Wincent stößt ein Brummen aus und steht auf, um sich an die Terrassentür zu stellen und rauszuschauen. Nix da! Ich lehne mich direkt vor ihn an die Tür, verschränke die Arme vor der Brust und sehe ihn an. Auch wenn Wincent ein Stück größer ist und er einfach über mich drüber wegschauen könnte, tut er es nicht. Und sobald er mir einen Moment in die Augen geschaut hat, knickt er wieder ein. Langsam macht er einen Schritt auf mich zu, legt dabei seine Hände an meine Oberarme.
„Ich will das endlich ein für alle mal aus meinem Leben schaffen und dich nicht noch weiter damit belasten. Das ist eine riesen Scheiße, die ich gebaut habe. Du hast damit nichts zutun. Ich weiß nichtmal, womit ich es verdient habe, dass du mir verziehen hast und so hinter mir stehst."
„Du willst das Problem, dass sie immer wieder in unserem Leben auftaucht, also alleine lösen."
„Ja."
„Nein!"
„Wieso jetzt nein? Es tut dir jedes Mal weh, wenn sie hier auftaucht oder irgendwas wegen ihr ist. Ich will das nicht."
„Wir sind verheiratet, Wincent" seufze ich „Auch wenn das passiert ist, als ich im Koma lag, hat es jetzt noch Auswirkungen. Und du kannst mir glauben, wenn ich sage, dass ich meine Familie schützen werde. Da ist mir auch jedes Mittel recht."
„Letztes Mal konnten wir nicht normal reden, da hast du mir an den Kopf geworfen, Männer würden nur mit dem unteren Teil des Körpers denken."
„Da war ich komplett überfordert mit der Tatsache, dass sie vor mir stand. Bei uns zuhause... Das war mein Problem. Wenn ich nie wieder aufgewacht oder gar gestorben wäre-"
„Stopp!" unterbricht er mich mit großen Augen und beschleunigter Atmung.
„Ich hätte gewollt, dass du wieder glücklich wirst. Auch wenn das definitiv nicht die Richtige wäre. Unter keinen Umständen wird so eine jemals die Stiefmütter für meinen Sohn!"
„Er wird auch niemals eine brauchen. Er hat dich! Ich will nicht an was wäre wenn denken. Sie ist weg, morgen schauen wir uns das erste Haus an und dann hat der Alptraum hoffentlich diesmal endgültig ein Ende."
„War sowas schonmal?"
„Kurz nachdem klar war, dass ich nicht der Vater ihres Kindes bin, ist sie ne Zeit lang ständig vorm Büro aufgetaucht, als ich in Berlin war. Aber hier bei uns zuhause aufzutauchen ist ne neue Stufe des Wahnsinns."
„Vielleicht sollten wir uns nochmal überlegen doch die Polizei einzuschalten."
„Und dann dauert's nicht lange bis es in der Klatschpresse steht."
„Aber du sagst doch selbst wie irre die ist."
„Lass uns ne Nacht drüber schlafen, Okay?... So hatte ich mir den Abend nicht vorgestellt."
„Er ist noch nicht ganz versaut."
Wincents Gesichtszüge werden sofort weicher und seine Mundwinkel verziehen sich zu einem kleinen Lächeln.
„Ist es komisch, dass ich extrem heiß fand, als du gesagt hast, du schützt deine Familie mit jedem erdenklichen Mittel?"
Er ist wie ein großer knoten und grade hat er mir ein loses Ende gezeigt. Damit kann ich arbeiten.
„Ich weiß, was mir gehört" zucke ich unschuldig mit dem Schultern „Und das bekommt kein anderer in die Finger."
Jetzt lacht er auf. Gott sei Dank, ein ernsthaftes Lächeln.
„Was schwebt dir denn jetzt vor, um auf andere Gedanken zu kommen?" schmunzle ich.
Kurz legt er den Kopf in den Nacken, dann grinst er mich an. Oh oh... Was hab ich jetzt nur losgetreten? Als würde ich nichts wiegen wirft er mich plötzlich über die Schulter. Ich muss mir ein Quieken echt verkneifen und halte mir sofort die Hände vor den Mund. Im Schlafzimmer wirft Wincent mich auf die Couch, grinst immer noch doof und statt zu mir zu kommen, legt er sich an den Schrank gegenüber vom Bett.
„Was wird das Wincent?"
„Ich will nur noch kurz den Ausblick auf meine atemberaubende Frau genießen. Scheiße, ich musste mich ja schon im Restaurant die ganze Zeit zusammenreißen, um dir nicht vor allen an die Wäsche zu gehen. Da hat sich jetzt also nen bisschen was angestaut."
Sich selbst zieht er schonmal bis auf die Boxershorts aus, bevor er endlich zu mir ins Bett kommt. Er sieht mir in die Augen, dann ziehe ich ihn mit einem Ruck am Nacken zu mir runter, um ihn zu küssen. Wir wissen beide, dass das Thema noch lange nicht durchgestanden ist. Aber wir wissen auch, dass wir das Problem nicht heute noch lösen werden.
Ich gebe mich Wincent vollkommen hin, passe mich jeder seiner Bewegungen an und kuschle mich dann, nachdem ich nochmal kurz im Bad war, an seine Brust.
„Eins muss ich zugeben, das hat sich nicht geändert... Wir sind zwar schlecht im streiten, aber im Bett sind wir dafür umso besser!"
„Prioritäten richtig gesetzt" schmunzle ich.
„Noch was, was wir gut können?"
„Wir waren immer gut im rumalbern und lachen."
„Werden wir mit der Zeit wieder werden" lächelt Wincent leicht „Kinder können wir aber auch ziemlich gut."
„Stimmt... Kilian ist wirklich perfekt."
Schmunzelnd stütze ich mich hoch und setze mich auf seinen Schoß.
„Nicht jetzt, aber irgendwann... vielleicht" beantwortet er meine unausgesprochene Frage.
„Oh Gott auf keinen Fall jetzt sofort! Aber irgendwann."
Ohne Wincent noch etwas erwidern zu lassen küsse ich ihn zärtlich.
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Alles was uns reicht
FanfictionJa gut, Leo ist wieder da, aber sicher, dass damit jetzt wieder alles einfacher wird? Sind sie bereit, die ganzen Herausforderungen zusammen zu meistern, oder werden sie an ihnen zerbrechen? Was ist mit Kilian?