71. Kapitel

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Selena-Emilia's Sicht:

Seit 3 Monaten bin ich jetzt in Afrika. Die Arbeit hier ist toll. Das Land ist atemberaubend. Und die Kinder mit denen David und ich hier arbeiten, geben so viel Liebe und Dankbarkeit. Auch wenn die sprachliche Verständigung kompliziert ist, man kann es ihnen an den Augen ablesen. Aber trotzdem ist es nicht das selbe. Ich vermisse München. Die Jungs aus der Mannschaft. Marco. Und ganz voran Mario. Seine Stimme, seinen Atem, seine Berührungen, seine Küsse, seinen Humor, seine Art mich aufzuheitern. Ich vermisse seine Liebe.

"Selena?" höre ich meinen Bruder durch unsere 'Ferienwohnung' schreien. "Ich bin hier!" antworte ich. Er kommt zu mir auf den Balkon, von wo man eine unglaubliche Aussicht hat. "Das solltest du dir ansehen." Er hält mir sein Handy vor die Nase. BILD. Na super.

Mario Götze kickt in Zukunft beim BVB. Dieser Wechsel wurde längst bekannt. Aber auch im Privatleben änderte sich einiges:

Nicht nur das es für ihn beruflich immer noch nicht läuft, auch noch in Hinsicht auf seine Einjährige Beziehung zu Selena-Emilia Grace (23), scheint der Fußballer kein Glück zu haben. Lange haben sie es geheim gehalten. Aber: Seine 'große Liebe' kümmert sich lieber um kranke Kinder in Afrika, anstatt um die Sorgen ihres nun EX-Freundes. Auf die Frage, ob es an dem Wechsel lag, reagierte Götze verhalten. An ein Interview mit Frau Grace seie nicht zu denken....

Ich gebe ihm sein Handy zurück. Natürlich versetzt mir dieser Artikel einen Stich ins Herz. Ich habe mich in den letzten Wochen vor Allem gehütet was Öffentlichkeit oder Medien angeht. Aus dem einfachen Grund das ich genau das vermeiden wollte. "Weißt du, das da drüben die Hölle los ist? Der FC Bayern, der BVB, der DFB und Mario, sie können sich vor Presse und Journalisten nicht mehr retten. Frag' mich nicht warum, aber anscheinend war eure Beziehung für mehrere Menschen auf dieser Welt etwas sehr besonderes."

Ich muss schlucken. Mit zitternden Händen nehme ich zum ersten Mal seit meinem Aufenthalt hier mein Handy in die Hand. Ich durchscrolle Instagram und Facebook. Was ich da sehe, schockiert mich noch mehr. Mario sieht so kaputt aus, wie noch nie. Jedes Bild das von einem Journalisten geschossen wurde, strahlt Traurigkeit und Leid aus. In Instagram stehen Bilder von uns beiden. Bitten, das wir uns nicht aufgeben dürfen. Und Nachrichten, die einem das Herz zerreissen. Zuletzt lese ich die Nachrichten von Marco. Ich hatte keinen Kontakt zu niemanden. Ich entschließe mich, Marco anzurufen.

Marco: Skye!! Was machst du? Wie geht's dir? Weißt du was wir uns für Sorgen gemacht haben?!

Ich: Ich schluchze nur ins Handy. Mir schiessen Tränen ins Gesicht.

Marco: Nicht weinen...

Ich: W-Was geht da drüben ab, Marco?

Marco: Ich glaube nicht, das du das wissen möchtest.

Ich: Marco!

Marco: Naja... die Presse ist schlimmer als je zu vor. Sie.. Sie lassen ihn nicht in Ruhe. Aber das ist ihm egal, sagt er immer. Er setzt die Welt dafür in Bewegung, das du davon nichts mitbekommst.

Ohne eine Antwort zu geben lege ich auf. "Was ist de-" mein Bruder möchte natürlich Antworten. Aber ich laufe einfach über die Treppe der Terrasse nach unten. Richtung Meer. Es ist brühend heiß in der Sonne, aber das ist mir alles egal. Ich kann nicht einmal mehr weinen. Stundenlange muss ich auf den Ozean gestarrt haben. Die Sonne verschwindet langsam am Horizont. Aus irgend einem Grund werde ich von Sekunde zu Sekunde unruhiger. Aufgeregter.

Plötzlich erscheint neben mir eine Silhouette, die sich wortlos neben mir in den Sand niederlässt. Ich schließe meine Augen und atme tief durch. Mein Herz rast. Aber ähnlich einem Krieg bildet sich sofort eine Mauer um mich.

Mario. "Was willst du hier?" frage ich erstaunlicher Weise ruhig. "Ich hab' Winterpause un-" Ich unterbreche ihn sofort. "Das ist nicht die Antwort auf meine Frage." - "Ich möchte mit dir reden." - "Da gibt es Nichts zu reden." Mit diesem Satz stehe ich auf und laufe auf dem immernoch warmen Sand zurück in Richtung Bungalow. Ich kann nicht glauben das er extra nach Afrika fliegt. Nach Afrika!! "Natürlich! Das weißt ganz Deutschland. Nur du willst es nicht einsehen!" Mario greift mich am Handgelenk. Wie immer wenn er energisch versucht mir etwas klar zu machen. Eigentlich haben seine durchdringende Stimme, seine leuchtenden Augen und sein Körperkontakt, mich auch immer unsicher in meiner Meinung werden lassen. Aber ich will es nicht zu lassen. Und das ich es tatsächlich schaffe ihm standhaft zu bleiben, schockiert mich.

Kopfschüttelnd löse ich seine Hand von mir und gehe weiter. Ich haue einfach ab, will am liebsten von Nichts und Niemanden mehr etwas hören oder sehen.

Mario's Sicht:

"Und?" fragt mich David gespannt, als ich den Bungalow wieder betrete. Ich schüttel meinen Kopf. Selena ist einfach abgehaun. "Die und ihr Sturkopf! Ich hasse es. Da fliegst du extra Stundenlang nach Afrika.. Afrika! Das muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen. Und dann hört sie dir nicht einmal zu." David regt sich sichtlich auf. "Sie hat allen Grund dazu, mir aus dem Weg zu gehen." meine ich. "Vielleicht. Vielleicht hat sie den. Aber sie hat kein Recht sich und dir die Zukunft zu verbauen." meint er tadelnd.

"Ist es okay wenn ich hier auf sie warte?" frage ich David, der bereits dabei war zu Bett zu gehen. "Klar." meint er leicht lächelnd und verschwindet nachdem er mir noch ein Glas Wasser vorgesetzt hat. Auf diese durchsichtige Flüssigkeit muss ich ewig gestarrt haben. Mit dem Finger dagegen geklopft, die Kreise beobachtet. Und vorallem viel Nachgedacht.

Als sich die Tür dann endlich öffnet und Selena herein tritt, rutscht mir mein Herz wie jedes Mal wenn ich sie sehe in die Hose. Augen verdrehend seufzt sie. "Bevor du etwas sagst, hör mir bitte einfach nur zu." bitte ich sie. Ausatmend setzt sie sich mir gegenüber an den Tisch.

"Keine Ahnung wie ich anfangen soll... Ich habe wirklich viel falsch gemacht. Ich wollte das nie, aber ich habe nur an mich gedacht. Das habe ich nur selbst nicht bemerkt. Durch die Tatsache das ich versucht habe alles richtig zu machen. Aber eigentlich wollte ich doch immer nur eine Zukunft. Eine Zukunft in der ich mir keine Gedanken um ein falsches Wort machen muss. Eine, in der ich keine Angst davor haben muss was Morgen kommt. Aber vor allem wollte ich eine, in der du vorkommst und in der du glücklich bist. Eine Zukunft mit dir."

Ich sehe ihr die ganze Zeit über in die Augen, Augen in denen Tränen stehen. Allerdings sagt sie nichts. Ich nicke niedergeschlagen. "Verstehe..." murmel ich und erhebe mich. "Ich werde nicht weiter kämpfen. Ich sehe das du nicht willst. Und ich habe verdammt nochmal keine Kraft mehr zu kämpfen... Anscheinend habe ich meinen Schatz nicht genug wertgeschätzt und mein Sieg ist hinfällig.." Veni. Vidi. Vici. Von wegen.

Veni. Vidi. Vici. (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt