Irgendwann hocken wir zu dritt in Kilians Zimmer, als mein Handy klingelt.
„Anna, da muss ich mal kurz ran" lächle ich meinen Sohn entschuldigend an und stehe auf, um das Zimmer zu verlassen „Hey, was gibt's?"
„Hey Wince, wir müssten nochmal was abklären, wegen dem Songrelease."
„Dein Ernst? Jetzt? Ich bin vorhin erst nach Hause gekommen und will jetzt noch etwas Zeit mit meinem Sohn verbringen."
„Ich verspreche dir, es geht schnell."
„Von mir aus" brumme ich und öffne die Dokumente auf meinem Tablet.
Wir sind wirklich recht schnell durch, aber als ich zurück ins Zimmer meines Sohnes gehen will, kommt Leo gerade raus und lehnt die Tür an.
„Er schläft schon" flüstert sie.
„Fuck" zische ich leise und streiche mir übers Gesicht.
„Was war so wichtig?" fragt sie weiter genervt und geht an mir vorbei.
Echt keine Ahnung, ob die Frage ernst gemeint war!
„Nur wegen dem Release vom neuen Song" murmle ich und gehe nochmal ins Zimmer meines Sohnes, um ihm wenigstens einen Kuss auf die Stirn zu geben.
Leo sitzt, als ich zurück ins Wohnzimmer komme, inzwischen auf dem Sofa, hat sich in eine Decke gehüllt und den Fernseher angeschaltet.
„Können wir nochmal reden?" frage ich, und bleibe kurz mit etwas Abstand zu ihr stehen, bevor ich mich auch aufs Sofa setze.
„Ich habe es satt, der Sozialfall zu sein! Du behandelst mich aber wie einer!"
„Und er nicht, schon klar! Weißt du was? Tut mir leid, dass du denkst, du wärst für mich nur ein Sozialfall, aber ich wünschte es wäre mir möglich, mich nicht rund um die Uhr um dich zu sorgen! Aber ich kann nicht anders! Ich saß vier Jahre lang an deiner Seite, habe unseren Sohn großgezogen. Ich hab ihm täglich in die Augen gesehen und dich in ihm wiedererkannt! Bei jeder Entscheidung hab ich zuerst an dich gedacht und überlegt, was du wollen würdest. Bei jedem von Kilians Meilensteinen hab ich mich gefreut und mir im nächsten Moment nichts sehnlicher gewünscht als dass du bei uns wärst! Jeden Tag hab ich mich gefragt, was zur Hölle ich getan habe, um jeden Tag so einen Schmerz zu spüren! Vielleicht kann ich nicht nachempfinden, wie es für dich ist... Aber du hast keinen blassen Schimmer, wie es für mich ist! Wie sehr es wehtut, mich täglich weiter von der Liebe meines Lebens zu entfernen und keine Ahnung zu haben, was genau ich noch fühlen soll!"
„Du fragst immer mich, ob ich überhaupt noch mit dir zusammen sein will... Du fragst mich, ob ich die Scheidung will... Aber willst nicht eher du sie? Denn so wie du gerade sprichst..."
Ich spüre ihren Blick auf mir. Will ich die Scheidung? Eigentlich will ich doch einfach nur das Leben, was ich mir vor ein paar Jahren zusammen mit Leo ausgemalt habe.
„Keine Antwort ist auch ne Antwort" seufzt sie und steht auf.
„Das sagst du mir?"
„Ich will jedenfalls nicht, dass wir uns scheiden lassen."
„Und ich will nichts mehr als das Leben, was wir uns damals zusammen ausgemalt haben!"
„Du glaubst, wir können das irgendwann alles erreichen?"
„Wenn wir zusammen an uns arbeiten... wenn du das willst und ich das will, wenn wir das zusammen anpacken. Zusammen können wir stärker sein als das."
„Wenn du endlich mit mir redest."
„Wenn du deinen Schutz endlich wieder bei mir, deinem Mann suchst, und nicht bei einem anderen."
„Er ist nicht mehr als ein guter Freund, der nachvollziehen kann, was ich durchmache."
Ich kann nicht anders als genervt auszuschnauben.
„Es ist spät, heute werden wir das nicht mehr klären" murmle ich und stehe wieder auf.
„Wo willst du jetzt hin?"
„Ich muss nochmal raus, ich geh' ne Runde laufen" murmle ich und hole mir aus dem Schlafzimmer meine Sportsachen.
„Wincent, warte bitte" fängt Leo mich im Flur beim Schuhe anziehen nochmal ab.
„Ich muss hier raus" schüttle ich den Kopf und verlasse die Wohnung.
Als ich nach ner Stunde von meiner üblichen Runde zurückkomme, atme ich nochmal tief durch, bevor ich reingehe. Es ist dunkel, also nehme ich an, dass Leo schon im Bett ist. Ich springe schnell unter die Dusche, bevor ich auch ins Schlafzimmer gehe. Den Weg leichte ich mir mit meinem Handy, wodurch ich Leos Umrisse unter der Decke erkennen kann. Als ich mein Handy gerade anschließen will, registriere ich ein Blatt auf meinem Nachttisch. Stirnrunzelnd setze ich mich auf die Bettkante und schaue es mir an. Papa, Kili, Mama. Familie.Ob es je so werden wird?
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Alles was uns reicht
FanfictionJa gut, Leo ist wieder da, aber sicher, dass damit jetzt wieder alles einfacher wird? Sind sie bereit, die ganzen Herausforderungen zusammen zu meistern, oder werden sie an ihnen zerbrechen? Was ist mit Kilian?