Kapitel 247

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Sicht Wincent
Sag mal, wie perfekt kann diese Frau eigentlich sein? Womit hab ich sie verdient? Vom einen auf den anderen Moment war ich wieder so unsicher und verwirrt und dann hat sie mich zurück geholt. Als sei es das leichteste der Welt hat sie mich wieder aus dem Loch rausgezogen, in das ich schon wieder fast reingefallen wäre. Jetzt hab ich sie in meinem Arm liegen. Beide sind wir wach, schweigen aber einfach und ich genieße, wie sie zärtlich mit ihren Fingerspitzen meine Muskeln nachfährt und immer wieder ihren Fingerspitzen ihre Lippen folgen lässt. Ich spiele derweil mit ihren langen Haaren.
„Danke für letzte Nacht" murmle ich irgendwann.
Leo setzt sich daraufhin etwas auf und sieht mich an.
„Ich weiß, dass du denkst, das alles sei nicht selbstverständlich. Aber für mich ist es selbstverständlich, für meinen Mann da zu sein."
„Es wird für mich nie wieder selbstverständlich sein, dich zu haben."
Langsam lehnt sie sich wieder zu mir runter, küsst mich kurz und kuschelt sich dann wieder in meine Arme.
„Moin" kommt dann Kilian rein und klettert zu uns ins Bett.
Leo stützt sich leicht hoch und fängt an, breit zu grinsen.
„Was ist jetzt los?" schmunzle ich, während sich Kilian an meine Brust kuschelt.
„Unser Sohn ist du nur in jünger."
„Ich bin da ziemlich stolz drauf" grinse ich einfach.
„Ich hab Hunger" kommt es dann von ihm.
Ja, definitiv mein Junge.
„Dann mal los" beschließt Leo grinsend „Immerhin haben wir heute noch ein bisschen was vor und es ist spät."
Anscheinend hat Kilian heute einen Kuschligen. Während wir das Frühstück vorbeireiten, hängt er an mir dran, und als wir am Tisch sitzen, will er unbedingt auf dem Schoß seiner Mama bleiben.
„Da wird wohl einer langsam krank" stelle ich fest und lege meine Hand an seine Stirn.
„Ich bin nur müde" protestiert er sofort.
„Fieber hat er nicht" kommt es von Leo, die auch nochmal gefühlt hat.
„Ich bin nicht krank" brummt er.
„Du legst dich trotzdem gleich nochmal ins Bett, bitte."
„Mit Mama?"
Er sieht zu Leo hoch, die nickt leicht und streichelt ihm durch die Haare.

Während ich in der Küche aufräume, bringt Leo unseren Sohn zurück in sein Bett.
„Er ist grade nochmal weggenickt" flüstert sie, als ich mich neben das Bett meines Sohnes hocke „Soll ich anrufen und die Besichtigung absagen?"
„Nein, zur Not rufe ich meine Mum an... Aber heute Abend... Er ist immer so anhänglich, wenn er krank wird."
„Dann bleiben wir hier."
Auch wenn ich mich darauf gefreut hatte, diesen Abend nur mit Leo und ohne jegliche Verantwortung zu verbringen, gewinnt die Verantwortung letztlich doch. Kilian braucht uns und wenn er krank ist, beziehungsweise wird, müssen wir für ihn da sein. Außerdem könnten wir uns wahrscheinlich sowieso nicht entspannen, wenn es unserem Sohn nicht gut geht.

Trotzdem besteht er darauf, mit zum Haus zu kommen und wirklich richtig krank ist er ja jetzt auch noch nicht. Aber der Bär musste mit. Tatsächlich ist er auch nicht mehr ganz so anhänglich, auch wenn ich mir fast sicher bin, dass sich das wieder ändern wird, sobald wir zurück zuhause sind. Grade ist er trotzdem ziemlich aufgeregt. Genau wie seine Mutter sieht er sich total fasziniert um, wobei er meine Hand nicht loslässt, bis wir im großen Garten sind. Hier ist die Freude besonders groß.
„Das Haus gefällt dir sehr" schmunzle ich, während ich mich an Leos Rücken schmiege.
„Hm..." macht sie und sieht zu Kilian.
„Was würdest du noch umbauen wollen?"
„Wenn's geht in der Küche auf der Seite zum Garten mehr Fenster, damit da mehr Tageslicht reinkommt."
„Ich hätte sogar gesagt, dass da komplett eine Fensterwand hinkommt. Vielleicht sogar ein kleiner Anbau ran, damit man da einen größeren Essbereich hinmachen kann."
„Das stelle ich mir schön vor. Und oben das Dach da könnte man auch zu einer kleinen Terrasse ausbauen."
„Ja, mit Grill und Sitzecke. Aus der einen Garage könnte man auch super ein kleines Gym machen."
„Also haben wir uns jetzt quasi schon für das Haus entschieden?"
„Naja, wir müssen hier noch etwas Arbeit reinstecken, aber irgendwie schon, ja."
„Das gehört dazu und ich freu mich drauf!"
„Mama, Papa, ich find's hier ganz toll!"
Kilian streckt seine Arme zu mir hoch.
„Wir auch" schmunzle ich und hebe ihn hoch.
„Also können wir hier wohnen?"
„Mal sehen, vielleicht."
„Ich will eine Rutsche in meinem Zimmer!"
„Eine Rutsche?" lacht Leo leicht.
„Ja!"
„Lass uns erstmal schauen, ob wir hier einziehen, dann reden wir gerne über dein Zimmer. Einverstanden?"
„Okay... Aber ich will ne Rutsche in meinem Zimmer. Und ein Trampolin!"
„Ein Trampolin passt aber mehr in den Garten, oder?"
„Vielleicht..."

So euphorisch, wie er vorhin noch war, ich hatte Recht. Zuhause hat's dann angefangen. Er wollte nur noch kuscheln und hatte überhaupt keine Energie mehr. In der Nacht ging's dann auch mit Husten los und Fieber hatter er auch leicht. Kilian hat schlecht geschlafen und demnach auch wir. Letztlich bin ich dann im Sitzen, an Kilians Bett gelehnt, leicht weggenickt. Früh weckt Leo mich leise. Mein erster Blick fällt auf Kilian, der jetzt ruhig schläft. Mit Mühe stehe ich auf und schleppe mich von meiner Frau gefolgt in die Küche und direkt zur Kaffeemaschine.
„Mein Nacken" murmle ich.
„Er schläft grade ruhig, leg dich etwas ins Bett."
„Ich brauch' nur nen Kaffee, dann komm' ich klar."
Ich drehe mich zu ihr und drücke ihr einen Kuss auf die Stirn. Sehr zum Leiden meines Nackens.
„Na komm Opa, wir haben noch Wärmepflaster im Bad, das sollte vielleicht wenigstens etwas gegen die Schmerzen helfen."
Sie nimmt meine Hand und zieht mich ins Bad, wo ich auf die Kante der Badewanne gesetzt werde. Aus dem Schrank holt sie eine Verpackung und stellt sich dann neben mich, um mein Shirt etwas zur Seite zu ziehen.
„Hier?" fragt sie und fährt über die schmerzende Stelle.
Ich stimme zu und dann klebt sie mir das Pflaster auf den Nacken.
„Ich werde echt alt" murmle ich.
„Was du nicht sagst" grinst sie und packt die Schachtel wieder zurück in den Schrank.

Alles was uns reichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt