93. Kapitel

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Selena's Sicht:

Jetzt verbringe ich schon 3 Tage bei Marco und habe immer noch nichts von ihm gehört. Weder er, noch ich haben Kontakt gesucht. Vielleicht war das auch ganz gut. So ist wenigstens diese riesen Wut weg. Aber jetzt muss ich mit ihm reden. Langsam hätte ich wirklich gerne eine Erklärung für das ganze Theater. Ich fahre mit Marco zum Training. Meine Knie zittern wie verrückt. Schon als ich ihn auf dem Platz stehen sehe, merke ich wie schlecht es ihm geht. Er sieht komplett fertig aus. Müde, niedergeschlagen.

Als er mich erblickt kommt er auf mich zu. Marco klopft ihm im Vorbeigehen bestärkend auf die Schulter. "Du solltest zu ende trainieren." meine ich knapp. "Ich bin seit 6 Stunden hier." sagt er und sieht mir in die Augen. 6 Stunden? "Jetzt doch wieder Sport. Ich dachte du bist auf Alkohol umgestiegen." sage ich etwas abfälliger als es eigentlich klingen sollte. "Ich hab' dir das doch schon erklärt." meint er.

"Nein, Mario. Du hast mir gar nichts erklärt! Das ist doch das Problem. Mit niemandem redest du. Nicht mit deiner Familie, nicht mit Marco und vor allem nicht mit mir." beschwere ich mich. Er senkt seinen Kopf und schiebt mich ein kleines Stückchen weiter weg vom Fußballplatz. Muss hier ja nicht jeder mitbekommen.

"Ich hatte solche Angst. Als du den Test machen wolltest, wusste ich genau das du nicht schwanger sein kannst. Diese Enttäuschung in dir zu sehen war die Hölle. Da sollte ich dir auch noch sagen das du nie von mir schwanger sein wirst? Ich hab das nicht übers Herz gebracht. Ich liebe dich so sehr. Und ich weiß das du... das wir uns so sehr eine Familie wünschen. Ich kann dir das nicht geben. Weißt du wie schlimm das für mich ist? Ich bin derjenige der alle Träume zerstört." sagt er und fängt fast an zu weinen. Seine Stimme kratzt und ist mehr als zittrig. "Wann wolltest du mir das denn sagen, hm?" frage ich sauer. Klar berührt mich das was er gerade gesagt hat. Klar habe ich Verständnis für ihn und diese Situation. Aber das sind doch keine Ausreden. Er antwortet nichts, sieht nur weiter auf den Boden.
"Du sagst mir wochenlang nichts. Wie soll ich dir da vertrauen?" - "Du hast mir doch ohnehin nicht vertraut. Dachtest du wirklich ich könnte eine andere Frau anrühren. Ich liebe dich Selena. Was soll ich denn bitte machen? Mal eben so nebenbei sagen 'hey Schatz das mit den Kindern wird wohl nichts aber wir haben auch so ein schönes Leben'. Nein Danke."- "Aber darüber kann man reden. Da gibt es doch Möglichkeiten. Ja, es ist beschissen. Mehr als das. Aber findest du nicht so etwas sollten wir gemeinsam durchstehen? Wir wollen heiraten, Mario. Wie soll das funktionieren wenn... wenn ständig jeder für sich alleine kämpft." - "Ich kämpfe nicht für mich allein. Ich kämpfe nur für dich. Weil du mir das Wichtigste in diesem ganzen Universum bist. Und ich kann nicht mit diesem Gedanken leben, das du nicht glücklich bist."

"Jetzt hör mir mal gut zu! Ich bin glücklich. Mit, oder ohne Kinder. Ich liebe dich. Egal ob ich von dir schwanger werde oder nicht. Und nein, ich habe dir eigentlich nicht zugetraut das du eine andere auch nur ansiehst. Ich wusste das du das nie tun würdest. Weil ich dir bis ins kleinste Detail vertraue. Aber ich sage dir jetzt was, und das meine ich ganz ernst. Lüg mich nie wieder so an! Nie wieder."

Ihm läuft eine Träne über die Wange. Bei mir sind das wohl einige mehr. Er schluckt und zieht mich dann in seine Arme. Vorsichtig legt er seine Hand an meinen Hinterkopf. "Ich liebe dich." flüstert er leise. "Hast du... Wie kommst du überhaupt auf solche Gedanken?" frage ich gespannt. Er fährt sich verzweifelt durch seine Haare. "Ich war beim Arzt und hab so 'nen Schnelltest machen lassen." murmelt er. "Aber warum? Wie kommst du da drauf. Du hast doch immer gesagt es ist normal das es nicht gleich funktioniert blablabla." meine ich. "Ja schon. Aber.. naja mein Onkel hatte das auch. Er und seine Frau, also meine Tante haben Jahrelang versucht Kinder zu kriegen. Dann haben die festgestellt das er das Problem ist und die Ehe ist in die Brüche gegangen." sagt er traurig. "Ich habe einfach Angst." fügt er noch hinzu. Ja. Jetzt habe ich auch Angst.

Veni. Vidi. Vici. (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt