63. Kapitel

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Ich schnappe mir mein Handtuch und meine Unterwäsche wieder und gehe gemeinsam mit Mario, der ebenfalls nur eines um die Hüfte trägt aus dem Badezimmer.

"Marco könntest du uns Klamo-" Ich stocke als ich in den Raum komme. "Ähm.." mache ich nur. Wenn ich nicht halloziniere sitzen da jetzt zwei Blondinen. Marco inklusive.

"Ihr habt jetzt nicht ernsthaft in meiner Dusche..." Er schüttelt dramatisch den Kopf. Wir werden von der Frau mit großen Augen angestarrt. "Sorry. Ich kauf dir 'ne Neue." lacht Mario leichtfertig. Kann man leicht sagen wenn man Millionen auf dem Konto liegen hat.

"Wir bedienen uns mal an deinem Kleiderschrank." gibt Mario bescheid und zieht mich an der Hand mit. "War das.. Ist das.." - "Seine Freundin. Ja." lacht Mario und drückt mit seinem Zeigefinger mein Unterkiefer wieder nach oben. Er wirft mir einen grauen Hoodie zu, welchen ich aus Reflex auffange. "Warum sagst du mir nicht das die hier ist?" beschwere ich mich.

"Weil es keinen Unterschied macht." - "Es macht keinen Unterschied?! Wir sind gerade halb nackt vor der das erste Mal aufgetaucht." sage ich. "Wir brauchen uns doch für unser Aussehen nicht zu schämen." grinst er und gibt mir einen kurzen aber intensiven Kuss.

Während er mit dem Rücken zu mir im Schrank kramt, ziehe ich mir meine Sachen an. Als ich aufsehe befindet sich auch Mario wieder in kurzer Jogginghose und Sweatshirt.

"Auch wenn die Tatsache, dass das Marco's Oberteil ist, mich ein wenig stört, sieht das echt geil aus." murmelt er und lässt seinen Blick über meinen Körper wandern. In meinem Kopf, blitzen kurze Bilder der Erinnerung auf. Mein Herz schlägt genau so schnell wie damals. Ich verschränke meine Arme vor meinem Körper und senke den Kopf.

Gleich darauf steht Mario vor mir und zwingt mich, ihn anzusehen. "Baby, warum weinst du?" fragt er leise. "Es tut mir leid." schluchze ich. "Was? Was tut dir leid, Selena?" fragt er, schon etwas aufgeregter. "Ich hab' ihn in dir gesehen. In deinem Blick. Genau wie damals als wir bei Marco Zuflucht gesucht haben, und ich dich im Traum für ihn gehalten hab." stammle ich leise.

Augenblicklich weicht er ein kleines Stückchen zurück. "D-Das ist doch nicht schlimm. Das ist nur dein Unterbewusstsein." meint er. Ich blicke ihn aus mittlerweilen verheulten Augen an. Er sagt zwar diese Worte, aber in seinen Augen steht etwas ganz Anderes, Verletzung. Ich weiß wie sehr er sich so etwas zu Herzen nimmt.

"Ich liebe dich." Mehr fällt mir in diesem Moment nicht ein, um ihm zu beweisen, das ich niemals denken würde, er ist wie Flo. "Ich dich auch." sagt er und schließt die kleine Lücke wieder. "Ich könnte dich niemals so behandeln. Dir weh zu tun, wäre für mich als würde ich mich selbst umbringen. Und sogar das würde ich lieber tun, als dir auch nur ein Haar zu krümmen." Für einen Bruchteil einer Sekunde spüre ich seine Lippen auf meinen. Vorsichtig. Ängstlich.

Jetzt rinnen mir noch mehr Tränen über die Wangen. "Und das war gerade keine Liebeserklärung." fängt er nochmal an zu reden. "Das ist eine Lebenseinstellung." vollendet er seinen Satz.

"Ich.." fange ich an, doch er unterbricht mich. "Du musst nichts sagen." meint er. "Doch. Doch das muss ich sagen." Ich schniefe noch einmal und blicke dann in seine wunderschönen Augen, in denen ich mich jedes Mal verliere, als wäre ich in einem nie endenden Labyrinth. "Ohne dich, würde ich hier heute nicht mehr stehen. Ich dan-" Er lässt mich wieder nicht aussprechen. "Wenn jemand einen Grund hat, danke zu sagen, dann bin das ich.
Danke. Für alles. Ohne dich, hätte ich nie erfahren was wahre Liebe heißt. Ich danke dir, für jedes Mal wenn du mich mit deinem Lächeln glücklich machst. Für jeden Kuss, mit dem du all' meine Gedanken einfach wegzauberst. Für jeden Trost, den du mir schenkst, egal wie schlecht es mir geht. Ich kann nur danke sagen, für das was du für mich tust. Aber vor allem danke ich dir, für deine Liebe. Für die Liebe, die mir die Kraft zum weitermachen gibt. Du liebst mich bedingungslos, mit allen Fehlern. Und nein, das ist kein Antrag.." Ich muss kurz schmunzeln und auch Mario grinst mich kurz an. "..aber ich verspreche dir, dass ich dich genau so lieben werde. Bis zum letzten Atemzug."

Ich kippe gleich um. Wie kann man so perfekte Worte auf Lager haben? "Dazu muss ich nur dich ansehen." lächelt Mario. Und mal wieder habe ich laut gedacht. Er streicht mit seiner rechten Hand eine Strähne aus meinem Gesicht. Danach verschmelzen wir zu einem erneuten kuss. Innerhalb von ein paar Minuten kann die Stimmung zwischen uns sich so stark verändern. Nachdem er vorhin einfach mal den Macho raushängen ließ, ist er jetzt der gefühlvollste Mann den man sich nur vorstellen könnte.

"Ich liebe dich." wiederholt er. "Bis zum letzten Atemzug." flüstere ich und deute aut meinen Oberschenkel. Obwohl sein Gesicht so nah an meinem ist, blickt er auf den Schriftzug. Every breath.

"D-Das hab ich zuvor nicht gesehen." sagt er mit großen Augen. Es steht wirklich nur sehr klein daneben. Und vorhin, hat er seinen Blick immer irgendwo besseres. "Du brauchst mich nicht mal anzusehen." meine ich. Er ist immer noch geschockt von dem, was er gerade gesagt hat und dem, was ja auf meiner Haut verewigt ist. "Gibt es das wirklich, oder träume ich?" fragt Mario lächelnd. "Ich komme mir nämlich vor wie bei einer Hellseherin." fügt er noch hinzu.

"S-Sollten wir uns nicht mal ordentlich vorstellen?" lenke ich ab und deute in Richtung Tür. Mario nickt, drückt mir einen sanften Kuss auf die Stirn und zieht mich dann aus dem Raum. Ich habe die Situation gerade einfach nicht mehr ausgehalten. Er schenkt mir solche Worte, seine Liebe und verdammt nochmal sein Leben. Und was gebe ich ihm? Ein zerbrechliches Wesen. Zwar liebe ich ihn genau so, wie er es vorhin von sich gesagt hat, aber die Tatsachen von meinem Leben werden sich nicht ändern. Die Zeit heilt Wunden. Es stimmt nicht. Sie lässt sie verblassen, ja. Aber Narben bleiben. Ich werde immer an der Vergangenheit hängen. Und ich werde immer zerbrechlich bleiben.

Mario's Sicht:

"Hallo. Mario." Ich reiche Scarlett, von der mir Marco vorhin schon einiges berichtet hat, die Hand. Abwartend blicken wir auf Selena, die aussieht als wären ihre Gedanken gerade auf dem Mars. Ich drücke ihre Hand leicht, worauf sie kurz zuckt und mich mit großen Augen anblickt. Danach scheint sie sich wieder zu fassen und stellt sich ebenfalls vor.

Ich blicke zu Marco, der mir einen wissenden Blick entgegen wirft. "Ich kenne dich schon. Vom WM-Finale, das Marco ja vermasselt hat." sagt sie. Augenblicklich starren Selena und ich sie an, während Marco nur in den Boden blickt. Mal abgesehen davon das sie anscheinend von Fußball relativ wenig Ahnung hat wenn sie mich nur vom Finale kennt, weiß jeder Mensch der mit Marco auch nur eine Minute zu tun hat, dass man in seiner Gegenwart nicht wirklich so von diesem Wettkampf reden sollte. Es fällt ihm schwer. Immernoch. Das ist auch das verständlichste der Welt. Vermasselt. Wie kommt man auf so eine Aussage? Er konnte rein gar nichts dafür.

"Und du bist?" fragt sie dann an Selena gewandt. "Meine beste Freundin." meldet sich Marco relativ schnell zu Wort und zwinkert Selena zu. Diese Aussage lässt mich kurz schmunzeln. Das die beiden sich so super verstehen, hätte ich mir nicht in meinem tiefsten Schlaf erträumen lassen. "Außerdem meine Freundin und Social-Media-Blogger beim FC Bayern." füge ich noch hinzu. Selena verdreht nur ihre Augen und lacht kurz. Ein Lachen das mir ein wenig Hoffnung gibt.

Veni. Vidi. Vici. (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt