Leben am Limit

Kapitel 118

Er blickt mir entgeistert entgegen.  Die Luft zwischen uns ist zum Reißen gespannt.

, Jade, wie meinst du das?' fragt er mit einer erstaunlich festen und neutralen Stimme. Würde ich ihn nicht kennen, könnte man meinen das es ihn nicht einmal interessiert was ich ihm hier vorwerfe.
Doch eigentlich tue ich das auch gar nicht, ich habe keine Ahnung wer er ist- also nicht zu 100%.

,Wer bist du wirklich?' bringe ich kalt über die Lippen während ich innerlich brenne.
Seine Stirn legt sich in Runzeln und er betrachtet mich nun wie ein viel zu schweres Rätsel das er zu lösen hat.

, Du war sogar Teil meiner Vergangenheit, wir haben so gut wie jeden Schicksalsschlag miteinander oder wegeneinander erlebt. Wenn mich jemand kennt dann bist das wohl du.

Mir schwirrt der Kopf. Ich möchte ihm tausend Fragen stellen doch alles in meinem Kopf dreht und wirbelt sich durcheinander.

,Die Zeit vor mir.'

Seine Mimik lässt keine Möglichkeit zur Annahme das dieser Mann vor mir Emotionen besäße.

,Du kannst doch mit mir über alles reden L' .' erwiderte ich sanft und die Wut in mir bebt Stück für Stück ab.

Ich habe Angst das er sich eingeengt fühlen könnte und dann erst recht kein Wort mehr heraus bringt. Es könnte sich um Sekunden oder auch Stunden handeln in denen er nun sichtlich mit sich selber kämpft anstatt mir zu antworten.

, Ich will nur wissen ob es ein Fehler war. flüsterte ich. Ein unangenehmer Druck setzte sich auf meine Schultern und lies mich am ganzen Körper erschaudern. Ich gab selten meine tiefen Gefühle offen- aus gutem Grund. Nach jeden emotionalen Offenbarung, egal wie klein diese war, so überkam mich ein Gefühl von Verletzlichkeit. In meinem Kopf blinkte sofort ein großes rotes Stopschild auf.

, Obwohl.. alles gut.' ruderte ich schnell zurück und senkte meinen Kopf zu Boden.

Mit bestimmendem Druck hob er mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger hoch, sodass ich ihm in die Augen sehen musste.

,Ist es nicht! Es ist dein gutes Recht aber bitte lass mir etwas Zeit mich zu sammeln. Ich weiß das du dank mir viel durchmachen musstest und ich hoffe sehr das ich dir helfen kann wenn du weißt wieso ich so gehandelt habe. Aber der Zeitpunkt ist nicht hier und jetzt- zwischen Tür und Angel.'
,Hast du das verstanden Kochanie?' setzte er sanft nach als ich keine Antwort von mit gab.

Mein Körper war zu mehr als einem Nicken nicht zustande.

Ich schloss meine Augen und sammelte mich.

, Erinnere ich dich an deine Mutter?' meine Stimme glich einen Hauch von Nichts. Dennoch verfehlte ich sein Gehör nicht, er studierte jeden nur so kleinen Wimpernschlag meinerseits.

Man merkte ihm an dass es ihn unfassbare Mühe kostete nun nicht die Fassung zu verlieren.

, Jade ich hab dir schon gesagt das jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist.'

,Für negative Neuigkeiten gibt es keinen richtigen Zeitpunkt. erwiderte ich.

,Jay.' brummte er fast animalisch, doch davon lies ich mir nie den Mund verbieten.

,Ich will nur wissen mit wem ich jede Nacht und jeden Morgen das Bett teile.'

,Damit hat aber meine Mutter nichts zu tun.' Fuhr er mir rasend entgegen.

,Natürlich hat sie das, Eltern prägen die wichtigsten Jahre eines Menschen.' rief ich schon fast hysterisch aus.

Ich hatte das Gefühl einem Kind den Satz des Pythagoras erklären zu müssen.

Ich schüttelte fassungslos meinen Kopf und nahm einen weiteren heftigen Zug.

Er starrt mich verwirrt und überrumpelt an.

, Ist okay.' erwiderte ich trocken warf den Kippenstummel achtlos weg und beförderte mich wieder ins Hausinnere.

Elijah's Sicht

Wenige Sekunden später, nachdem sie mich hat stehen lassen, ertönte auch schon der bekannte Klang ihres Autos.

Das kann jetzt nicht ihr ernst sein?!

In Lichtgeschwindigkeit stürmte ich zum Vorhof hinaus und stellt mich ihr gerade noch rechtzeitig in den Weg.
Der Stoßfänger ihres BMWs bohrte sich in mein Schienbein als ich mich auf der Motorhaube abstürzte.  Ein Blick in ihr Gesicht verriet mir wie verdammt unsicher sie ist.

, Jade steig aus, ich lass dich so nicht heim fahren' rief ich über das laute brummen des laufenden Motors hinaus.
Sie machte keinerlei Anstalt auszusteigen geschweige das Auto abzustellen.
, Lass es mich dir erklären.' setzte ich vorsichtig nach.

In ihrem Blick konnte ich den innerlichen Kampf ausmachen, den sie gerade mit sich selbst führte.

Ich senkte den Kopf und versuchte meine Atmung wieder zu normalisieren, das Ganze regte mich mehr auf als ich erwartete. Meine Handflächen ruhten weiterhin auf der Motorhaube- bis diese plötzlich zum Stillstand kam. Sofort schoss mein Kopf zu ihr, jedoch hatte sie nun den Blick gesenkt.

Ich umrandete die Front und öffnete die Fahrertür, sie bewegte sich keinen Millimeter. Langsam machte ich mir ernsthafte Sorgen.

Ich stemme mich mit einer Hand an dem Rahmen der Fahrertür während die andere Hand den Kontakt zu ihr sucht.

Sie weicht mir scheu aus und rutscht ein Stück weiter ins Fahrzeuginnere.

, Rede.' spricht sie mit einer festen Stimme.

Ich blicke ihr entgegen doch sie meidet jeglichen Augenkontakt und starrt aus der Frontscheibe.

, Gibst du mir 24h Zeit um dir alles erklären zu können?'

,In Ordnung.' erwidert sie nach einigen Sekunden.

Ich atme erleichtert auf und gehe in die Hocke um mit ihr auf Augenhöhe reden zu können.

Vorsichtig greife ich nach ihrem Kinn und drehe sie sachte zu mir. Ihr blickt ist neutral und man könnte meinen diese Frau besässe keinerlei Emotionen, wenn ich es nicht besser wüsste.

,Geh nicht...' raune ich und blicke in ihre hellgrünen Augen die mir immer wieder aufs neue den Atem rauben. Ihre vollen Lippen sind leicht geöffnet und ihre mittlerweile tiefschwarzen Haare in einem festen Zopf zurück gebunden.

Langsam wandert meine Hand von ihrem Kinn zu ihren Lippen. Ich fahre mit meinem Daumen langsam die Kontouren ihres Wundwinkels entlang und spüre den heißen Atem auf meiner Haut, welcher mich komplett durchflutet. Ich lasse meine Hand letztendlich in ihrem Nacken ruhen und ziehe sie näher zu mir.
Ihr Blick huscht für einen kurzen Moment zu meinen Lippen und ich kann nicht anders als diese zu einem kleinen Grinsen zu verziehen.
Sie hebt herausfordernd eine Augenbraue und erhebt ihr Kinn ein gutes Stück.
Daraufhin verfestige ich meinen Griff in ihrem Nacken und ziehe sie dicht zu mir heran. Sie weicht nicht zurück, natürlich nicht es ist immer noch Jade fucking Dixion.
Meine Hand wandert nun an ihrer Jawline entlang und ich umschließe ihre Zarte Kehle mit meiner kompletten Hand.
Die tiefschwarzen Tattoos die meine Finger und den Handrücken zieren machen sich perfekt auf ihrer olivfarbenen Haut.

Unsere Nasenspitzen berühren sich und auch unsere Münder sind nur wenige Millimeter voneinander entfernt.

,Należysz do mnie.' flüstere ich gegen ihre Lippen bevor ich sie gierig auf die ihren drücke. Ihr entweicht ein leises Stöhnen und sie spielt sofort mit. Lässt mich führen aber übernimmt auch gerne die Rolle um mir zu zeigen das sie es genauso kann wie ich. In diesem Kuss steckt mal wieder so viel mehr als nur die Anziehung zwischen uns. Es herrscht so viel Unausgesprochenes, Verlangen und Schmerz zwischen uns. Dinge die wir nicht mehr in Worte fassen können- Dinge die wir gemeinsam bewältigen werden.