Kapitel 220

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Während meine Frau gerade bei meinem allerliebsten besten Freund Hannes ist, bin ich mit Kilian unterwegs. Erstens lohnt es sich nicht, zwischendurch nochmal nach Hause zu fahren und zweitens kann ich meine Eifersucht bezüglich diesem Typen noch nicht ganz im Zaum halten. Ablenkung ist mir also sehr willkommen. Als es dann soweit ist, Leo abzuholen, ist Kili echt gut ausgepowert. Ich nehme ihn also auf den Arm und mache mich mit ihm auf den Weg zurück zum Krankenhaus. Hier läuft mir direkt meine Schwester über den Weg, weshalb Kili natürlich sofort wieder voller Energie ist und zu seiner Tante will.
„Geh ruhig, ich hab grade Zeit zwischendurch."
Also nimmt Shayenne Kilian mit und ich setze meinen Weg zu Leo fort. Als ich sie dann schon durch das Fenster sehen kann, muss ich extrem grinsen. Die Bandage ist ab, das kann ich sehen. Außerdem macht sie gerade ein paar Schritte ohne ihre Krücken. Als sie dann wieder von Hannes gestützt wird, trifft ihr Blick auf meinen. Ich kann nicht anders als stolz grinsen. Als Hannes mich registriert, winkt er mich rein. Von Leo bekomme ich zur Begrüßung einen kurzen Kuss. Sie wirkt müde und erschöpft, aber ziemlich happy.
„Die Bandage ist ab?"
„Sie hat sie jetzt zwei Wochen getragen, ihr Kniegelenk sieht gut aus. Vorerst kann sie abbleiben, aber wenn die Schmerzen zurückkommen wieder ranmachen und sich bei mir melden... Und auch wenn ich euch den Urlaub gönne und euch das bestimmt echt guttun wird, sie muss sich noch immer schonen, also vielleicht keine ewig langen Wanderungen."
„Und könntest du vielleicht nicht so reden, als wäre ich nicht anwesend?" brummt meine Frau.
„Dir hab ich den ganzen Kram schon gesagt, Wincent sollte das aber auch alles wissen. Vor allem wenn ich deinen Sturkopf bedenke."
„Jajaja" verdreht sie nur die Augen.
„Ich pass' auf" nicke ich und dann gehen wir raus.
„Wo ist eigentlich Kilian?"
„Bei Shayenne, wir sind ihr beim reinkommen über den Weg gelaufen und plötzlich war er gar nicht mehr ganz so ausgetobt."
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, von wem er das hat."
„Von dir?"
„Du bist genauso, ein verspielter Welpe" lacht sie, wirkt im nächsten Moment ruhiger „Zumindest warst du das immer."
„Ich will es wieder werden."
Auch wenn die Dämonen sich wohl schwer verbannen lassen werden. Sie haben sich fest an mich gekrallt, sodass man sie nicht einfach so abschütteln kann. Wie aus Reflex greife ich nach Leos Hand, aber diese beknackte Krücke ist im Weg.
„Nen bisschen werd' ich die noch brauchen..."
„Ich weiß" seufze ich.
Dann wird mein Bedürfnis nach etwas Nähe wohl noch etwas aushalten müssen.
Kilian und Shayenne kommen uns dann auch schon entgegen und er freut sich natürlich total, seine Mama wiederzusehen.
„Ich muss auch wieder weitermachen, euch noch nen schönen Abend" lächelt meine Schwester, drückt mich und Leo nochmal kurz, wuschelt Kilian durch die Haare und verschwindet dann.
„Und wir fahren jetzt auch nach Hause" schmunzle ich und nehme Kilian auf den Arm.

Auf der Fahrt nach Hause greift Leo nach meiner Hand, während über die Anlage Kilians Playlist läuft und er mitsingt. Seit ich Leos Hand halte, hab ich sowieso ein breiteres Lächeln auf den Lippen, aber als Boom Schakalaka anfängt, muss ich extrem lachen... und natürlich singe ich mit. Leo neben mir kann schon nicht mehr vor lachen und Kilian auf dem Rücksitz lacht inzwischen auch mehr als dass er mitsingt.
„Schön, wie meine Familie über mich lacht, wenn ich singe" schmunzle ich „Wie schaffe ich es nochmal, Geld damit zu verdienen?"
„Du weißt genau, warum wir lachen" grinst meine Frau.
„Ich mach' mich gern zum Affen für euch."
„Und das liebe ich an dir."
Wir stehen an einer roten Ampel und das nutzt sie aus, um mir einen Kuss auf die Wange zu drücken.
Damit ist mein Hunger nach ihrer Nähe zumindest vorerst einmal etwas gestillt.
„Können wir Pizza essen?" kommt es dann von hinten.
Ich sehe kurz zu Leo rüber und an ihrem Blick allein erkenne ich, dass auch sie Pizza will.
„Ich bestelle" schmunzelt sie dann.

Nur kurz nachdem wir zuhause sind, klingelt es auch schon und die Pizzen sind da. Ausnahmsweise essen wir auch im Wohnzimmer vorm Fernseher. Als der Film dann aber irgendwann zu Ende ist, bringt Leo Kilian ins Bett, während ich etwas aufräume.
„Ich wollte nochmal nen Bad nehmen" kommt sie dann irgendwann zu mir in die Küche.
„Ich muss sowieso noch packen" schmunzle ich „Brauchst du irgendwie Hilfe?"
„Wahrscheinlich beim ein und aussteigen."
„Okay, ich komme gleich."
Ich gehe also ins Schlafzimmer, um anzufangen meine Hälfte des Koffers zu packen -das hatte Leo natürlich schon längst erledigt- und sie geht ins Bad. Irgendwie lasse ich mich dann aber doch von meinem Handy ablenken und schrecke leicht auf, als Leo plötzlich in der Tür steht.
„So sieht das also inzwischen aus, wenn du packst."
„Ich kriege das noch hin, bevor dein Vater uns abholt, versprochen."
„Genau, is klar" lacht sie und dreht sich um.
Ich folge ihr dann, nachdem ich mein Handy einfach auf dem Bett abgelegt hab. Damit betrete ich nur kurz nach ihr das Badezimmer, bleibe aber noch im Türrahmen stehen.
Ja was hast du denn gedacht du Idiot, dass sie in Klamotten badet? Mitdenken wäre schön.

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