Alles was uns reicht

Kapitel 259

„Wo ist Timo?" fragt Kilian sofort, als wir im Kindergarten ankommen.
„Der kommt bestimmt auch demnächst" schmunzle ich und hänge seinen Rucksack an seinen Haken.
„Holst du oder Papa mich heute ab?"
„Ich hol dich ab und dann fahren wir zum Haus, ja?"
„Oh ja!" freut er sich und drückt mich nochmal fest, bevor er in den Gruppenraum rennt.
Leicht lachend stehe ich auf und gehe wieder Richtung Ausgang. Auf dem Weg kommt mir auch die neue Erzieherin entgegen, die mich nur kurz kühl anlächelt. Ohne groß darüber nachzudenken, fahre ich zum Haus, um ein bisschen zu arbeiten. Zwischendurch telefoniere ich mit Zola, während ich ein Regal zusammenschraube.
„Selbst ist die Frau" lacht sie und steckt sich eine Gabel voll Nudeln in den Mund.
„Ich will hier endlich einziehen" lache ich.
„Gibt's dann auch eine große Einweihungsfeier im Garten?"
„Natürlich! Ach und übrigens... Wir wollen endlich unsere große Hochzeit nachholen."
„Aww! Ich freu mich für euch! Wie kam es denn jetzt dazu?"
„Wir haben ja keine Eheringe, weil wir damit damals auf die große Hochzeit warten wollten. Ich hab daran ehrlich gesagt nicht mehr so wirklich gedacht, weil so viel passiert ist in letzter Zeit, also hab ich vorgeschlagen, dass wir uns einfach Eheringe besorgen. Wincent meinte, dass er sein Versprechen, mir meine Traumhochzeit zu schenken, immer noch einhalten will."
„Du hast den perfekten Mann gefunden, ich bin neidisch!"
„Ey!" höre ich Jan im Hintergrund und muss sofort lachen.
„Ja, es ist noch fast ein ganzes Jahr hin und ich freue mich, es wird nur echt viel werden mit der Planung, denke ich."
„Du weißt, dass ich das beruflich mache, oder? Ich plane Hochzeiten und verdiene damit meinen Lebensunterhalt."
„Zo..."
„Was gibt's denn besseres? Ich helfe euch super gerne bei der Planung und ihr habt genug Zeit, euch nebenbei um den Umzug zu kümmern. Plus ich bin deine beste Freundin und kenne dich ziemlich gut. Ich weiß, wie du dir einige Sachen vorstellst."
„Vorschlag: Wincent kommt in ner Stunde ungefähr auch her und dann rede ich mal mit ihm und melde mich dann bei dir, Okay?"
„Geht klar" lacht sie.
Wir quatschen noch etwas, bis ich Kilian abholen fahre. Fast gleichzeitig mit Wincent kommen wir am Haus an. Kilian rennt natürlich sofort zu ihm. Die beiden toben sich erstmal noch etwas aus, dann werde ich auch endlich mal begrüßt.
„Ach, uns ist auch mal aufgefallen, dass unsere Frau auch hier ist?" schmunzle ich.
Wincent küsst mich kurz und schickt mich dann in eine Pause, während er weiter aufbaut.
„Leo, hilfst du mir kurz beim Umstellen?" ruft er in den Garten.
„Spielst du kurz alleine?" richte ich mich an Kilian, der nur nickt und dann weiter rennt.
Ich jogge zu Wincent, der mit mir hoch ins Schlafzimmer geht.
„Zusammengebaut ist soweit alles, wir müssen den nur aufstellen" grinst er stolz auf den riesigen Schrank herab.
Wir brauchen ein bisschen, aber dann stehen alle Schrankteile an der Wand. Wincent grinst mich breit an und zieht mich in seine Arme.
„Zola hat übrigens angeboten uns bei der Hochzeitsplanung zu unterstützen, damit wir nebenbei genug Zeit für den Umzug und alles andere haben."
„Das ist doch gut, oder?"
„Klar, ich wollte nur mit dir drüber reden, bevor ich ihr zusage. Es ist unsere Hochzeit."
„Wie wäre es, wenn wir uns demnächst mit Zola treffen und mit ihr über unsere Wünsche und Vorstellungen reden."
„Das ist ein ziemlich guter Plan... vor allem für deine Verhältnisse" schmunzle ich.
„Gibt's von dir auch mal nen Lob an mich, ohne dass da nen Diss mitkommt?"
„Du hast noch sehr lange Zeit, das herauszufinden."
Grinsend lehnt er sich zu mir runter, um mich zärtlich zu küssen.
„Lass uns runtergehen und nach Kilian schauen" unterbreche ich den Kuss, der langsam immer intensiver wurde.
„Ich wollte heute eigentlich noch unser Bett aufbauen."
„Meine Mum wollte auch noch vorbeikommen, dann kann sie Kilian beschäftigen und ich helfe dir."
„Alles klar."

Nachdem Kilian sofort zu seiner Oma gesprintet ist, um sie aufgeregt zu begrüßen, kann ich meine Mutter jetzt auch erstmal in den Arm nehmen.
„Ist Wincent drinnen?"
„Ja, der baut grade unser Bett auf. Kümmerst du dich um Kilian? Dann kann ich ihm helfen."
„Klar! Ich verbringe doch liebend gern Zeit mit meinem Lieblingsenkelchen!"
„Hab ich was verpasst? Hast du noch andere Enkelkinder?" lache ich und binde mir die Haare hoch.
„Noch nicht, aber es kommen hoffentlich noch welche!... Und du hast da was am Hals" flüstert sie, bevor Kilian sie wegzieht. Stirnrunzelnd gehe ich erstmal ins Bad und sehe im Spiegel auch direkt, was meine Mutter meint... Meine Güte! Ich bin 31 Jahre alt und hab nen Knutschfleck am Hals!

„Hier bist du, ich dachte du wolltest mir helfen kommen."
„Ich musste mir erstmal anschauen, was du hier angerichtet hast" brumme ich und deute auf die Stelle an meinem Hals.
„Uppsi" schmunzelt er „Kannst du mir trotzdem helfen?"
„Wincent, das ist nicht lustig... Wir sind über dreißig und ich hab Kilian damit in den Kindergarten gebracht und ihn abgeholt. Das ist peinlich."
„Was ist schlimm daran, dass wir ein gutes Sexleben haben?"
„Nichts, aber ich genieße das lieber für uns. Ich muss das nicht anderen so präsentieren."
„Ok, das verstehe ich ja, aber kommst du jetzt trotzdem mit hoch und ignorierst das da einfach? Außerdem ist der echt klein."
„Meine Mutter hat mich grade drauf aufmerksam gemacht" funkle ich Wincent an und jetzt ist es auch ihm offensichtlich etwas unangenehm.