Kapitel 218

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Nach der Kirche fahren wir direkt zu meinen Eltern nach Hause, wo es erstmal Kaffee und Kuchen gibt. Natürlich wird viel gequatscht und jeder albert mit Kili rum. Am späten Nachmittag wollen wir dann nochmal spazieren gehen, zumindest alle außer die Generationen nach uns, um die Geschenke unter den Baum zu legen.
„Sicher, dass du mitkommen willst? Die Runde ist nicht grade klein" richtet Wincent sich an mich, während er mir meine Jacke gibt.
„Ich schaffe das schon, keine Sorge."
Er küsst mich kurz zärtlich, dann zieht er sich auch seine Schuhe und seine Jacke an. Wir laufen über Feldwege und immer wieder rennen die Jungs mit Kilian und Balu vor, nur um dann auch wieder zurück zu rennen. Ich und Shayenne halten unser Tempo recht gleichmäßig. Zum Ende hin, tauschen Shayenne und Wincent dann nochmal und gemeinsam beobachten wir unsere kleinen Geschwister zusammen mit unserem Sohn.
„Ich hab mich dazu entschieden, den Song doch nicht zu veröffentlichen" kommt es plötzlich von ihm.
„Warte, was?"
Ich bleibe abrupt stehen und schaue ihn verdutzt an.
„Ich hab mich dazu entschieden, den Song nicht zu veröffentlichen. Ja, ich dachte, dass er fertig und perfekt ist, aber mir ist klargeworden, dass es ein Fehler wäre, ihn rauszubringen."
„Wie meinst du das?"
„Schwer zu erklären, es ist so ein Gefühl und du kennst mich... ich kann nichts veröffentlichen, wenn ich nicht zu hundert Prozent dahinter stehe."
„Ich weiß..."
„Ich will mich einfach zuerst auf uns konzentrieren. Ich kann mir jetzt keinen großen Kopf um Promo und den ganzen Scheiß machen, wenn ich langsam wieder meine Frau zurückbekomme."
Wincent streicht mir meine Haare hinter die Ohren und drückt seine Lippen gegen meine Stirn.
„Eine Sache hat sich aber nicht geändert, Wincent" murmle ich und löse mich leicht von ihm „Ich will kein Grund dafür sein, dass deine Musik und deine Fans leiden. Auch wenn das vielleicht schon zu spät ist."
„Und mir wirst immer du wichtiger sein. Du und Kilian. Aber lass uns das nicht heute ausdiskutieren. Dafür war der Tag bis jetzt zu schön."
„Okay, aber wir reden noch darüber, ja?"
„Versprochen!"
Ich bekomme noch einen Kuss, dann gehen wir weiter.

Wir sind natürlich auch die letzten, die dann wieder das Haus betreten und als wir uns gerade im Flur ausziehen, kommt Kilian zu uns gestürmt.
„Mama, Papa, der Weihnachtsmann war da!" freut er sich.
„Wir kommen schon" lacht Wincent und schiebt mich vorsichtig ins Wohnzimmer „Genieß jetzt einfach den restlichen Abend, ja?"
„Okay" murmle ich und setze mich neben meinen Papa.
Wincent setzt sich neben mich und legt den Arm um meine Schulter. Ich beobachte unseren Sohn schmunzelnd dabei, wie er seine Geschenke auspackt. Als er alle seine Geschenke ausgepackt hat, liegt er auf dem Wohnzimmerteppich und spielt mit Alex und Shayenne.

Auch nach dem Abendessen bleiben wir noch eine Weile zusammen hier und als ich vom Klo zurück ins Wohnzimmer gehe, erwische ich meinen kleinen Bruder bei einem Telefonat, dass meine Neugierde weckt. Schmunzelnd lehne ich mich an die Wand und sehe Nils abwartend an.
„Andere Gespräche belauschen ist alles andere als cool."
„Ich bin deine große Schwester, ich darf das."
„Das eine hat mit dem andern nichts zutun."
„Ich kenne dieses Grinsen" schmunzle ich und gehe gar nicht erst weiter auf ihn ein.
„Leo, hör auf."
„Komm schon, wir hatten nie Geheimnisse voreinander."
„Du hast mir auch ewig nichts von Wincent erzählt."
„Weil ich wusste, wie du reagieren wirst und ich hatte Recht, ne?"
„Sie ist eine Kommilitonin, sind schon lange befreundet und sie war eine echte Stütze für mich, als ich wegen dir ziemlich down war... irgendwie wird langsam mehr aus uns. Silvester verbringen wir zusammen in Berlin."
„Mach was draus, ich will auch irgendwann mal Tante werden."
„Okay, das ist jetzt der Punkt, an dem wir dieses Gespräch beenden und wieder zurück zu den anderen gehen."
„Nils, wenn du mal drüber reden willst oder ne weibliche Sicht drauf brauchst oder was weiß ich... Ich bin wieder da und ich bin auch für dich da."
„Ich weiß... Ich hab dich lieb, Schwesterchen" lächelt er und zieht mich in seine Arme „Ich hab dich die letzten Jahre so vermisst."
Ich drücke meinen Bruder fest an mich und genieße seine Nähe extrem.

Alles was uns reichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt