Veni. Vidi. Vici. (Mario Götze)

64. Kapitel

Mario's Sicht:

"Entschludigt ihr mich bitte. Das war echt ein langer Tag und ich bin einfach nur müde." Das Erste Mal seit wir diesen mehr oder weniger Small-Talk führen klinkt sich Selena ins Gespräch. Sie sieht fertig aus. Während die anderen beiden nur verständnisvoll nicken, ziehe ich sie an ihrer Hand kurz zu mir. "Bist du sicher das alles okay ist?" frage ich leise. Als Antwort nickt sie. Sie beugt sich nach unten und gibt mir einen Kuss. Ein Kuss der ängstlichkeit versprüht.

Nachdem sie aus dem Raum ist sinke ich ausatmend in mich zusammen. Marco blickt mich auffordernd an, worauf ich einen kurzen Blick auf Scarlett werfe. "Ich vertraue ihr." sagt er und nimmt ihre Hand, was ich wohl als Aufforderung, zu erzählen, nehmen soll.

"Sie... hat wieder Flo in mir gesehen." bringe ich also heraus. Marco sagt einen kurzen Moment nichts. "Sowohl du als auch ich weißt das das kompletter Schwachsinn ist. Das ist nur ihr Unterbewusstsein." meint er schließlich. "Ich weiß es. Aber es tut weh. Einfach nur scheiß weh, wenn deine Freundin einen kriminellen in dich interpretiert. Ich habe Angst. Das die Vergangenheit unsere Zukunft längst ausgelöscht hat."

"Nein. Die Zukunft löschst du dir selber aus. Und zwar wenn du nicht an eure Beziehung glaubst. Soll ich dir was sagen? Ich glaube 100%ig an diese Beziehung. Noch nie in meinem Leben, habe ich zwei Menschen gesehen, zwischen denen sich so viele Gefühle befinden wie bei euch. Das ihr beide zusammen gehört, sieht man auf den ersten Blick. Dir fällt es vielleicht nicht auf, aber wenn sie in deiner Nähe ist, hast du immer dieses Dauerlächeln auf, das ich dir ab und zu gerne aus dem Gesicht prügeln würde. Wenn sie in deiner Nähe ist, bist du immer total hibbelig. Man kann kaum ein ordentliches Wort mit dir wechseln geschweigedenn ein Gespräch führen, weil du immer nur an sie denkst. Und ja, vielleicht hattet ihr eine scheiß Vergangenheit. Aber die Zukunft Mario, liegt ganz allein in euren Händen." Das Marco immer dann wenn man es überhaupt nicht erwartet solch perfekte Reden auf Lager hat...

Ich muss automatisch lächeln. Trotzdem bleiben meine Zweifel. "Du versuchst immer alles richtig zu machen. Immer glaubst du, das was du gibst ist nicht genug. Genau wie im Fußball. Dabei, gibst du ihr das aller Wichtigste: Dein Herz. Und durch diesen ganzen Perfektionismus, merkst du überhaupt nicht, dass alles längst perfekt ist." Marco wirft theatralisch seine Arme in die Luft.

Scarlett und ihn sehen ihn nur bedröppelt an. "Du hast ja recht." murmel ich und muss auch schon wieder lachen. "Du weißt ja ziemlich viel über das perfekte Beziehungsleben." meint sie. Marco schüttelt nur kurz seinen Kopf. "Die Beiden bekommens nur einfach nicht auf die Reihe. Wie zwei kleine Kinder. Dabei sieht man auf den ersten Blick das er der perfekte Deckel für den Topf.. oder wie sagt man das?" Er unterbricht sich selbst.

Während die beiden über die besagte Redensart diskutieren, nutze ich die Chance und verschwinde aus dem Wohnzimmer, um ins Gästezimmer zu schlüpfen. Vorsichtig setze ich mich auf das Bett und lege behutsam meine Hand auf Selena's Schulter. Fast zeitgleich dreht sie ihren Kopf. Sie lächelt mich schwach an.

"Baby du musst mehr essen." stelle ich fest, als ich meine Hand über ihre schweifen lasse. "Mir geht's gut, Mario." beteuert sie. "Aber ic-" Sie unterbricht mich. "Ich hab' in letzter Zeit einfach zu viel Sport gemacht. Weil ich den Gedanken, mich mit dir zu streiten, nicht ausgehalten habe. Und ja Herr Doktor. Ich werde mich bemühen." sagt sie, worauf ich grinsen muss. Ich ziehe ihre Hand zu meinem Mund und gebe ihr einen kurzen Kuss. Danach ziehe ich mein T-Shirt aus und lege mich neben sie. Augenblicklich liegt ihr Kopf auf meiner Brust. Nicht lange und ich höre den gleichmäßigen Atem. Endlich kann ich wieder neben ihr einschlafen und wieder aufwachen. Endlich darf ich sie wieder wärmen, sie beschützen.

Die Hoffnung, genau aus diesem Grund schnell einzuschlafen, gebe ich allerdings nach 2 Stunden auf. Nicht nur, dass mir die Vergangenheit unserer Beziehung, auch wenn ich weiß das wir sie hinter uns lassen müssen, immer noch durch meine Gedanken schwebt. Nein. Auch noch meine Probleme im Fußball.

"Warte einfach die Nationlpause ab, bis du dir weiter den Kopf zerbrichst." murmelt plötzlich eine verschlafene Selena. Woher... "Man kann deine Unruhe bis ins Blut spüren. Ich weiß das es dein Gehirn fickt. Aber du kannst es nicht ändern. Nutz die Chance bei Jogi und dann siehst du weiter." meint sie und sieht mich mittlerweile an. Ich seufze. "Alles klar, Mama." meine ich und zwinge mir ein Lächeln auf. Darauf kassiere ich einen Schlag gegen die Schulter. Auch wenn der aufgrund ihrer Müdigkeit relativ schwach ausfällt und sich eher wie ein Tatschen anfühlt. "Ich könnte bei Jogi auch so einen Vertrag für dich aushandeln. Dann hätte ich dich rund um die Uhr bei mir." meine ich grinsend. Ich weiß das auch bei der deutschen Mannschaft zurzeit das Media-Team aufgerüstet werden soll. Also warum nicht?

"Jaja.." murmelt Selena und schläft dann auch wieder ein. Dieses Mal fällt es auch mir um einiges leichter und ich entschwinde irgendwann dem Traum auf Erden: Nichts-Denken.

Am nächsten Tag geht es auch schon wieder nach München. Fotoshooting. Na super!

"Immer diese Klamotten die so überhaupt nicht mein Style sind." schimpfe ich, während wir das 'Studio' betreten. Alle Anderen heben erst Mal ihre Köpfe und starren mich, naja eher Selena an. Richtig. Davon weiß ja keiner.

Bevor ich das Wort ergreifen kann, kommt auch schon Markus Hörwick, der Mediendirektor und stellt Selena's Job vor. Und immer mehr wird mir klar das wir jetzt die Gleiche Arbeitsstelle haben und wie viele Vorteile das doch bieten kann.

Während ich mit vor mich hin Grinsen beschäftigt bin, bemerke ich gar nicht wie der Rest der Mannschaft längst loslegt. Widerwillig mache ich mich dann ebenfalls mal an meinen Job.

"Das hast doch du eingefädelt." lacht Thomas als wir nebeneinander stehen und uns für Anzugfotos ablichten lassen. Augenblicklich muss ich wieder Grinsen. "Vielleicht. Ich kann mir nicht vorstellen das es einen von euch stört." meine ich. Er lacht nur vor sich hin.

Als dann das perfekte Foto geschossen ist mache ich mich auf den Weg zum umziehen für die Weiteren. Dabei fällt mir meine Freundin wort-wörtlich in die Arme, da sie um die Ecke kommt um die ich gerade biegen wollte. "Uhh. Sexy." lacht sie und blickt an mir runter. "Sollte ich öfter tragen, was?" meine ich ernst und richte den Knopf am Ärmel zurecht. "Auf jeden Fall." lacht sie. "Was hat er gesagt?" hake ich nach. "Ach nur wegen dem Job eben. Was an die Öffentlichkeit darf, was nicht. Diese Sachen. Aber das wusste ich auch schon bei dem alten Job. Und laut Sammer soll das ohnehin alles ineinander verschmelzen. Freizeit während Spielen und Reisen und die Arbeit mit Social Media." Reisen...

"Was?" fragt sie, wahrscheinlich aufgrund meines Gesichtsausdrucks. "Reisen. Mir wird gerade klar das auf Reisen nur getrennte Zimmer erlaubt sind." meine ich genervt. Selena beginnt zu Lachen. "Du sollst dich auch mit meiner Anwesenheit noch auf den Fußball konzentrieren." tadelt sie mich. "Ich versuchs. Wird aber schwer." murmel ich und komme ihr langsam näher. "Ich glaube nicht das dein Trainer oder irgendwer sonst davon sehr erfreut wäre." meint sie, aber auch das lässt mich nicht davon abhalten, sie jetzt zu küssen.