Kapitel 284

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Leider gingen die Feiertage und auch die ersten paar Wochen des neuen Jahres viel zu schnell vorbei. Dieses Wochenende hat Wincent Geburtstag und für den hat er sich einfach ein entspanntes Wochenende zu zweit gewünscht. Demnach ist geplant, dass Kilian heute von meiner Mama abgeholt wird und dann auch das Wochenende bei ihnen verbringt.
Was die Öffentlichkeit angeht haben wir uns geeinigt, dass Wincent erstmal offline geht und wir dann nach einem halben Jahr nochmal weiterschauen werden. Er geht weiterhin ins Studio, aber hält sich sonst in der Öffentlichkeit sehr zurück.

„So viele Klamotten brauchst du nicht."
Ich erschrecke leicht, als Wincent mich von hinten umarmt.
„Es ist aber kalt draußen."
„Dann bleiben wir eben drinnen... Im Bett... Nackt."
Schmunzelnd winde ich mich aus den Armen meines Mannes, um meine Tasche zu schließen. Er wird schon noch früh genug sehen, was sich ganz unten befindet.
„Kannst du die schonmal runter ins Auto bringen? Ich geh nochmal kurz auf Toilette und dann können wir los."
„Okay."
Wincent verschwindet mit meiner Tasche in der einen und seiner in der anderen Hand, während ich kurz auf Toilette gehe.
„Leo, deine Mum ruft dich an."
„Kannst du kurz rangehen?"
Ich mache mich also entspannt auf den Weg nach unten, als ich pauf einmal ein Glas zerspringen höre.
„Wie, er ist nicht da? Ich hab ih heute früh abgegeben!"
Wir starren uns mit großen Augen an.
„Ja, nein... Wir kommen sofort! Er ist nicht bei uns. Meine Mutter ist im Urlaub und meine Schwester auf Arbeit."
Er legt auf und gibt mir auf dem Weg mein Handy.
„Komm! Deine Mum wollte Kilian abholen, er war aber nicht da. Sie ruft gerade die Polizei an. Es weiß da grade keiner, wo unser Sohn ist."

Es fühlt sich an wie in einem Fiebertraum. Während ich total weggetreten bin, rast Wincent vor Wut. Fluchend läuft er ziemlich schnell zum Eingang, wo meine Mama mit der Kitaleitung steht. Sie zieht mich sofort in ihre Arme, während Wincent sich mit der Leiterin auseinandersetzt. Irgendwann kommt die Polizei dazu, aber ich bekomme immer noch nichts mit. Unter anderen Umständen würde die Frau mir jetzt leidtun, aber ich will einfach meinen Sohn zurück. Ich will ihn in meinem Arm halten und nie wieder loslassen. Ziemlich schnell kommt dann auch die Polizei dazu.
„Ist ihr Sohn schon einmal verschwunden? Weggelaufen oder so?"
„Was? Nein! Er ist fünf Jahre alt! Er war noch nie irgendwo wirklich alleine!"
„Wir müssen diese Fragen stellen. Er weiß also, mit welchen Menschen er mitgehen darf und mit welchen nicht."
„Ja, das weiß er!"
„Was hat er an?"
„Eine schwarze Hose, ein weißes Sweatshirt und eine blaue Jacke."
„Haben sie ein aktuelles Foto? Wir leiten die Beschreibung an alle Streifen weiter und leiten die Ermittlungen ein."

Nachdem noch einige befragt wurden und wir auf der Polizeistation waren, sitzen wir jetzt mit der Familie und einem Streifenwagen vor der Tür bei uns zuhause. Meine Mutter hat sofort das zerbrochene Glas auf dem Küchenboden beseitigt, während Wincent durch das Wohnzimmer tigert und ich zitternd neben meinem Papa auf der Couch sitze. Shayenne steht irgendwann ebenfalls vor der Tür, dann Zola und Marco...
„Bro, willst du vielleicht einmal ne Runde trainieren gehen? Um den Kopf frei zu bekommen? Einen Versuch wäre es wert."
„Sie könnten jeden Augenblick anrufen."
„Und wenn es soweit ist, werde ich rüber sprinten, um dich zu holen" räumt Shay ein.
Kurz bleibt er noch stehen, schaut einmal kurz zu mir, dann geht er rüber.
„Mir ist schlecht" murmle ich und ziehe meine Knie an meinen Körper ran.
„Leo, es wird alles gut gehen. Ganz bald ist er wieder hier."
Mein Papa zieht mich in seine Arme und drückt mir einen Kuss auf den Hinterkopf. Ich habe meinen Blick starr auf das Handy auf dem Wohnzimmertisch gerichtet.

Alles was uns reichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt