Alles was uns reicht

Kapitel 229

Sicht Leo
Als ich mit Zola nach Hause komme -Kilian ist mit meinen Eltern unterwegs- steht gerade eine Frau mit einem Kind vor der Tür. Sie hat blonde Haare, heller als meine, und irgendwas kommt mir direkt komisch vor. Ich will mich einfach nur beeilen, schnell reinzukommen, keine Ahnung wieso, es ist so ein Gefühl.
„Was ist los?"
„Die Frau da ist mir suspekt."
„Glaubst du, das ist ein Fan von Wincent, der nicht so begeistert von dir ist?"
„Nett ausgedrückt. Keine Ahnung, lass uns einfach schnell reingehen."
Jedoch kommt sie schon auf uns zu, noch bevor wir die Tür erreicht haben.
„Du bist Leo, richtig? Wincents Frau?"
„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht" giftet Zola sie sofort an und schiebt mich zur Tür.
„Er hat dir nichts erzählt, ich weiß, aber das musst du wissen. Ich denke, es ist dein gutes Recht."
„Okay, hör zu" dreht Zola sich um, ich schließe die Tür auf „Die beiden haben genug durchgemacht und Nachrichten von euch Fans haben es nicht einfacher gemacht. Lasst sie einfach in Ruhe ihr Leben leben!"
„Ich bin kein Fan. Vor etwa drei Jahren hatten wir was miteinander und naja... Er hat mir nichts davon erzählt, dass du wieder... naja... ich hab ihn zur Rede gestellt, ihm gesagt, dass du ein Recht hast, es zu erfahren, er wollte es dir nicht erzählen, also tue ich das jetzt. Ich will nur, dass du es weißt."
Ich bin wie erstarrt. Meine Glieder, alles fühlt sich schwer an.
„Sie sollten jetzt besser gehen."
Zolas Stimme klingt so fern. Sie will mich stützen, damit wir reingehen, aber ich kann jetzt nicht in diese Wohnung rein.
„Wo willst du dann hin?"
„Keine Ahnung" murmle ich.
„Okay, komm mit."
Zola geht mit mir zu ihrem Auto und fährt einfach los. Eine ganze Weile schweigen wir einfach, bis Zola am Strand Aufgang parkt. Von hier aus sehen wir das Meer zwar nicht, aber wir hören es.
„Sitzen bleiben oder runtergehen?"
„Ich glaube nicht, dass ich aufstehen kann..."
„Sitzen bleiben also, okay."
Dann schweigen wir einfach, lauschen dem Meeresrauschen, mir laufen einige Tränen über die Wangen.
Wie konnte er mir sowas verschweigen? Er hat mir erzählt, dass er vier Jahre lang nur an mich denken konnte, er nur dafür gebetet hat, dass ich zu ihm zurückkomme, dass nur Kilian ihn etwas zusammengehalten hat. Er hat mir das alles erzählt und ich habe ihm geglaubt, ich habe ihn gehalten, gezeigt, dass ich wieder da bin... anscheinend war da noch etwas... jemand anderes, der ihn zusammengehalten hat. Mein Mann hat eine Tochter, mit einer anderen Frau... Ja verdammt, ich war 4 Jahre weg und ich werde nie nachempfinden können, was er durchgemacht hat, aber ist das ein Grund, mich wegen so etwas anzulügen? Nein! Sowas hätte er mir nie verschweigen dürfen! Ich hatte ein Recht, es zu erfahren! Ich habe ein Recht zu erfahren, dass mein Mann noch ein Kind bekommen hat, während ich im Koma lag! Ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte, wenn er es mir erzählt hätte, aber dann wäre nicht noch dieser Schmerz hinzugekommen, dass er mich angelogen, mir was vorgeheuchelt hat.

„Er hat ein Kind mit einer anderen Frau."
Noch immer laufen mir Tränen über die Wangen, während ich Zola anschaue.
„Ich... Ich meine... ich kann das nicht glauben! Wir hatten so viel Kontakt, ich hab nie irgendetwas geahnt..."
„Aber es steht doch nicht einfach mal so random ne Frau vor unserer Tür und behauptet, ein Kind von meinem Mann zu haben."
„Ich weiß... Das ergibt alles nur überhaupt keinen Sinn. Ich hätte etwas mitbekommen müssen! Irgendwas ist an der ganzen Sache faul, du musst da drüber mit Wincent definitiv nochmal reden."
„Ich weiß nicht, was passiert, wenn ich auf ihn treffe. Ich weiß nicht, was ich gerade für ihn empfinde. Was ich empfinden sollte."
„Du willst ihn aber nicht verlassen, nur weil dir eine fremde Frau irgendwas erzählt hat, oder? Du musst dir Wincents Sicht auf das Ganze anhören."
„Ich weiß und das werde ich auch, aber ich bin gerade so unglaublich... ach ich weiß auch nicht! Ich..."
„Ach Leo..."
„Ich dachte, wir könnten jetzt ohne Drama unser Leben leben, sieht so aus, als hätte das Universum andere Pläne gehabt."
Zola greift nach meiner Hand und so schweigen wir eine Weile. Ich versuche, mein Gedankenchaos etwas zu sortieren, Zola ist einfach bei mir.

„Wincent ist zuhause, er hat dir eben geschrieben und gefragt, wann du kommst."
„Gerade am liebsten gar nicht."
„Du weißt, dass du das nicht machen kannst. Du musst, auch wenn dir das gerade sinnlos erscheint, mit ihm reden."
„Ja, aber, ich habe Angst davor. Wenn er es bestätigt, dann... ich weiß nicht, ob ich ihm verzeihen kann, dass er es mir verschwiegen hat."
„Ich kann dich verstehen, dennoch wirst du für immer mit ihm verbunden bleiben."
„Klilian..."
„Ja."