77. Kapitel

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"Fuck!" murmel ich leise vor mich hin. Ich nehme Mario's Handy das neben mir liegt um auf die Uhr zu sehen. Es ist mitten in der Nacht. Danach sehe ich auf Mario nieder, der neben mir schläft. Mir rinnt eine Träne über die Wange, welche dann auf seinen Oberkörper tropft. Mein Herz bleibt für einen kurzen Moment stehen und schlägt erst weiter als ich fest stelle das er nicht aufwacht. Was haben wir uns dabei gedacht?!

Ich ziehe eine der Felldecken über Mario und wickel die andere um meinen Körper um danach die Klamotten, die verstreut bis hin zur Haustüre liegen, auf zu heben und mich an zu ziehen. Ich nehme mein Telefon, welches ich in meiner Hosentasche habe und versuche so leise wie möglich die Haustüre hinter mir zu schließen. Nun läuft endgültig die salzhaltige Flüssigkeit über mein Gesicht.

10 verpasste Anrufe, 23 neue Whatsapp Nachrichten. Marco, na super. Ich wähle seine Nummer. "Skye! Sag' mal spinnst du?!" fährt er mich sofort an. "Kannst du mich abholen?" schluchze ich in den Lautsprecher. "Wo bist du überhaupt?" möchte Marco logischerweise wissen. "Bei Mario." Ich bekomme eine Gänsehaut am ganzen Körper. Nur weiß ich nicht ob aufgrund der Kälte oder eher wegen diesem Namen. "Ach du Scheiße!" entfährt es Marco. Ich kann förmlich vor mir sehen wir er sich die Hand vor seinen Mund hält. "Bin gleich da." Danach legt er auf.

Ich lasse mich auf der Treppenstufe nieder und blicke in das Dunkel der Nacht. Nur das schimmrige Licht der Strassenlaterne macht es aus das ich mich nicht ganz so fürchte. 5 Minuten später höre ich Marco's Wagen vorfahren. Diese Minuten kamen mir vor wie eine halbe Ewigkeit. Im gleichen Moment in dem ich aufstehe, geht hinter mir die Haustüre auf. Da hab' ich mich wohl zu früh gefreut. Trotzdem gehe ich einfach ohne mich umzudrehen. In der Hoffnung das er es einfach dabei belässt. Natürlich nicht.

"Selena!" schreit er mir hinterher. Kurz bevor ich das Grundstück verlasse, drehe ich mich also um. "Das war ein Fehler, Mario." sage ich und versuche so glaubhaft wie möglich zu wirken. Es war kein Fehler. Es war Liebe.

Bevor er mir hinterher kommen kann steige ich zu Marco ins Auto. "Was ist denn pas-" Ich unterbreche ihn unter Tränen. "Fahr los!" Von ihm kommt nichts mehr und er tut was ich sage. Durch die Scheibe sehe ich Mario vor seinem Haus stehen wie er sich die Haare rauft und dann auf die Stelle auf den Boden setzt, wo gerade noch ich war.

Ohne auf Marco zu warten steige ich aus dem Auto und sperre mit dem Schlüssel den ich von Gestern noch dabei habe die Türe auf. Bevor ich allerdings verschwinden kann, um einer Erklärung zu entgehen, werde ich von ihm aufgehalten. Er muss nichts sagen, damit ich weiß was er hören möchte. Aber ich bin noch nicht fähig ein Wort zu sagen. Er atmet laut aus und schlingt seine Arme um mich.

"Es tut mir so leid." schluchze ich und weine wieder unaufhörlich los. "Ihr habt mit einander geschlafen, richtig?" fragt er vorsichtig nachdem er sich mit mir auf die Couch gesessen hat. Er streicht mir langsam die immer noch nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ich muss furchtbar aussehen. Regen, Sex und Heulen. Sehr gut Selena, du hast mal wieder 100 Punkte in deinem Leben erreicht.

Ich nicke vorsichtig und kann merken wie Marco sich anspannt. "Das dieser Typ auch nicht einmal die Finger bei sich lassen kann." murrt er. "Dazu gehören immer zwei, Marco. Wir sind beide schuld. Ich weiß nicht, was wir uns dabei gedacht haben." murmel ich immernoch geschockt von mir selbst.

"Ich schon." fängt Marco wieder an. "Gar nichts. Ihr habt euch gar nichts dabei gedacht. Weil ihr euch liebt und liebende Menschen tun so etwas nun mal." Er erklärt es mir als würde ein 5 jähriges Mädchen vor sich sitzen.

"Hör auf damit. Das ist totaler Unsinn und das weißt du auch." Ich blocke sofort ab. Er sieht mich skeptisch an. Er weiß es genau so wie ich das tue. Aber ich kann und will es nicht zugeben. "Was soll ich deiner Meinung denn machen? Sagen 'Hey Mario komm wir sind wieder ein Pärchen und machen auf heile Welt' und in ein paar Wochen läuft das gleiche Drama wie damals ab? Glaubst du wirklich er hat sich geändert?" - "Warum muss er sich denn ändern? Er ist so wie er ist. Und genau so hast du ihn lieben gelernt und tust es immer noch. Warum zur Hölle muss sich immer etwas verändern! Ich verstehe euch alle nicht." schimpft er. "Ich geh' jetzt wieder schlafen. Das solltest du übrigens auch tun. Mario hat anscheinend wieder ganze Arbeit geleistet." Er kann sich ein Lachen nicht verkneifen. Arschloch. Ich weiß selbst das ich einen riesen Knutschfleck auf dem Schlüsselbein habe und völlig fertig aussehe. "Marco?" Er sieht mich fragend an. "Danke." lächle ich leicht. Mit einem zwinkern verschwindet er dann nach oben. Lange sitze ich noch auf der Couch und mache mir Gedanken, bis ich dann irgendwann dort einschlafe.

Veni. Vidi. Vici. (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt