Sicht Wincent
Wir fahren bestimmt schon seit einer Stunde schweigend über die Autobahn. Vor einer halben Stunde hat sie ihre Hand auf meinen Oberschenkel gelegt. Klares Zeichen dafür, dass sie Nähe will. Da wir im Auto sitzen und ich mich aufs Fahren konzentrieren muss, kann ich nur ihre Hand halten, auch wenn ich sie viel lieber fest an meine Brust drücken würde. Das Gespräch mit ihrem Vater hat sie extrem aufgewühlt, dass war mir in dem Moment bewusst, als ich sie aufs Auto hab zukommen sehen. Ich hätte sie nicht alleine mit ihm lassen sollen. Sofort, nachdem wir angekommen sind, liegt sie in meinen Armen und kuschelt sich mitten auf der Einfahrt an meine Brust.
„Danke."
Verwirrt dürcke ich sie sanft von mir, das ich echt keine Ahnung habe, wofür sie sich gerade bedankt hat.
„Dass du kein Arsch bist und Kilian in 25 Jahren nicht peinlich sein wirst."
„Sicher, dass ich ihm nicht peinlich sein werde? Hast du meinen Namen mal bei Instagram eingegeben und dir die Videos angeschaut?"
„Peinlich, aber nicht so peinlich."
„Was ist da vorhin passiert?"
„Er meinte einfach irgendwas, dass seine Stieftochter ein Fan von dir sei und wir uns ja mal alle treffen könnten. Danach hab ich mich verabschiedet und bin gegangen."
Seufzend ziehe ich sie wieder an mich und drücke ihr einen zarten Kuss auf die Stirn. Ich weiß genau, wie sehr sie es hasst, wenn jemand über sie an mich rankommen will. Genauso sehr, wie ich das tue.
„Sollen wir reingehen?"
Leo nickt leicht, dann löst sie sich von mir. Nach einem kurzen Kuss, schnappe ich mir unsere Taschen und folge meiner Frau in unser Haus.Sobald Kilian auch wieder Zuhause ist, geht das alltägliche Chaos schnell wieder seinen Gang. Ich bin da doch schon mehr als froh, dass Zola den Hauptteil der ganzen Hochzeitsplanung übernimmt. Ab und zu kommt mal ne kurze Frage, aber nachdem wir uns einmal zu dritt hingesetzt haben und genau besprochen haben, was wir wollen, hab ich komplettes Vertrauen in sie. Ich bin mir sicher, dass dieser Tag im Juni unvergesslich werden wird. Auf eine gute Art und Weise.
Aber leider heißt es auch viel zu schnell wieder Abschied nehmen... zumindest für mich. Ich darf die letzte Woche vor Weihnachten in Berlin und Hamburg verbringen. Zum Abschied bekomme ich von Leo eine Brotdose mit Proviant für die Fahrt und einen Kuss.
„Fahr vorsichtig und schreib mir, wenn du da bist."
„Mach ich."
Ich ziehe sie nochmal kurz in meine Arme, bevor ich mit Kilian raus zum Auto gehe.
„Wo musst du hin?"
„Nach Berlin, aber nicht lange, versprochen."
„Über Weihnachten bist du aber zuhause."
„Natürlich! Was ist das denn für eine Frage? Sobald ich wieder zuhause bin, gehen wir drei einen Weihnachtsbaum holen. Nichts und niemand kann mir Weihnachten mit euch nehmen."
Das hier ist unser erstes Weihnachten, an dem wir alle vollkommen dabei sind. Letztes Jahr haben Leo und ich uns gerade erst wieder langsam angenähert, sie war gerade erst aufgewacht und noch nicht wirklich fit. Jetzt geht es uns allen gut. Ich bin in dieses Jahr gegangen mit der Hoffnung, dass alles besser wird. Wir haben zwar so einiges durchmachen müssen, aber das hat uns nur noch mehr zusammengeschweißt. Noch nie in unserer gesamten Beziehung waren wir uns so nah. Und genau das, oder zumindest so etwas in der Art erzähle ich auch beim Interview.
„Ja, mein Jahr war definitiv sehr ereignisreich. Ich hab mit meiner Familie sehr viel erlebt, hab neue Songs veröffentlicht, Konzerte gab es auch ein paar wunderschöne. Ja mein Jahr war alles in allem ziemlich gut."
Aber das nächste Jahr wird noch besser!Die Termine gestern liefen alle ziemlich gut und dementsprechend gut gelaunt und entspannt, gehe ich auch heute in die letzten Berlin-Termine, die für die Öffentlichkeit sind. Morgen noch ein Abstecher zu Universal und dann geht's nach Hamburg für Proben mit der Band und zwei Weihnachtskonzerte. Danach verabschieden die Jungs und ich uns bis nächstes Jahr voneinander.
Zu meiner Enttäuschung verläuft der heutige Tag dann nicht mehr ganz so reibungslos entspannt wie der gestrige und damit komme ich ziemlich erschöpft bei Amelie zuhause an. Wenigstens werde ich freudig von Baily empfangen. Ich hab mir noch nichtmal meinen Rucksack abgenommen, geschweige denn meine Jacke oder meine Schuhe ausgezogen, da liege ich im Flur meiner besten Freundin auf dem Boden und kuschle mit ihrem Hund.
„Na was ist denn hier los?"
„War nen anstrengender Tag" brummle ich und am liebsten würde ich statt des Hundes jetzt meine Frau und meinen Sohn in den Arm nehmen.
„Okay, ich bin gerade am kochen. Wie wäre es damit? Du gehst entspannt duschen, telefonierst kurz mit Leo und Kilian und dann essen wir auf dem Sofa mit dem Taylor Swift Tourfilm."
„Ja bitte."
Schon nach der Dusche geht's mir etwas besser, aber nachdem ich dann auch nochmal mit Leo und Kili telefoniert habe, bin ich wirklich wieder locker und kann auch den Abend mit Amelie und Baily gemeinsam echt genießen. Irgendwann schlafen wir beide einfach auf der Couch ein.
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Alles was uns reicht
FanfictionJa gut, Leo ist wieder da, aber sicher, dass damit jetzt wieder alles einfacher wird? Sind sie bereit, die ganzen Herausforderungen zusammen zu meistern, oder werden sie an ihnen zerbrechen? Was ist mit Kilian?