70. Kapitel

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Er dreht sich um und geht. Einfach so. Ohne ein Wort. Es ist aus. Ein Grund das ich endgültig in Tränen ausbreche. Ich merke nur noch wie Marco mich in den Arm nimmt. Ich sinke auf den Boden. Ewig muss ich so dagesessen haben.

Mario's Sicht:

Ich habe sie verloren. Endgültig. Und ich hasse mich dafür. Sie war perfekt. Sie war mein Mädchen. Meine zukünftige Traumfrau. Mein Ein und Alles. Und was habe ich jetzt? Einen großen Scherbenhaufen. Und sie? Weg. Und jetzt sitze ich in Dortmund, habe niemanden. Niemanden der unsere Beziehung kannte. Der mich, der Selena, der uns wirklich kennt.

Tage quäle ich mich durch die ersten Trainingseinheiten. So habe ich mir meinen Start hier bestimmt nicht vorgestellt. Das erste Spiel sitze ich wieder komplett auf der Bank. Super Mario! Hast du mal wieder schön dein Leben vermasselt.

Gerade versucht mich Andrè auf dem Weg in die Tiefgarage vergeblich abzulenken. Allerdings werde ich von einer mir bekannten Stimme aufgehalten. Ich drehe mich langsam um.

"Samira?" murmel ich leise. Die Kleine läuft auf mich zu. "Ich wollte dir das noch geben!" lächelt sie und überreicht mir ein Blatt Papier. In meinem Herzen zerspringen tausend Glasscherben. Das Bild. Das Bild, dass sie damals gemalt hat. Selena, ich und unser Baby das Samira in den Armen hält. Die Tränen schießen mir in die Augen. Gemeinsam mit einem riesen großen Adrenalinschuss. Soll ich diese Vorstellung wirklich einfach so aufgeben?

"Mario.." bemerke ich noch eine Stimme. Selinas Mutter und ihr Vater stehen vor mir. "Wir wollten uns noch einmal bei dir bedanken. Für das was du für unsere Tochter getan hast. Wir wüssten nicht, wo sie ohne dich wäre." spricht ihr Dad. Ich nicke nur und starre auf das Bild. Danach auf die kleine Familie vor mir. "Wo ist David?" frage ich mit zittriger Stimme. Alice räuspert sich nur. "Wir haben die beiden gerade zum Flughafen gebracht." meint ihr Vater.

Ohne auch nur einen Moment darüber nach zu denken, lasse ich meine Tasche fallen und sprinte los zu meinem Auto. Egal wie viele Verkehrsregeln ich gerade breche, Nichts und Niemand kann mich jetzt davon abbringen, sie auf zu halten.

Ich parke im Halteverbot direkt vor dem riesigen Flughafen. Minuten verstreichen in denen ich mich am Schalter durchfrage. Und mit jeder Sekunde bekomme ich mehr Angst. Mehr Angst sie endgültig zu verlieren.

Endlich richtig angekommen, sehe ich durch die große Glasscheibe die letzten Passagiere einsteigen. "Nein!" schreie ich und haue gegen die Front, obwohl ich weiß das sie mich nicht hören kann. Genau in diesem Moment dreht sie sich um und blickt zurück. Mein Herz macht einen Sprung, aber sie kann mich nicht sehen. Sie hat es gespürt, ich bin mir sicher. Und ich spüre es auch. Ich spüre das sie weint. Das es ihr schlecht geht. Es zerreisst mich.

Und dann ist sie weg. Die Tür schließt sich und der Flieger rollt auf das Startfeld. "Ich liebe dich..." murmel ich und meine Hand sinkt an der Glasfläche nach unten.

Veni. Vidi. Vici. (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt