Kapitel 272

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„Was hat mein Papa zu dir gesagt?"
Nachdem wir Kilian nur noch ins Bett legen mussten, geschlafen hat er schon längst, liegen wir jetzt noch auf der Couch.
„Nichts besonderes. Ich soll auf dich aufpassen, aber er weiß, dass du mit mir glücklich bist."
„Stimmt, bin ich."
„Trotz des ganzen Dramas, das ich in dein Leben gebracht habe?"
„Trotz jeder Hürde, die wir bisher gemeinsam überwunden haben und jeder Hürde, die wir noch gemeinsam überwinden werden."
„Hoffentlich kommen da nicht mehr überdurchschnittlich viele."
„Und selbst wenn, kriegen wir das hin."
Sanft legt sie ihre Lippen auf meine und klettert während des Kusses auf meinen Schoß. Ich verliere mein Zeitgefühl, während wir uns küssen, aber so richtig weiter kommen wir auch nicht - trotz der recht langen Flaute im Bett, will gerade keiner weitergehen.
„Wollen wir vielleicht einfach nur noch ne Folge schauen und kuscheln? Auch wenn das eigentlich echt lange her ist, hab ich gerade überhaupt keine Lust" gestehe ich.
„Gott sei Dank" schmunzelt sie und legt sich wieder neben mich „Ich auch nicht."
Beide sehen wir uns kurz an und müssen lachen. Leo macht dabei den Fernseher an und kuschelt sich wieder an meine Brust. Aus der einen Folge werden dann erst zwei, dann drei und letztlich doch vier, bevor wir ausmachen, ins Bett gehen und recht schnell einschlafen. Leider macht mir wenig Schlaf gerade nicht mehr ganz so wenig aus wie noch vor ein paar Jahren. Auch wenn ich mich mit fast 34 Jahren jetzt nicht als alt bezeichnen würde, bin ich in den Jahren als alleinerziehender Vater bestimmt mindestens dreimal so schnell gealtert. Seit Leo wieder da ist und ich das Meiste nicht mehr alleine stemmen muss nur noch doppelt so schnell wie früher. Und trotz allem liebe ich es, von unserem Sohn liebevoll geweckt zu werden. Wenn man als liebevoll bezeichnet, dass er sich mit voller Wucht auf uns schmeißt. Irgendwann wird das nochmal echt in die Hose gehen.

Die folgenden paar Wochen bis Weihnachten vergehen für unsere Verhältnisse dann auch ziemlich langweilig, muss ich sagen. Aber irgendwie tut das auch mal wieder echt gut, eine relativ gleichmäßige Routine zu haben und einfach das Familienleben zu genießen. Nebenbei mal mit Zola an der Planung für unsere große Hochzeit zu sitzen, mit Freunden Zeit verbringen und jetzt auch mal wieder in ein kinderfreies Wochenende nur mit Leo zu gehen. Kilian ist bei meiner Schwester. Meine Mum ist selber nicht zuhause und Leos Eltern haben auch keine Zeit. Also heißt es Hotel Tante Shay.

„Und wenn was ist, wir sind ja nicht allzu weit weg. Ruf an und wir sind in zwei Stunden hier."
„Jetzt mal ganz entspannt, Winnie. Es ist ja auch nicht das erste mal, das Kilian übers Wochenende bei mir ist. Ihr macht euch mal ein paar schöne Tage. Habt ihr euch auch mal wieder verdient."
Nachdem auch ich noch eine feste Umarmung von meiner Schwester und eine noch festere von meinem Sohn bekommen habe, machen Leo und ich uns auch schon auf den Weg. Da wir außerhalb der Saison reisen und Anfang Dezember natürlich auch nirgends Ferien sind, sind die Autobahnen nicht komplett überfüllt. Und so ist's auch noch recht zeitig, als wir in der Hotelanlage mitten im Wald ankommen. Es lohnt sich also definitiv nochmal, einen kleinen Erkundungsspaziergang vor dem Abendessen zu machen. Tatsächlich schneit es gerade auch immer mal wieder, was das alles hier dann nochmal etwas schöner macht. Das hier ist echt ein richtig klischeehafter Pärchenurlaub. Demnach sind die anderen Gäste hier auch so gut wie ausschließlich Paare.
„Ich freu mich auf die nächsten zwei Tage."
Leo hält sich an meinem Arm fest, während wir zurück zu dem Restaurant spazieren, an dem wir eben vorbeigekommen sind.
„Nur wir zwei" grinse ich.
„Wann hatten wir das das letzte Mal? Ich meine auch so ganz ohne Termine von der Arbeit aus."
„Ich weiß nur, dass es definitiv zu lange her ist."
„Dann bin ich dafür, dass wir jetzt entspannt was essen gehen und uns dann mit einer Flasche Wein in unserem Zimmer verkriechen."
„Das ist definitiv ein Plan, der mir gefällt."

Gesagt getan sitzen wir nur wenig später mit jeder einem Glas Wein im Restaurant. Wir reden über Gott und die Welt und genießen das gute Essen. Zum Ende hin sind wir, ich würde nicht sagen angeschwippst, aber doch ganz gut gelaunt.
„Ich finde, langsam können wir hochgehen, oder?"
Ihr Fuß fährt unter dem Tisch langsam mein Bein nach oben und trinkt den letzen Schluck Wein aus ihrem Glas aus. Während ich mich blitzschnell nach einem Kellner umsehe, um schnellstmöglich bezahlen zu können, lächelt Leo mich nur ganz unschuldig an. Oh sie ist gleich sowas von fällig!

Mit doch ziemlich beschleunigten Schritten laufen wir zurück zum Hotel.
„Du hast ja keine Vorstellung davon, was ich gleich alles mit dir vorhabe" raune ich in ihr Ohr, während ich sie in den Fahrstuhl schiebe.
„Mh... ich kann's kaum erwarten, das herauszufinden."
Grinsend drehe ich mich schnell um, um den Knopf für unsere Etage zu drücken. Ich höre also nur, wie sich die Tür beginnt zu schließen, dann aber noch Leute zu uns in den Fahrstuhl steigen. Sofort drückt Leo mich leicht von sich, wendet ihren Blick aber nicht von mir ab. Zumindest bis jemand ihren Namen sagt.

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