Kapitel 241

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Wincent
Inzwischen haben wir schon wieder März. Wir haben uns schon einige Häuser angeschaut, aber irgendwie hat keins richtig gepasst. Und leider kann ich meinen Job nicht für immer von zuhause aus machen. Nach Berlin hatte ich Kilian und Leo letzten Monat mitgenommen, aber das waren nur drei Tage im Büro. Mit nach München für fast zwei Wochen ist zu viel... Solange werden die beiden bei Leos Eltern wohnen. Unsere Familie weiß inzwischen von dem Problem mit der Stalkerin. Nachdem wir neulich zusammen spazieren waren und sie uns ne Weile hinterher gegangen ist, hat es sich alles andere als richtig angefühlt ihnen nichts davon zu erzählen. Leos Eltern haben sofort angeboten, dass wir eine Weile, bis wir was neues haben, bei ihnen wohnen. Das hat Leo direkt abgelehnt. Aus Angst um ihre Familie. Ich kann sie verstehen, aber es ist einfach nur schrecklich. Wir waren inzwischen sogar schon bei der Polizei, weil wir Anzeige erstatten wollten, aber aus welchem Grund? Sie macht nichts, außer existieren. Sie könnte theoretisch die Wohnung neben an mieten. Alptraum! Ganz ganz schlimmer Alptraum!

Mit Kilian haben wir heute fast den halben Tag damit verbracht, seine Sachen zu packen. Jetzt müssen wir allerdings immer noch unsere Sachen packen.
„Komm, pack' deine Tasche und dann kuscheln wir" lächelt sie mich an und schnappt sich ein paar Shirts aus ihrem Schrank.
„Ja" nicke ich und werfe ein paar Sachen in meine Tasche.
Leo schafft es -wirklich keine Ahnung wie- vor mir fertig zu sein. Als letztes wirft sie noch ein Shirt und einen Hoodie von mir oben drauf.
„Hast du da nicht die Koffer verwechselt?" schmunzle ich.
„Nein, stimmt schon so."
Ich bin auch fertig und folge Leo aufs Bett. Fest schlinge ich meine Arme um meine Frau, während sie mit unseren Fingern spielt.
„Kannst du mir was versprechen?" flüstert sie und dreht ihren Kopf, sodass sie mich ansehen kann „Versuch, im Studio abzuschalten und dich wirklich nur auf das zu konzentrieren, weswegen du da bist. Das war doch auch immer sowas wie ne Therapie für dich."
„Ja, war es... Ist es auch immer noch."
Wir lächeln uns an, dann legt Leo ihre Lippen auf meine und küsst mich zärtlich. Außerdem hofft sie, dass ich dann um einiges lockerer vielleicht wiederkommen werde. Aber wir wissen beide, dass das nicht so einfach ist. Ich wäre gern wieder der, der ich vorher war. Allein für Leo... Wenn's dafür nen Schalter gäbe, würde ich den sofort umlegen! Leider ist's nicht so einfach. Wir sind nicht mehr das Paar von früher. Manchmal blitzt das noch auf, dann lachen wir und benehmen uns wie früher.

Am Morgen versuche ich noch so viel Zeit wie möglich mit meinem Sohn zu verbringen, während Leo die letzten Sachen packt.
„Babe, komm her!" strecke ich meine Hand aus, als sie auch mal ins Wohnzimmer kommt.
Ich liege auf dem Rücken auf dem Boden und hab Kilian auf meiner Brust liegen. Leo legt sich grinsend zu uns und bettet ihren Kopf auf meiner Schulter.
„Wie lange bist du weg, Papa?"
Kilian setzt sich auf und sieht mich aus seinen großen Augen an.
„Zeig mir mal deine Hände" schmunzle ich und sofort hält er beide Hände geöffnet hoch „Schau, wenn du morgen früh aufstehst, kannst du einen Finger runter machen. Dann nochmal schlafen und den zweiten runter. Immer so weiter und wenn kein Finger mehr oben ist, dann kann ich dich abends wieder ins Bett bringen."
„So lange ist das nicht, oder?"
„Nein, so lange ist das nicht."
Die Zeit wird wie im Flug vergehen und vielleicht tut mir so ne Runde von der guten alten Studio-Therapie ja auch ganz gut.

„Wir müssen los" murmelt Leo irgendwann gegen meine Brust.
„Ich weiß ja... Komm Großer, hol deinen Rucksack. Jetzt geht's zu Oma und Opa!"
Mit einem „Ja!" springt er auf und rennt los.
„Sollte ich beleidigt sein?" murmle ich und sehe Leo an, die sich hingesetzt hat.
„Heute Abend heißt es wieder ‚Können wir Papa anrufen? Können wir bitte Papa anrufen?'"
„Und dann ruft ihr mich an, ja?"
„Machen wir" nickt sie und beugt sich zu mir runter, um mich zärtlich zu küssen.
„Ich liebe dich."
Leo ist dann aber recht schnell auf den Beinen und hält mir die Hand hin.
„Komm hoch, alter Mann" grinst sie.
Ich verdrehe nur die Augen und lasse mir von ihr hoch helfen.
„Es fällt mir plötzlich viel leichter wegzufahren!"
Ich strecke mich einmal, während Leo lacht.
„Na warte!"
Bevor sie reagieren kann, hab ich sie an der Hüfte gepackt.
„Lass mich los, Wincent!" lacht sie, aber ich denke gar nicht dran, ihrer Aufforderung nachzukommen.
Leider schafft sie es trotzdem, sich von mir zu lösen.
Während ich zusammen mit Kilian dann seinen Rucksack und meine Tasche runter ins Auto bringe, kontrolliert Leo nochmal, ob alles ausgeschaltet ist.
„Sicher, dass du alles hast? Der Koffer ist für die Größe echt leicht" schmunzle ich, als ich ihren Monsterkoffer kurz anheben muss.
„Sehr lustig! Und zur Not komme ich nochmal her und hole, was ich vergessen hab."
„Babe-"
„Mit meinem Papa zusammen."

Alles was uns reichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt