Kapitel 233

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Okay, jetzt bin ich echt der Arsch in der Geschichte. Noch mehr als vorher schon.
„Ich will wirklich nur mit ihr reden. Bitte Zola."
„Warte hier" meint sie kühl und knallt mir die Tür vor der Nase zu, nur um wenig später wieder aufzutauchen „Komm mit."
Ich folge Zola also durch den Flur, wo ich schnell meine Schuhe und meine Jacke ablege, bis hinter ins Wohnzimmer, wo Leo auf dem Sofa sitzt. Ich bleibe mit einigem Abstand zu ihr stehen, Zola bleibt mit verschränkten Armen in der Tür stehen.
„Können wir bitte unter vier Augen reden?"
Leo nickt leicht, aber Zola macht keine Anstalten zu gehen.
„Unsere Beziehung ist für mich etwas Heiliges. Etwas Heiliges, was nur zwischen uns beiden ist."
Bei meinen letzten Worten sehe ich Zola an, die verdreht erstmal die Augen.
„Ist okay, Zo."
„Ich lasse die Tür angelehnt und bin nebenan im Schlafzimmer."
Als wir wirklich alleine sind, setze ich mich auf die andere Seite des Sofas.
„Es tut mir leid, dass ich abgehauen bin. Es tut mir leid, dass ich nicht erreichbar war. Es tut mir leid, dass ich mit ihr geschlafen habe. Es tut mir leid, dass ich dir nicht davon erzählt habe. Ich war allerdings der Meinung, dass das das Beste für dich und uns ist. Ganz ehrlich, ich war der Meinung, dass diese Sache Geschichte ist und ich nie wieder was von ihr hören werde. Das war der Deal, dass sie mich und meine Familie in Ruhe lässt. Ich hab es nicht für wirklich wichtig genommen, dass sie plötzlich vor meinem Hotel stand. Keine Ahnung, was ich dachte. Auf jeden Fall nicht, dass sie hier aufschlägt. Als ich abgehauen bin hab ich nicht dran gedacht, dass sie weiß, wo wir wohnen, woher auch immer sie das weiß... Ich hab nicht im Ansatz daran gedacht, dass sie auftauchen könnte. Sonst hätte ich dich niemals allein gelassen. Es tut mir so wahnsinnig leid. Einfach alles! Und ich hoffe so sehr, dass du mir irgendwann wirklich verzeihen kannst."
„Lass mich nie wieder in dieser Wohnung alleine!"
„Ich verspreche es dir."
Vorsichtig rücke ich etwas an sie ran und lege meine Hand auf ihre.
„Sei nie wieder so lange nicht erreichbar!"
„Versprochen."
„Hau nie wieder einfach ab!"
„Okay."
„Verschweig' mir nie wieder irgendetwas!"
„Nie wieder." Sie starrt auf meine Hand, die auf ihrer liegt. „Ich hasse es, mich mit dir zu streiten. Ich kann damit einfach nicht richtig umgehen und bevor es noch weiter ausartet haue ich lieber ab."
„Aber das ist doch keine gesunde Ehe. Du kannst nicht einfach abhauen."
„Ich weiß, tut mir leid."
„Hör endlich auf ‚Es tut mir leid' zu sagen, ich kann es nicht mehr hören."
„Verzeihst du mir?"
„Irgendwann werde ich dir wieder vertrauen können."
„Damit kann ich leben... Ich werde dir beweisen, dass du mir wieder vertrauen kannst."
Vorsichtig sieht sie mich wieder an. Sie ist noch unsicher, was ich komplett nachvollziehen kann. Aber wir werden das alles wieder hinbekommen.
„Ich will nicht in die Wohnung zurück" murmelt sie irgendwann.
„Das ist unser Zuhause. Kilians zuhause. Außerdem können wir nicht so schnell einfach umziehen."
„Was, wenn sie wieder auftaucht?"
„Dieses Mal bin ich aber da und wenn sie nochmal auftaucht rufe ich die Polizei, dann gibt's nen Annäherungsverbot. Das bekommen wir hin."
Ich will sie in meine Arme ziehen, jedoch blockt sie das ab.
„Noch nicht, tut mir leid."
„Is okay."
Tut weh, aber ich kann's verstehen.
„Können wir vielleicht einfach noch ein paar Minuten hier sitzen?"
„Na klar" nicke ich.

„Wollte nur schauen, ob ihr noch lebt" kommt Zola irgendwann vorsichtig rein.
Leo neben mir nickt leicht und setzt ein leichtes Lächeln auf. Auch wenn sie unsicher ist, kommt sie mit mir nach Hause. Im Auto schweigen wir, lauschen nur der leisen Musik im Radio. Zuhause bleibt's auch erstmal ruhig, zumindest bis Kilian nach Hause kommt.
„Papa!" begrüßt er mich freudig und springt in meine geöffneten Arme.
„Ich hab dich so vermisst mein Großer" murmle ich, während ich ihn fest an mich drücke.
Mein Sohn klammert sich an mir fest, was mich schmunzeln lässt. Ich begrüße dann kurz meine Schwiegereltern, die sich recht schnell wieder von den Socken machen.
„Also Großer..." Mit Kilian setze ich mich auf die Couch, er auf meinem Bein und Leo neben mir „Was machen wir heute noch?"
Es ist grade mal Nachmittag also noch ziemlich zeitig und ich will einfach so viel Zeit wie möglich mit meinem Sohn und meiner Frau verbringen. Selbst wenn sie noch Zeit braucht, um mir wieder komplett zu vertrauen, können wir doch trotzdem ein halbwegs normales Familien- und Eheleben führen.
„Ich will spielen!"
„Das sollte klappen" schmunzle ich und sehe zu Leo, die ich zum ersten Mal seit ich zurück bin, ernsthaft lächeln sehe.

Alles was uns reichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt