Alles was uns reicht

Kapitel 282

Auf meinem Handy ist ein Reihe an Posts zu sehen... beunruhigende Posts. Es wurde versucht, Leo und Kilian abzulichten, nur dank meinen Bandkollegen ist das nicht so wirklich gelungen. Aber dann gibt es auch Fotos von ihnen vom Konzert. Wie sie lachen und Spaß haben und keine Ahnung haben, dass sie beobachtet werden. Warum auch? Sie wollten auch einfach nur das Konzert genießen.

„Ich hab gehört, sie wollen noch ein Kind bekommen"
„Woher hast du das???"
„Meinte die, die beim Konzert neben uns saß"
„Und woher soll sie das wissen?"

Ein Haufen solcher Kommentare findet sich unter den Beiträgen. So viele, dass es unmöglich ist, sie zu zählen. Vereinzelt tauchen Kommentare auf in denen auch mal auf meine Aussage von vor kurzem hingewiesen wird. Ich werde mich für immer aus dem öffentlichen Leben zurückziehen, sollte meine Familie wieder unter meiner Karriere leiden.
„Amelie? Hast du mal kurz ne Minute für mich?"
Leicht erschrocken hält sie mitten im Gang vor meiner geöffneten Tür an.
„Klar, was gibt's?"
Während sie reinkommt und sich ganz entspannt hinsetzt, stehe ich auf, schließe die Tür und lege ihr mein Handy vor die Nase.
„Du schaust auch immer wieder nach, oder?"
„Das war's. Ich bin fertig mit der Öffentlichkeit."
„Wincent, warte. Ich verstehe das ja, aber willst du vielleicht erstmal mit Leo darüber sprechen?"
„Wir haben schonmal darüber gesprochen. Als ich das Statement damals gepostet habe. Meine Familie steht bei mir über allem. Ich will sie vor dieser toxischen Welt schützen. Vor allem Kilian, der sich noch nicht selbst schützen kann. Ich bin raus aus dem Geschäft."
„Du stellst dir das grade leichter vor, als es ist. Hör zu, heute ist der letzte öffentliche Termin dieses Jahr, rede nochmal in Ruhe mit Leo. Wenn du das wirklich willst, stehe ich voll und ganz hinter dir und unterstütze dich bei jedem Schritt. Aber du wirst hier nichts überstürzen, das kann nämlich auch echt in die Hose gehen."
„Ich weiß das... Aber für heute Abend müssen wir uns auch noch was überlegen. Die Fotos, die schon im Internet herumschwirren sind schon zu viel, es sollen nicht noch mehr werden. Kilian und Leo müssen woanders sitzen. Irgendwo, wo sie nicht zu sehen sind."
„Ich schaue, was sich da machen lässt... Es wird alles gut, Wincent."
„Ich hab einfach Angst um meine Familie."
„Wo sind sie gerade?"
„Kilian war müde und hat sich für nen Mittagsschlaf mit Leo zusammen hingelegt."
„Was ist damit? Wenn er wach ist, nehme ich ihn nen bisschen und du erzählst ihr in Ruhe von den Fotos im Internet und deinen Plänen, den Schritt aus dem Trubel raus zu machen. Die Tage redet ihr dann nochmal ganz in Ruhe darüber. Und nächstes Jahr erzählst du mir von eurer Entscheidung und wir machen möglich, was auch immer es ist."
Jeder verdient eine Amelie in seinem Leben!
„Na komm, wie lange kennen wir uns jetzt? Ich stehe zu dir in deinen Entscheidungen. Sowohl als beste Freundin als auch als Unterstützung im Beruflichen."

Nach Amelies Anweisung kapsele ich mich mit Leo dann etwas ab. Ich weiß, dass Kilian bei Amelie in mehr als guten Händen ist.
„Ich war schon auf Instagram" haut sie dann allerdings raus.
„Ich hab vorhin mit Amelie gequatscht... Wir sollen uns das über die Feiertage nochmal genau durch den Kopf gehen lassen, aber wenn wir uns dann gemeinsam dazu entscheiden, dass ich mich endgültig aus der Öffentlichkeit zurückziehe, steht sie voll und ganz an unserer Seite."
„Ich will nicht, dass du dieses Opfer bringen musst, aber es geht hier um Kilian... Lass uns darüber nochmal in Ruhe reden, wenn wir wieder zuhause sind. Vielleicht gibt es irgendeine Alternative. Es gibt immerhin nicht nur schwarz und weiß. Ich will nicht, dass du das alles hier aufgibst. Es ist ein Teil von dir. Als ich zum ersten Mal auf einem deiner Konzerte war, wurde mir bewusst, dass ich diesen kleinen Jungen in dir, den du auf der Bühne auslebst und allen präsentierst, liebe. Das hier ist dein Traum."
„Der Traum hier stand immer auf Platz zwei. Von dem was wir uns aufgebaut haben, habe ich immer geträumt. Du und Kilian kommt an erster Stelle. Ohne meinen Job kann ich gut leben... ohne dich und Kilian nicht."
Seufzend schlingt sie die Arme um meinen Hals und versteckt ihre Nase an meiner Schulter.
„Beim ersten Konzert war dir klar, dass du mich liebst?"
Diesen Kommentar und das Grinsen kann ich mir ehrlich nicht verkneifen.
„Du warst süß, wie du da mit Zuckerperlen-BH auf der Bühne standest... Und nach dem Konzert hast du mir noch eine private Vorstellung gegeben?"
„Was? Ich war doch halbwegs nüchtern, was hab ich dir da präsentiert?"
„Etwas, was nur mir gehört" schmunzelt sie und schiebt ihre Hände unter mein Shirt.
„Das hab ich dir da präsentiert? Oder hast du einfach nur gestarrt"
„Du hast mir was zum Starren gegeben."