61. Kapitel

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Selena-Emilia's Sicht:

Als hätte ich nicht schon genug Probleme, kontaktiert mich jetzt auch noch der FC Bayern. Mein lieblingsthema seit den letzten Tagen.

Besser gesagt, ist Pep, überhaupt nicht begeistert davon, was Mario zur Zeit abzieht. Was er mir erzählt hat, hat das Loch das sich ohnehin schon in meinem Herzen befindet noch tiefer gerrissen. Und dazu kommt noch, dass die mir schon wieder ein Jobangebot gegeben haben, welches ich eigentlich gar nicht ablehnen kann. Ich brauche Geld, kann nicht ewig von meinen Eltern leben.

Also haben sie mir für heute einen Flug nach Dortmund gebucht. Dort wollen sie weiteres mit mir besprechen. Wenigstens kann ich dann gleich mit Marco quatschen.

*6 Stunden später*

Alleine schon die Tatsache das Mario, mal wieder, nicht spielen durfte, macht mich völlig fertig. Mein Herz hängt so sehr an ihm. Das Gefühl, dass er sich in meiner Nähe befindet, verursacht ein unglaubliches Kribbeln in meinem Körper.

Nur weiß ich nicht was mehr kribbelt, seine Nähe oder doch eher die Angst ihm über den Weg zu laufen, was sich wohl unmöglich vermeiden lässt.

Ich gehe also nach unten, mit Hilfe der Unterlagen welche ich bekommen habe kann ich an den Securitys vorbei. Als ich an dem Raum ankam, der mir beschrieben wurde kommt gerade auch Mathias um die Ecke. "Hallo. Schön dich wiederzusehen." begrüßt er mich und reicht mir die Hand.

Danach setzen wir uns in dem besagten Raum an einen Tisch. Nach kurzem Smalltalk kommen wir aber auch schon zum ernsteren Teil des Gesprächs. "Warum habe ich Vorstellungsgespräche immer bei dir?" frage ich lachend. "Naja eigentlich heute nur aus dem Grund, dass die Medienabteilung gerade während und nach einem Spiel alle Hände voll zu tun hat." antwortet er. Medienabteilung?

"Hör zu. Du bist mit allen Spielern super klar gekommen. Wir sind immernoch davon überzeugt das du super in unser Team passt. Und leider hat uns ein Kollege verlassen, der für die Social-Media Abteilung zuständig war. Bevor du fragst: Wir wissen das du keine Ausbildung darin hast. Aber du hast etwas viel wichtigeres, Vertrauen und Verständnis für unsere Spieler. Deshalb haben wir uns gedacht du könntest den Part übernehmen und nebenbei deinen sozusagen alten Job, wieder ein kleines Bisschen aufnehmen." What?!

"Für was habt ihr eigentlich eine Teammanagerin?" frage ich. "Das frage ich mich auch manchmal." lacht Mathias. Ich stimme kurz mit ein. "Das hört sich alle so traumhaft an. Genau wie damals." - "Nur das du diesesmal einen richtigen Vertrag bekommen würdest. Die Bezahlung ist übrigens auch angemessen, denke ich." lächelt Mathias.

"Ich.. denke ich bin wieder dabei." meine ich. Augenblicklich fängt er an zu grinsen. "Das wird sicher nicht nur mich freuen." murmelt er. Ich reagiere nicht, weil ich genau weiß das er auf Mario anspielt. "Also der Vertrag." wechselt er das Thema und zieht einen kleinen Stapel Papier aus der Aktentasche die die ganze Zeit auf dem Tisch lag.

Ich las ihn mir durch. Verschwiegenheitsklausel hier und Paragrafen dort. Bei so einem Fusballclub zu arbeiten bringt so viel Regeln mit sich. "Wenn ihr mit dem Tore schießen auch so schnell wärt." lache ich nachdem ich unterzeichnet habe.

Wir verlassen den Raum. Gerade als ich mich mit einem erneuten Handschlag von Mathias verabschiede, kommen zwei Personen in unsere Richtung. Einer in FC Bayern Montur und der andere in gleichen Sachen, nur ziert darauf das BVB Zeichen.

"Ach ja. Regelt das." wirft mir Mathias zu, bevor er verschwindet. Es sind  Mario und Marco. Schon von einem Kilometer Entfernung hätte ich ihn erkannt. Und wäre ich blind, hätte ich es trotzdem gemerkt. Ich bleibe wie angewurzelt stehen. Während ich von Marco kurz umarmt werde und er sich ein Loch in den Bauch freut, starre ich nur Mario an. Ich habe das Gefühl, dass mir mein Herz gleich aus der Brust springt. Ich hatte Angst vor dieser Begegnung, ja. Aber es ist noch viel schlimmer. Wie kann man einen Menschen so abgöttisch lieben?

"Was machst du mit Sammer?" reisst mich Marco aus meinem realen alptraum. "Ich.. Ich ähm." stammle ich. "Hab ich dir dich erzählt, man." flüstert Mario und stoßt Marco kurz mit dem Ellenbogen. Vermutlich sollte ich das gerade nicht hören. Hab' ich aber.

"Du hast das alles eingefädelt, richtig?" frage ich, überraschender Weise relativ ruhig. Er senkt den Blick in Richtung Boden. Ich schüttle nur meinen Kopf. "Ich meine es doch nur gut." versucht er sich zu rechtfertigen. "Du willst mich an dich binden, sonst nichts." entgegne ich. "Kann mich mal jemand aufklären?" funkt Marco dazwischen.

"Klappe!" fahren ich und Mario und gleichzeitig an. Er hebt abwährend seine Hände. "Schlimmer als ein altes Ehepaar." murrt er und lässt uns alleine. "Natürlich will ich das du so viel wie möglich bei mir bist. Weil ich dich liebe, verdammt!" Bäm. Obwohl ich es weiß, ist es wie ein Schlag ins Gesicht. Mein Herz beginnt noch schneller zu Schlagen. "Vielleicht liebst du mich einfach nicht mehr." sagt er niedergeschlagen.

Langsam steigen mir die Tränen in die Augen. Ich bin geschockt über seine Aussage. Mario tritt einen Schritt auf mich zu. Ich hingegen einen nach hinten, allerdings pralle ich schon jetzt gegen die Wand. Er schließt sofort auf.

Sein Atem streicht meine Haut. Ich versuche seinem Blick konzentriert auszuweichen. Das gelingt mir auch, bis er seine Hand an mein Unterkiefer legt und mich dazu zwingt, ihm in die Augen zu sehen.

"Sag' mir ins Gesicht, dass du mich nicht liebst. " fordert er leise. Ich habe das Gefühl er schnürrt mir meine Lunge zu. "Ich.. Ich habe nie an den Gefühlen zu dir gezweifelt." sage ich. Meine Stimme ist kaum mehr als ein krächzen. "Warum, Selena?" murmelt er. Sanft streicht er mit seinem Daumen über meine Wange.

"Warum redest du dir dann ein, dass wir nicht zusammen sein können? Weißt du wie es mir geht? Ich liege Nachts wach. Seit du weg bist, mache ich kein Auge zu. Ich dreh durch, wenn ich daran denke das ich es kaputt gemacht habe. Ich halte es nicht aus, nicht neben dir aufzuwachen. In meiner Wohnung fühlt es sich an, als würde ich im Knast sitzen. Ich muss jede Sekunde an dich denken. Willst du das Jahr das wir hatten einfach wegschmeissen?" fragt er. Ich kann sehen wie seine Augen funkeln. "W-Wir waren doch erst ein halbes Jahr zusammen." murmel ich. Zu mehr bin ich nicht fähig. Sein fesselnder Blick lähmt mich.

"Und das davor? Ist das egal?" Nun rinnt ihm endgültig eine Träne aus dem Auge. "D-Dafür bin ich dir auch unendlich dankbar. Ohne dich würde ich wahrscheinlich nicht mehr le-" Er unterbricht mich, indem er mit seinem Zeigefinger meinen Mund zu hält. "Ich will das nicht hören. Aber weißt du, was mich enttäuscht ist nicht das, dass du anscheinend die meiste Zeit bereits vergessen hast, sonder das  du davon redest das wir zusammen waren." Augenblicklich lässt er von mir ab. Ich sinke an der Mauer nach unten.

Noch während ich aufschluchze werde ich ruckartig nach oben gezogen. "Los!" fordert Marco und schubst mich in die Richtung in die Mario gerade verschwunden ist. Ich blicke ihn ängstlich an, worauf er mir einen aufmuternden Blick schenkt.

Schon nach kurzer Zeit habe ich Mario eingeholt. Ich lege meine Hand auf seine Schulter worauf er ruckartig stehen bleibt. Ich höre wie er schnieft und er wischt sich mit seinem Ärmel über die Augen. Erst danach dreht er sich zu mir um.

Kurze Zeit sieht er mich geschockt an. Wahrscheinlich weil ich mittlerweile richtig weine. "Ich habe keine einzelne Sekunde vergessen. Im Spielertunnel als du mich angemacht hast, und ich dich richtig hab abblitzen lassen. Im Cafè, als wir Marco verascht haben. Der Moment, indem du meine Tattoos betrachtet hast, und schon damals meine Haut unter deinen Berührungen gebrannt hat. Als ich zum ersten Mal mit dir aufgewacht bin, nachdem uns der Regen übergossen hat. Der Geruch deines Pullovers, den ich noch im Krankenhaus immer bei mir getragen habe. Den Moment, als du mich aus der Hölle geholt hast und jeden weiteren, in dem du in dieser Zeit an mich geglaubt hast. Wieder im Spielertunnel, als du mir zum ersten Mal deine Liebe gestanden hast. Ich weiß alles. Bis hin zu unserem Urlaub in Dubai. Alles, Mario. Und wenn ich in deine Augen sehe spiegeln sich genau diese Momente." 

Veni. Vidi. Vici. (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt