Kapitel 249

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Kilian hat noch einige Tage im Bett gelegen, geht aber seit ein paar Wochen wieder in den Kindergarten, und Leo und ich haben neben der Arbeit noch einiges mit dem Planen des Umbaus zutun. Der Kaufvertrag für das Haus ist unterschrieben, morgen fängt die Firma an, nach unseren Wünschen den An- und Umbau zu machen. Während dieser nicht ganz zwei Wochen sind wir allerdings in München. Ich im Studio und Leo wegen irgendwelcher Termine und um sich mal wieder mit ihren Freunden dort zu treffen. Kilian freut sich auf anderthalb Wochen bei meiner Mum. Den letzten Abend zu dritt haben wir extrem genossen, aber relativ zeitig sind wir dann ins Bett, immerhin klingelt unser Wecker früh.

„Drück auf schlummern" brumme ich, drehe mich auf den Bauch und drücke mein Gesicht ins Kissen.
Was um mich herum passiert blende ich aus, so müde bin ich. Ich merke nur, wie das unfassbar nervige Piepen endlich ausgeht und ich wieder abdrifte. Bevor ich jedoch wieder richtig einschlafen kann, höre ich, wie Leo die Vorhänge aufreißt, Fenster öffnet und spüre, wie sie die Decke wegzieht. Auch wenn es schon Anfang Mai ist, es draußen immer wärmer wird und wir zum Teil schon fast dreißig Grad haben, ist es früh ziemlich frisch. Somit wird mir jetzt echt kalt und ich bin gezwungen, aufzustehen.
„Biest" murmle ich, während ich an meiner grinsenden Frau vorbei zum Schrank gehe.
„Na komm" lacht sie und drückt mir einen Kuss auf die Wange, bevor sie aus dem Zimmer verschwindet.
Angezogen folge ich ihr schlurfend in die Küche, um mir erstmal nen Kaffee zu machen, aber wirklich wach bin ich danach noch immer nicht. Leo hingegen ist total hibbelig und kontrolliert auch mindestens zehn mal, ob wir auch alles eingepackt haben, während ich mit Kilian zusammen seinen Rucksack packe. Als alles drinnen ist, stelle ich ihn in den Flur zu den anderen Taschen.
„Papa, können wir noch spielen?"
„Wir müssen gleich los zum Haus, Großer."
„Aber ihr seid dann weg und ich werde euch vermissen."
Oh scheiße, dieser Blick...
„Wir werden dich doch auch ganz doll vermissen. Ich verspreche, dass wir jeden Abend telefonieren, mindestens, ja?"
„Das is nicht das Gleiche."
„Ich weiß doch, aber nach den anderthalb Wochen, haben wir ganz viel Zeit. Da haben Mama und ich extra geschaut, da machen wir ganz ganz viel im Haus."
„Auch mein Zimmer?"
„Natürlich!"
Ich breite meine Arme aus und er springt mir sofort um den Hals. Mit ihm an mir dran hängend schnappe ich mir zwei Taschen, Leo sich die anderen zwei und dann gehen wir runter zum Auto.
Wir fahren jetzt erstmal Kilian wegbringen und dann zum Haus, um beim Anfang der Arbeiten wenigstens anwesend zu sein. Sonst wird Frank immer mal vorbeischauen, damit alles funktioniert. Zum Ende der Arbeiten sind wir wieder da und danach können wir anfangen, das Haus einzurichten.

Nachdem es bei meiner Mum nochmal einen ziemlich langen Abschied von unserem Sohn gab, bei dem vor allem Leo unseren Sohn lange nicht losgelassen hat, sind wir jetzt auch schon wieder im Haus fertig und auf dem Weg nach München. Während ich fahre, starrt Leo auf ihren Laptop und da sie Kopfhörer drinnen hat, läuft feinstes Metal über die Boxen. Ich genieße die Fahrt, auch wenn ich gerne mit meiner Frau reden würde. Aber sie muss eben noch was für die Arbeit fertig bekommen. Irgendwann sehe ich aus dem Augenwinkel, wie sie ihren Laptop zuklappt und die AirPods wegsteckt.
„Fertig?"
„Hm... Alles fertig, was fertig sein sollte" murmelt sie und stellt die Musik etwas leiser.
„Mach ruhig was anderes an, ich wollte die nächste Raststätte mal ansteuern, um auf Toilette zu gehen."
„Klingt gut" lächelt sie, streckt sich etwas und schnappt sich dann mein Handy, um eine andere Playlist anzustellen.
Ich summe etwas mit, während ich auf die Straße schaue und dann bei der nächsten Gelegenheit auf den Parkplatz eines Rastplatzes fahre.

„Ich hol mir noch was zu essen, willst du was?"
„Definitiv!" schmunzelt Leo, als wir Richtung Toiletten gehen.
„Wünsche?"
„Sandwich... und irgendwas mit Schokolade."
„Geht klar."
Ich erleichtere mich zügig und gehe dann in den kleinen Laden, um was zu essen und zu trinken zu holen und dann zum Auto zu gehen, wo Leo schon mit geöffneter Beifahrertür sitzt und ihr Gesicht in die Sonne streckt. Gott ist sie schön! Ihren Zopf hat sie aufgemacht, die Strickjacke ausgezogen und damit umspielen ihre blonden Wellen ihre freien Schultern toll.
„Willst du schon weiterfahren, oder wollen wir uns auf eine Bank setzen und essen?"
„Ich würde die Bank hier nehmen" schmunzle ich und strecke die Hand nach ihr aus.
Wir setzen uns auf eine Bank etwas abseits in die Sonne und sofort inspiziert Leo den Inhalt der Papiertüte. Ihre Augen strahlen, als sie die Schokobons entdeckt.
„Die können wir auf dem Rest der Fahrt verputzen."
Ich hole die Sandwiches raus und halte Leo ihres hin. Während wir essen, genießen wir beide die Sonne und unterhalten uns. Auch als wir aufgegessen haben, bleiben wir sitzen. Ich habe meinen Arm um ihre Schulter gelegt, sie ihre Hand auf meinen Oberschenkel und ihren Kopf auf meine Schulter.
„Sollten wir nicht irgendwann weiterfahren?" murmle ich und sehe zu ihr runter.
„Noch ein paar Minuten, ja?"
Ich lege auch noch meinen zweiten Arm um Leo und drücke einen Kuss auf ihre Schläfe.
„Lass uns die nächsten Wochen versuchen, auch mal wieder Zeit für uns beide einzuschieben. Die letzte Zeit ist das irgendwie doch etwas zu kurz gekommen."
„Bald wird's wieder mehr, in nichtmal zwei Wochen fangen wir an, unser Haus einzurichten. Dann haben wir wieder einen richtigen Rückzugsort."

Alles was uns reichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt