69. Kapitel

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"... eigentlich zu?" dringen ferne Stimmen zu mir durch. Gedankenverloren scrolle ich auf dem Firmenhandy hin und her. "Hm? Was hast du gesagt?" frage ich Thomas (Müller). "Ist schon oke. Aber sag' mal. So kann das doch nicht weiter gehen..." meint er. "Schlag mir eine Lösung vor?" meine ich provozierend. Er atmet laut aus. "Ich weiß das es die nicht gibt." meint er, streicht mir bestärkend über die Schulter und widmet sich dann wieder seinem Training.

24 Stunden am Tag denke ich nur an Mario. Jeder Gegenstand den ich anfasse, jedes Wort das ich sage, jede Person die ich treffe, erinnert mich an ihn.

Nach dem das Training abgeschlossen ist und nur noch einzelne Spieler zur Physio müssen, endet der Arbeitstag auch für mich. Natürlich macht mir die Arbeit noch Spaß, aber es ist nicht mehr das selbe. Es ist eine Qual, jeden Tag hier zu sein.

"Selena!" Diese Stimme lässt mein ganzes Blut in den Adern gefrieren. Eine Gänsehaut überzieht meinen kompletten Körper. Ich drehe mich langsam um. Sein Blick verändert sich sofort. Er sieht geschockt aus. Geschockt über mich. "I-Ich.. Ich habe noch ein paar Sachen hier zu erledigen.." fängt er an. Ein paar Sachen zu erledigen? Ist das sein Ernst?! Bin ich auch eine Sache die man mal eben abhakt?

Anstatt mich aufzuregen, nicke ich nur. Ich kann mich nicht mehr wehren oder mit ihm streiten. Ich habe schlicht und einfach keine Kraft dazu.

"Mach's gut, Mario." meine ich. Diese Worte fallen mir so schwer wie kaum welche in meinem Leben. Ich steige in mein Auto und fahre nach Hause.

"Hallo Mäuschen." lächelt mein Dad und nimmt mich in den Arm. Meine Familie behandelt mich als wäre ich zerbrechlich wie Glas. Dabei möchte ich doch einfach nur zurück ins Leben. Ein Leben, ohne Mario.

"Ein Mann war da und hat das für dich abgegeben." meint er dann und drückt mir einen Briefumschlag in die Hand. "Skye." murmel ich. "Vielleicht von Mario?" fragt mein Dad vorsichtig. Ich schüttle meinen Kopf. "Nein. Er nennt mich nie so." murmel ich und gehe mit dem Kuvert nach oben. Auf meinem Bett platziert öffne ich ihn. Marco. Das war so klar. Darin befindet sich ein Zettel:

Hey Püppchen,

das dachte ich mir. Jetzt sitzt du alleine in deinem gammligen Zimmer und ließt dir das durch. Deswegen habe ich dir das in den Umschlag gelegt...

Ich muss kurz lachen. Danach nehme ich ein Ticket aus dem Umschlag.  Ein Flugticket. Von München nach Dortmund? Ernsthaft Marco? Danach lese ich weiter.

Jetzt denkst du dir bestimmt: 'der hat doch 'nen Knall'. Und ja, den habe ich. Mir ist bewusst, das Mario jetzt in Dortmund ist. Aber trotzdem denke ich, das ich und meine Crew dich sicherlich mehr ablenken könnten, als dieses Eintagsfliegen Leben in München. Und ja, ich weiß das du den Weg auch mit dem Auto hättest fahren können, aber so geht es schneller und einfacher. Mir ist übrigens noch etwas bewusst geworden: Und zwar das du eine richtig gute Freundin geworden bist. Wahrscheinlich sogar einer der besten Freunde die ich habe. Das wollte ich nur noch mal gesagt haben.

PS: Mit dem FC Bauern ist alles geregelt, da will dich ohnehin keiner als Heulsuse.

"Marco du machst mich fertig..." murmel ich zu dem Brief. Andererseits... hat er möglicherweise recht. Die ganze Nacht habe ich über diesen Brief, und mein Leben nachgedacht. Egal was ich zur Zeit anpacke, es geht schief. Es passt einfach nichts mehr zusammen. Deshalb habe ich David aus dem Schlaf gerrissen und gemeinsam mit ihm etwas beschlossen.

"Was gibt es denn so wichtiges?" fragt mein Das. David und ich haben meine Eltern zusammen gebeten. "Wir haben diese Nacht sehr lange darüber nachgedacht und glaubt uns, wie haben uns diese Entscheidung bestimmt nicht leicht gemacht.." fängt mein Bruder an. Er war schon immer gut darin große Reden zu schwingen. Ich nicht.

Veni. Vidi. Vici. (Mario Götze)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt