Kapitel 90

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Bockig schaute ich aus dem Fenster, die Häuser und schwach beleuchteten Gassen zogen an mir vorbei.  Mit der zunehmenden Dunkelheit kamen auch wieder die wachhaltenden Sorgen zum Vorschein. Meine Laune hatte mittlerweile ihren Tiefpunkt erreicht, kann er mich nicht einfach nach Hause bringen und es so belassen. So wie es wohl jeder andere tun würde, so wie es Elijah tun würde... klar ihr denkt euch bestimmt, was zickst du so rum er hat das ja offensichtlich nicht ernst gemeint. Doch ich bin nunmal nachtragend. Obwohl ich das nicht sein sollte, er ist mein bester Freund! Oder?
So viele Fragen schwirrten mir im Kopf herum. Wir hatten die letzten Monate so eng miteinander verbracht und so viel erlebt das es mir schon vor kam als würde ich ihn mein Leben lang kennen. Viktor ist so ein wundervoller Mensch und ich mach ihm hier so einen Film. Wegen nichts und wieder nichts...Das hat er nicht verdient, was ist nur los mit mir?!
Ich kämpfte mit mir, ich schaute ihn im Augenwinkel an. Er fuhr seelenruhig, keine Miene verzog er. Doch ich merkte das er sauer war, wegen mir. Ich bekam ein ungutes Gefühl in der Brust zu spüren. Jetzt war mir zum Weinen. Bekomme ich meine Tage oder wieso spielen meine Gefühle so verrückt?!

, Es tut mir leid.' flüsterte ich mit schwacher Stimme und wendete sofort meinen Kopf von ihm ab, die Röte stieg mir in die Wangen. Er sagte nix, mein Herz wurde schwer. Scheiße... Ich fühlte mich dumm und komplett unwohl mit der Situation. Doch seine Reaktion machte dies auch nicht angenehmer.
Sein Lachen ertönte, welches mich nun auch nicht weiter brachte. , Wow Jade, ich hab vieles erwartet aber keine Entschuldigung.' sagte er grinsend. Ich verdrehte die Augen. , Dann halt nicht.' bockte ich und schnallte mich ab weil wir fast vor seiner Haustür standen. Sobald er das Auto geparkt hatte stürmte ich aus diesem und holte tief Luft.

Das wird mir alles zu viel.

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Wir saßen auf seiner Couch und schauten irgendeine Serie, deren Name ich nicht mal mitbekam weil ich wiedermal zu sehr mit mir selbst beschäftigt war.  Viktor hatte sich ein Bier geholt und trank dieses zügig. Wie auch immer, ich will einfach nur nach Hause und in mein Bett, mich selbstbemittleiden.
, Trink.' sagte er und drückte mir ebenfalls ein Bier in die Hand. Ich nahm dieses wortlos an und trank es. So ging das eine Weile bis wir beide gut angetrunken waren. Obwohl ich mir ziemlich sicher war, das er mehr vertrug als ich im Moment.

Ich vergaß meine Sorgen und wir redeten über belangloses. Die Zeit verging wie im Flug und ein Blick auf mein Handydisplay zeigte mir an das wir schon halb 2 Nachts hatten.
Der Alkohol floss weiter und die Hemmungen lösten sich immer mehr. Mein Pegel war nun an dem Punkt angekommen an dem mir eh schon alles egal war. Somit endete ich mit meinem Kopf an seiner Schulter gelehnt. Ich nahm den letzten großen Schluck aus einen der vielen Flaschen und stellte diese auf den Tisch vor mir und lehnte mich wieder an ihn.  Urplötzlich fing ich an zu lachen. , Eigentlich wollte ich auf dich böse sein.' lallte ich. , Aber so ists bessa.' fügte ich hinzu und kuschelte mich an ihn. Sein raues Lachen ertönte und ich erbebte unter diesem.
, Hör auf du wackelst.'lachte ich. Was ihn noch mehr dazu brachte zu lachen. Ich boxte ihm in die Seite worauf er mich anfing in die Seite zu stechen. Daraus entstand ein kleiner Kampf bis ich halb auf ihm saß und drohte umzukippen, was ich wohl dem Alkohol zu verdanken hatte, doch Viktor wer nicht Viktor wenn er das nicht zu verhindern wüsste, er zog mich zu sich und somit landete ich auf seiner Brust und verweilte dort. , Danke.' flüsterte ich nach einer Weile. , wofür?' fragte er interessiert. , alles. Du hast mein Leben ehrlich verändert.' , Danke mir nicht dafür.' antwortete er und schlang seine Arme um mich. , Wärst du nicht in diesem Park gewesen würde ich immer noch ihm hinterher laufen und mich rumschubsn lassn wajst du.' redete ich ohne nachzudenken. , Was meinst du Jade?' fragte er angespannt. , Mein Ex, Lucifer.' lachte ich und hob meinen viel zu schweren Kopf, den ich aber wenig später auch wieder fallen lies. , Ich glaube du solltest ins Bett gehen.' , Ich will aber nicht.' bockte ich. , Er war so bööööse aber so gut im..' , Jade bitte. Leg dich schlafen.' unterbrach er mich. , Nööööö' lallte ich weiter. Er schob mich sachte von sich, was meinem besoffenen Ich das Herz brach. , Du hast mich gar nicht lieb.' schmollte ich und begann zu weinen. Er richtete sich auf und zog mich zu sich. , Sag sowas nie wieder?' sprach er mit bewussten Nachdruck in der Stimme, ich nickte nur. , Und jetzt hör auf zu weinen, das steht dir nicht.' fügte er hinzu und wischte mir über die Wangen wo er dann auch seine Wände ruhen lies. Wir starrten einander in die Augen des jeweils anderen. Es konnten Minuten oder auch nur Sekunden vergangen sein doch ich verlor mich gerne in seinen wunderschönen Augen.
, Du bist so schön Jade.' hauchte er so leise das ich es fast überhört hatte. Ich streckte meine Hand aus und fuhr ihm durchs dichte Haar und fuhr schließlich seinen Wangenknochen entlang bis ich bei seinem Mundwinkel stoppte. Mein Herz beschleunigte sich um ein vielfaches doch bevor dieses Purzelbäume machen konnte wendete er den Blick ab. Ich zog sofort meine Hand zurück. , Du bist besoffen Jade, das ist nicht richtig.' räusperte er sich. Wortlos stand ich auf, wohl mit etwas zu viel Schwung den ich kam direkt ins Schwanken.  Er stand ebenfalls auf, um mir zu helfen doch ich lehnte ab. Ich packte meine letzten funktionierenden Gehirnzellen und schwang mich Richtung Treppe, die mich in den ersten Stock bringen würde.

Ich hatte schon einige Stufen erklimmt als mich langsam meine Kräfte verließen. Mir wurde urplötzlich speiübel und ich hielt mir den brummenden Kopf.  Ich meinte diese kurze Pause würde reichen doch ein Schritt nach vorne bewies mir das Gegenteil. Wie erwartet kippte ich nach hinten und machte mich schon auf einen harten Aufprall bereit, vergebens.  Er fing mich auf und ab diesem Zeitpunkt zog sich nur noch schwarz über mein Gedächtnis.

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