38. Kapitel

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Mario's Sicht:

"Man wir fliegen Morgen Marco. Morgen!" - "Ich weiß. Aber ich kann auch nicht zaubern." - "Ich muss es einfach schaffen sie auf andere Gedanken zu bringen."

Die letzten Tage haben ich und Marco jeden Tag irgendetwas veranstaltet nur damit es ihr endlich besser geht. Aber egal was, sie hat immer nur versucht vorzuspielen das es ihr gut geht, was es aber immer noch nicht tut. Außer die Schmerzen die nachgelassen haben, hat sich bei Selena wirklich nichts getan.

"Du weißt wie schwer mir das fällt Marco. Aber... kannst du Marcel anrufen?" - "Was?! Forni? Du hasst ihn!" - "Das weiß ich selber. Trotzdem, er ist der einzige der eine Chance hat an sie ran zu kommen." - "Veraschst du mich gerade?" - "Sehe ich aus als würde ich Witze machen?" - "Du meinst wegen dem Tanzen, oder?" Ich nickte. Marco blickte mich etwas misstrauisch an. "Ich kann's ja versuchen." meinte er dann und lief mit seinem Handy in sein Schlafzimmer.

Selena liebt tanzen. Und das ist auch das, was Marcel eben kann. Auch wenn ich es mir nicht eingestehen will.

"Er hat gesagt das wir in einer viertel Stunde zu ihm in dieses dings da kommen sollen. Ich weiß nicht wie's heißt aber wo's ist." - "Gut." antwortete ich und erhob mich.

Ich lief ins Gästezimmer, bevor ich eintrat klopfte ich an. "Hey." lächelte sie und nahm ihre Kopfhörer aus den Ohren. "Anziehen. Ich hab' ne Überraschung für dich." grinste ich. "Mario. Das ist ja lieb und nett, aber bitte nicht noch mehr Ablenkungsversuche." - "Der letzte. Versprochen!" sagte ich wie ein kleines Kind. Sie seufzte und erhob sich.

"Super!" freute ich mich. "Was soll ich anziehen?" fragte sie mich, da sie ja keine Ahnung hat was wir machen werden. "Ehm... darf ich?" Ich deutete auf ihre Sporttasche. Sie nickte. Nach kurzem drin herumkramen zog ich eine schwarze Hose und einen grauen Nike Hoodie raus. Ich nahm noch ihre pinken Nike Roshe Run und reichte ihr dann alles. "Auf Reizwäsche kannst du verzichten." zwinkerte ich grinsend. "Arschloch!" fauchte sie, konnte ihr kleines Lachen aber dann doch nicht unterdrücken.

"Könnt ihr mir sagen wohin wir fahren?" fragte sie als wir 10 Minuten später in Marco's Wagen saßen. "Zu spät. Wir sind bereits angekommen." meinte Marco. Sie, wie auch ich, blickte nachdem wir ausgestiegen sind auf ein großes Backsteingebäude. "4. Stock." gab uns Marco bescheid und lief vorraus.

"Kein Aufzug?!" beschwerte ich mich nachdem wir durch die Glastüre eintraten. "Sportlich, Mario." neckte mich Selena und joggte hinter Marco die ersten Treppen nach oben.

Ich seufzte und folgte ihnen dann. Wenigstens hat sie wirklich fasst keine Schmerzen mehr, und lügt mich damit auch nicht an, sonst könnte sie die vielen Stufen unmöglich erklimmen.

Marco stieß die Tür, die zu einem großen, mit Holzboden und Spiegeln ausgestattetem Raum führten. Ein Tanzstudio vermute ich mal. "Was soll das?!" fragte Selena sofort. "Wir dachten es wäre eine gu-" - "Eine gute Idee mich in irgend einen Tanzkurs oder sowas zu stecken?" unterbrach sie mich.

"Wou. Jetzt fühle ich mich beleidigt." Marcel kam mit seinem üblichen Gesichtsausdruck der so viel heißt wie IchBinOhnehinDerGeilsteDerWelt, aus einem kleinen Raum der angrenzte. "Marcel." lächelte er schmierig und reichte Selena die Hand. Sie nahm sie an und antwortete: "Skye."

Ich merke jetzt schon wie ich mich selbst anspanne. Lange würde ich das nicht aushalten.

"Ich hab' gehört du sollst ganz gut sein.." meinte Marcel mit einem fragenden Unterton. "Lass mich raten. Das ganz gut, hat dir Marco verklickert." antwortete Selena. "Naja. An mich kannst du nicht ran also.." - "Pff. Ich kann an dich nicht ran? Mit Sicherheit schon." - "Glaubst du?" - "Weiß ich." Sie lächelte ihn gespielt abwertend an.
Was soll denn das jetzt?! Zwei Wörter mit diesem Arschloch und sie ist wieder genau so drauf wie früher? Ich fass' es nicht.

Ihr Blick, ihre Stimme, ihre Haltung trug wieder diese Selbstsicherheit. Selbstsicherheit, die sie in der letzten Woche nur selten gezeigt hat.

"Das meintest du also." flüsterte mir Marco zu. Ich konnte absolut nichts erwiedern.

"Bitte." sagte Marcel und ließ Selena weiter in die Mitte des Raumes treten. Er drückte kurz auf seinem Handy rum, worauf Musik ertönte, nur um es danach Marco in die Hand zu drücken. Not Afriad - Eminem.

Marcel lief zu Selena. Sein Blick war starr auf sie gerichtet. Er trat nah an sie heran. Zu nah.

Bevor er sie berühren konnte, fing das Lied richtig an und Selena begann sich zu bewegen. Marcel schreckte zuerst ein wenig zurück, setzte aber zu meiner Unzufriedenheit im Refrain mit ein.

"Das was Skye da macht ist kein Hip-Hop mehr. Das ist... Wow. Sie mixt mit Classicdance." sagte Marco zu mir. "Sie mixt mit was? Seit wann hast du so viel Ahnung davon?" hakte ich nach. Ich habe nicht den geringsten Schimmer wie man das nennt was die beiden da veranstalten. Wenn ich Marcel's Tanzstil benennen müsste, würde ich es als Anmache bezeichnen. Fest steht, es passt mir ganz und gar nicht. "Ich bin schließlich einer seiner besten Freunde. Freunde teilen ihre Hobbys." erklärte Marco.

Die beiden redeten nachdem sie zum stehen kamen irgendetwas, was ich aber nicht verstehen konnte da das nächste Lied bereits Lautstark aus den Boxen dröhnte. Als Marcel irgendetwas vormachte und Selena ihn nachahmte, begannen sich meine Muskeln wieder ins unermessliche anzuspannen.

"Ich glaube wir verschwinden lieber." meinte Marco als er mich betrachtete. "Was?! Ich lass' sie doch nicht mit dem allein." - "Mario. Er wird sie nicht anrühren. Das verspreche ich dir. Und du machst dich mit deiner verfickten Eifersucht auf ihn nochmal kaputt." sagte er eindringlich. Ich atmete tief durch und ließ mich letztendlich von Marco aus dem Raum schieben.

Ich blickte durch die Glastüre und sah wie Selena ihren warmen Pulli, der von mir Doofi für diese Jahreszeit echt dumm ausgesucht war, auszog und nur noch im Sport BH vor Marcel stand. "Nein. Ich kann nic-" - "Mario! Sie wird öfter so trainieren. Das ist doch ganz normal." - "Aber.." - "Nichts aber. Der Kontakt tut ihr gut, das siehst du doch. Also lass' uns abhauen und ich schreib' Marcel das wir sie in einer Stunde wieder abholen." Ich seufzte und lief wiederwillig die Treppen nach unten. Ohne meinen Gedanken auch nur eine Millisekunde auf etwas anderes zu konzentrieren als auf das, was da oben gerade passieren könnte.

*1 Stunde später*

Ich lief mit Marco abermals die Treppe nach oben. Mit jeder Stufe wurde ich schneller. Ich wollte sie einfach nur sehen.

"Mario verdammt! Jetzt bleib doch mal stehen." riss mich Marco plötzlich aus den Gedanken. "Was?!" keifte ich und drehte mich um. "Wo liegt dein scheiß Problem man? Schon die ganze Zeit über kann man mit dir kein normales Gespräch mehr führen, nur weil du daran denkst was Marcel machen könnte." - "Ich vertraue ihm nunmal nicht." Marco sah mich eindringlich an. "Ich dachte du liebst sie." murmelte er und lief an mir vorbei die letzten Stufen nach oben.

Bevor ich etwas erwiedern konnte, war er hinter der Glastür verschwunden. Was meint er damit?

Ich setzte mich langsam in Bewegung und trat ebenfalls durch den Eingang. Selena und Marco kamen bereits auf mich zu. Sie lächelte nur zufrieden, Marco hingegen sah mich, soweit es Selena nicht mitbekam, immer noch mit diesem Durchdringenden Blick an.

Ohne jegliche Kommunikationen machten wir uns also wieder auf den Weg nach unten und stiegen in Marco's Auto. "Jungs?" Wir entgegneten beide ein: "hm?" - "Danke." sagte sie. Ich lächelte leicht.

"Sag' mal was ist denn los mit dir?" hakte Selena nach als wir gemeinsam bei Marco am Tisch saßen, ich allerdings nur in meinem Essen herumstocherte. "W-Was? Sry ich hab' nicht zugehört." - "Ich habe gefragt was mit dir los ist. Seit ihr zwei vorhin verschwunden seit bist du komisch." - "Ich.. Ich.." - "Er macht sich nur Gedanken warum Felix ihm nicht zurück schreibt. Dabei ist der bestimmt nur beschäftigt." lenkte Marco ab. "Achso. Der ist bestimmt nur unterwegs oder so." Ich nickte.

"Ich geh' duschen." meinte sie und stellte ihren Teller auf Marcos Küche ab, um danach im Badezimmer zu verschwinden.

"Danke." murmelte ich Marco zu. Er winkte ab. "Marco, was meintest du vorhin mit: Ich dachte du liebst sie?" - "Du vertraust Marcel nicht. Aber wenn du wirklich das für sie empfindest, was du sagst das du tust, hättest du ihr vertraut."

Veni. Vidi. Vici. (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt