt kerzengerade im Bett und über ihre Wangen laufen bereits Tränen. "Baby, was ist los?" frage ich sofort und lege meine Hand besorgt auf ihren Oberschenkel. Ihr Blick wandert zu dieser Stelle. "Ich kann es nicht spüren." schluchzt sie. "W-Was?" frage ich unnötigerweise nach. "Ich.. Ich hab' solche Schmerzen. Ich spüre gar nichts mehr ausser diesen Schmerz." erklärt sie. Ihre Stimme wirkt ungewohnt schwach. Mir muss die Angst und der Schock direkt ins Gesicht geschrieben stehen, denn Selena meidet meinen Blick.

"Mir wird schwindl..." Den letzten Teil kann sie gar nicht mehr aussprechen. Ihre Augen fallen immer wieder zu und sie kippt fast um. Ohne zu zögern springe ich aus dem Bett, schnappe mir dabei mein Handy und wähle schon den Notruf. Ich ziehe ein paar Kissen heran und stütze Selena vorsichtig sich darauf zu legen. "Alles wird gut. Mach dir keine Sorgen. Die sind gleich hier." Ich versuche sie zu beruhigen und schließe meine beiden Hände um ihre rechte Hand. Die Versuche sich wach zu halten, haben kaum Erfolg. Nur noch teilweise flattern ihre Augenlieder kurz auf. Als ich die Sirene höre lasse ich sie schweren Herzens los und sprinte nach unten um die Tür zu öffnen. Auf dem Weg nach oben löchern mich die Sanitäter mit Fragen. Ich erzähle ihnen also knapp die Vorgeschichte, die sich vor 3 Jahren abgespielt hat.

"Gehen Sie bitte zur Seite." bittet mich einer. Ich muss meine Tränen zurück halten. Während sie Selena eine Stütze um den Hals legen, misst der andere ihren Blutdruck. "Zu hoch." gibt er seinem Kollegen kurz bescheid. Aber ich kann genau seinen Blick sehen. Ein Blick der Besorgnis ausruft. Das kann doch nicht wahr sein! Ich merke wie ich selbst vor Angst zittere. "K-Kann ich mit fahren?" frage ich mit kratziger Stimme, weil ich am liebsten heulen würde. "Auf dem Beifahrersitz." geben sie mir bescheid. Völlig durch den Wind krame ich also schnell mein Handy wieder hervor und schnappe mir noch ein Sweatshirt sowie meine Schlüssel. Ich habe einfach gerade keine Ahnung was hier passiert. Ich bin doch gerade erst wieder vom Trainingslager gekommen. Wie kann es ihr plötzlich so schlecht gehen?

Sie betten Selena auf eine Trage und bringen sie in den Krankenwagen. Ich lasse sie keine Sekunde aus den Augen. Auch während der Fahrt blicke ich durch das kleine Fenster durchgehend zu ihr nach hinten. "Beruhigen Sie sich. Tief durch atmen." bittet mich der Sanitäter während Selena in die Notaufnahme geschoben wird. "Beruhigen?! Wie soll ich mich da beruhigen?" rufe ich aus und deute auf meine bewusstlose Frau. Ich kann das alles nicht glauben. Das muss ein schlechter Alptraum sein! Ich dachte dieser beschissene Unfall wäre seit 3 Jahren abgeschlossen. Aber gerade flammt diese Angst so stark auf, wie sie noch nie war.

"Was ist mit ihr? Wo bringen Sie sie hin?" möchte ich von den Schwestern und Ärzten wissen, an die sie gerade übergeben wird. "Wir können noch nichts sagen. Bitte warten Sie hier." Sie schieben Selena einfach durch die Türen. Ich kann nichts tun als stehen zu bleiben und ihr hinterher zu sehen. Nun laufen mir endgültig die Tränen aus den Augen. Was jetzt? Ich kann meine Angst um Selena gar nicht in Worte fassen. Wie ein Roboter begebe ich mich zu den Stühlen und lasse mich auf einen von ihnen fallen.

Ich muss Stunden an die mir gegenüber liegende Wand gestarrt haben. Denn als ich aus meiner Schockstarre erwache, wird es draußen bereits hell. Ich fische mein Handy aus der Hosentasche und scrolle zu Marcos Kontakt.

"Was ist so wichtig mich um 7 Uhr Morgens zu wecken?" jammert er ins Telefon. Ich höre ihm eigentlich gar nicht zu. "Selena... sie ist... wir sind... Krankenhaus." stammel ich. "Was?!" Ich lege einfach auf, nachdem mir wie alle fünf Minuten klar wird, was hier gerade passiert. Dieses Szenario wiederholt sich ständig. Ich falle in eine Starre bis ich wieder hysterisch feststelle, das ich immer noch nichts von ihr gehört habe.

Veni. Vidi. Vici. (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt