Kapitel 243

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Leo
Als Kilian schläft, schleiche ich leise aus Nils altem Zimmer raus in mein altes Zimmer.
„Du siehst echt müde aus."
„Ich schlafe auch nicht neben dir ein, keine gute Voraussetzung."
„Spinner. Also, um nochmal auf letzte Nacht zurückzukommen. Der Song."
„Babe, ich zeige ihn dir, wenn ich nach Hause komme, versprochen. Ich will da einfach bei dir sein."
„Also muss ich noch sieben Mal schlafen, bis ich ihn höre?"
„Ganz genau" grinst er „Was hast du heute gemacht?"
„Das Wetter war erstaunlich gut, hab hauptsächlich im Garten gesessen und gearbeitet, bis wir Kilian abgeholt haben. Meine Mum und ich haben dann noch zusammen gekocht. Ihr?"
„Produziert... Produziert... Ach ja und produziert haben wir auch noch. Kevin hat grade Essen bestellt, mal sehen, wie lang die Nacht noch wird."
„Dann will ich dich nicht weiter aufhalten."
„Tust du nicht! Es tut gut dich zu sehen und deine Stimme zu hören. Wenn auch nur übers Handy."
„Du bist süß. Aber tatsächlich muss ich los, meine Eltern, Toby und Nils warten unten auf mich."
Wincent zieht erst eine Schnute, lächelt dann aber.
„Hab nen schönen Abend."
„Du auch, bis morgen. Ich liebe dich."
„Ich dich auch."

Wir haben grade aufgelegt, da kommt Nils rein und lässt sich neben mir auf dem Bett fallen.
„Klar, komm rein" schmunzle ich und drehe meinen Kopf zu ihm.
Nils starrt straight die Decke an, was mich die Augenbrauen zusammenkneifen lässt.
„Was ist los?"
„Ich glaube, ich hab das mit Lara ordentlich vermasselt."
„Was hast du angestellt?"
„Ich hatte Panik, keine Ahnung wieso. Ich hab ihr gesagt, dass wir besser nur Freunde bleiben. Keine Ahnung, warum ich das gemacht habe. Ich glaube, dass ich dabei bin, mich in sie zu verlieben."
„Du hast dich selber in die Friendzone katapultiert?"
„So kann man's auch formulieren" brummt er.
„Aber du willst definitiv mehr als Friendzone?"
„Ja, viel mehr!"
„Dann sag ihr das. Geh zu ihr und sag ihr, wie dein Standpunkt ist. Spiel mit komplett offenen Karten."
„Das kommt doch bescheuert und als wüsste ich nicht, was ich will. Als ob Frauen das wollen."
„Das stimmt, aber wenn du ihr sagst, was Sache ist, wird alles gut... Mir hat auch mal jemand gesagt, dass wir besser nur Freunde sind, kurz nachdem wir uns geküsst haben... Jetzt sind wir verheiratet und haben nen Sohn."
„Echt jetzt?"
„Jup, wir haben uns geküsst, am nächsten Tag hat er das zu mir gesagt."
„Und dann?"
„Dann waren wir einfach befreundet, auch wenn wir irgendwie nie nur Freunde waren. Irgendwann haben wir Klartext über unsere Gefühle gesprochen."
„Und seitdem seid ihr zusammen?" 
„Mit ner kleinen Trennung zwischendurch. Keine schöne Zeit, aber bis auf ne Stalkerin, dank der ich mich zu Hause nicht mehr wohl fühle, bin ich grade ziemlich happy."
„Ach, wenn's nur das ist..."
„Ich meine es ernst, Nils, spiel einfach mit offenen Karten... Übermorgen fährst du zurück, richtig? Auf direktem Weg geht's für dich zu ihr nach Hause und du sagst ihr, was los ist. Und dann bekomme ich nen Anruf, wie es lief, ja?"
„Wenn's gut läuft, ja."
„Wird's" lache ich und stehe auf.
Irgendwie immer noch komisch, wieder ohne Hilfe stehen und laufen zu können...
„Und wenn nicht, schnappe ich mir die Jungs und schieß' mich ab, weil dann kann ich ihr definitiv nie wieder unter die Augen treten können."
„Los komm, steh auf" lache ich und versuche ihn hoch zu ziehen.
Tatsächlich bekomme ich meinen kleinen Bruder dazu aufzustehen, sodass wir zusammen runtergehen können. Naja, klein is jetzt nicht das richtige Wort. Keine Ahnung, woher meine Brüder das alle haben, aber die sind riesig.
„Ich wollte nochmal mit Balu ne Runde gehen. Willst du mitkommen?"
„Klar!"
Während Nils runter geht, schnappe ich mir noch den Hoodie, den ich mir von Wincent geklaut hatte, und stecke mein Handy in meine Hosentasche. Im Flur zieht auch Toby sich grade seine Schuhe an.
„Passt auf und keine zu große Runde, Ja?"
„Mama, wir sind alle erwachsen" lacht Nils, der gerade Balu anleint, welcher uns abwechselnd ansieht und mit dem Schwanz wedelt.
Unsere Mutter verdreht nur die Augen, bekommt dann aber von Nils einen Kuss auf die Wange.
Recht schnell machen wir uns vom Acker und laufen Richtung Wald. Ich genieße die Zeit mit meinen Brüdern, kann einfach loslassen und entspannen. Wir lachen viel, halten die Runde aber wirklich relativ klein und zu Hause wartet dann auch schon ein Haufen Süßkram auf dem Couchtisch.

Alles was uns reichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt