Kapitel 19

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Angespannt und in Gedanken vertieft wasche ich die Gläser, eins nach dem anderen.  Meine Handgriffe erledigen sich wie von selbst, die Laute Atmosphäre um mich herum scheint bei mir nicht anzukommen, ich fühle mich wie in Trance alles zieht einfach so an mir vorbei. Wie als würde ich in dem Körper einer anderen Person stecken, ich stehe komplett neben mir.

Und das alles nur weil mir die Angst seid seiner Nachricht tief in den Knochen sitzt. Ich schaue im Minutentakt auf die Wanduhr über der Tür. Ich hatte jetzt noch eine halbe Stunde bevor ich dem Mann begegnen muss den ich für Tod gehalten hatte, den Mann den ich so sehr geliebt hatte, den Mann der meinen Bruder umgebracht hat.

Mit dem immer näher kommenden Treffen wächst auch  meine Angst. Meine Hände beginnen zu Zittern als der Zeiger auf 22:57 Uhr steht. Mir wird ganz schummrig ich stolpere nach hinten dabei hatte ich das Glas in meiner Hand total vergessen. Dieses landete nun klirrend auf dem Marmorboden. Erschrocken betrachte ich die Scherben, ein Teil von mir schien es immer noch nicht zu realisieren.

,Hey Süzze was ist den los du bist schon die ganze Zeit so abwesend?!' frägt mich Tara besorgt.
Ich brauchte kurz um ihre Worte zu verinnerlichen doch mein Einziger Gedanke war Sie darf niemals von ihm erfahren. , Jaja alles gut ich brauche glaube ich nur kurz nh Pause' stotterte ich und stürzte mich auf die Scherben um diese zügig wegzukehren. Vorsichtig nahm sie mir die Einzelteile aus den Händen und schaute mich forschend an. , Geh! Bitte wenn was ist sag mir bescheid ja?!' war das einzige was sie sagte.  Wenn du wüsstest.

Also sprintete ich so schnell ich konnte bis zum Ausgang und drückte die kalte metallene Türklinke hinunter. Nebenbei zündete ich mir die erste und sicherlich nicht die letzte Kippe an. Mit ein wenig Kraft öffnete sich die Tür, meine Angst hatte ich bei Seite gestellt und dafür eine eiskalte Fassade aufgesetzt. Unantastbar war mein Motto. Ich schwang mich, so wie gestern, auf das alte Ölfass und rauchte weiter um mich abzureagieren.

Wenig später bemerkte ich eine männliche Silhouette auf mich zulaufen. Erstaunlicherweise schien meine Panik und Angst komplett weg zu sein. Das einzige was ich fühlte war Kälte,Hass und Leere. Ich hatte nichts zu verlieren was sollte er mir schon nehmen?! Er bleibt an der gegenüberliegenden Wand stehen und zückte ebenfalls seine Kippen.

Eine gefühlte Ewigkeit schaute er mich nur an, seine Blicke fühlten sich wie Nadelstiche an. Ich räusperte mich und sprach: , Was willst du?!'
Mit seiner Antwort lies er sich einige Sekunden Zeit.
, Du schuldest mir etwas' sagt er neutral. Ich lachte ironisch auf. ,Ich schulde dir was? Was den! DU hast MIR ALLES GENOMMEN! Was willst du noch? Willst du mir endlich das Leben nehmen, so wie Bartek?! Erinnerst du dich? Falls ja dann bitte bitte mach es kurz und schmerzlos . Komm mir nicht so! Einen Scheiß schulde ich dir!' schrie ich ihn an, das ganze brachte mich so in Rage das ich aufgesprungen war und nun kochend vor Wut vor ihm stand. Vor lauter Hass, Verachtung und Trauer steigen mir Tränen in die Augen, die ich versuchte zu unterdrücken. Etwas in seinen Augen veränderte sich, etwas das ich dachte nie mehr zu sehen. Etwas wie Mitgefühl u..und Schuldgefühle. Ich glaube ich Dreh komplett ab.  Die Welt schien still zu stehen, wir standen einfach nur da und versuchten zu entschlüsseln was der andere fühlt. Diese Augen, diese verdammt schönen Augen machen das Ganze nur noch schmerzhafter. Eine eisige Träne verlässt mein Auge. Ich kann das nicht mehr. Ich wende verwundet meine Kopf ab und versuche Luft zu holen. Als ich plötzlich seine Hand an meiner Wange spürte. Langsam hebe ich meinen Kopf um ihn wieder anzusehen, er strich mit seinem Daumen mir die Träne weg. ,I..i..ich habe ihn nicht umgebracht' flüsterte er so leise das ich mich schon gefragt hatte ob ich mir das ganze nur Eingebildet hatte. Fassungslos schüttle ich meinen Kopf. , D..Das kann nicht sein, überall stand es in jeder Zeitung.. jeder hat es gesehen. ICH habe es gesehen.. d..du warst das. D..DU LÜGST' rufe ich verzweifelt.  Er schaut mich mitleidig an, was soll das jetzt? Ich war dabei ich hab gesehen wie er ihn von der Fahrbahn gedrängt hatte ich hatte es mit meinen eigenen Augen gesehen. , Das war alles abgekartetes Spiel.. wenn du mir etwas glauben kannst dann das, ich habe Bartek nicht umgebracht' sagte er ruhig und meinen Blick suchend. , Wieso bist du dann hier und warum sollte ich dir etwas schulden?' fragte ich überfordert. Er atmete tief durch. , Können wir das bitte nicht hier besprechen' flehte er schon fast. ,Ich muss arbeiten.. es war außerdem deine Idee dich hier und jetzt zu treffen' sagte ich neutral.  Er schien zu überlegen. , Da hast du wohl recht, komm' sagte er beiläufig und zog mich schon in die Nähe der Hauptstraße. Ich blieb abrupt stehen. , Nein! Stopp! Ich muss arbeiten ich kann nicht einfach so gehen!' rief ich immer noch überfordert mit der Situation. Ein kleines verdammt schönes Lächeln umspielte sein Mund. , Das hab ich schon abgeklärt. Tara weiß es' sagte er leicht grinsend. Erschrocken ziehe ich die Luft ein. Das hat er nicht getan?! , Du..d..du hast es ihr einfach erzählt? Bist du den jetzt komplett verrückt geworden! Sie wird direkt zur Polizei gehen wenn sie merkt das du der meist gesuchteste Mafia Member bist.' rufe ich empört. Sie darf da nicht mit reingezogen werden.

Er lachte. Wieso zum Fick lacht er jetzt?! , Du glaubst doch selbst nicht das ICH verrate wer ich bin? Hab ihr erzählt du hast ein Date und hast dich deshalb so dumm angestellt.' lachte er. Mir blieb langsam echt die Luft weg. , Und wenn ich verrückt bin dann nach dir, das war schon immer so' fügte er hinzu. Meine Sicht verschwamm kurz und ich glaube wirklich langsam zu halluzinieren. 

, Du.. du lügst doch, du hasst mich sonst hättest du ihn niemals umgebracht?' schreie ich wieder verzweifelt.

Mit einem schnellen Hangriff hatte er mich so dicht vor sich gestellt das ich seinen gewohnten Duft nach Kippen und seinem Parfüm riechen konnte. Ich drohte in Nostalgie zu versinken. , Du vertraust mir nicht was ich verstehe aber wenn du mir eins glauben kannst dann ist es das ich ihn wie einen Bruder geliebt habe! .' schreit er zurück.

, Kochanie.'

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