Kapitel 104

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Stillschweigend fuhren wir los. Die stille war nicht wirklich unangenehm, wir beide hingen einfach nur unseren Gedanken nach.

, Wohin führst du mich überhaupt Jade?'

,Du wirst schon sehen... links!'

Er schüttelte nur grinsend den Kopf und bog scharf links ab.

Ich hatte etwas sehr besonderes geplant auch wenn man objektiv gesehen das wahrscheinlich absolut nicht besonders oder passend finden würde. Je näher wir kamen desto mehr kam die Nostalgie in mir hoch, die bekannten Gassen und Läden, die Straßen in denen man aufgewachsen ist, die Dunkelheit und all das was in den letzten Monaten oder Jahren so in Vergessenheit geraten ist.

'Was machen wir hier Jade?' sagte er etwas angespannt.

'Ich bin ehrlich nicht der Fan von dieser Gegend Jade, können wir nicht woanders hin?' fügte er hinzu.

' Wir bleiben nicht hier du wirst schon sehen.'

Er akzeptierte diese Aussage und fuhr weiter, ich kann ihm seine Abneigung nicht übel nehmen, auch ich bekam in diesem Viertel ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Nicht vor Angst, mehr wegen den Erinnerungen die ich mit diesem Stadtteil verbinde und ich bin mir ziemlich sicher das es ihm genauso geht.

Langsam fuhren wir wieder in eine bessere, ruhigere Gegend, die Anspannung fiel langsam wieder von uns ab. Somit lotste ich ihn weiter zu unserem Ziel und letztendlich kamen wir auch an.

Ein ruhiges Bergstück, früher war hier so eine Art Miene doch nach einem tragischen Mienenbruch an dem viele Arbeiter ums Leben gekommen sind, schloss man den Betrieb. Aber jetzt zu dem eigentlichen Grund wieso ich ihn genau hier hin geführt hatte und nicht in irgend ein schönes Restaurant um ihm dort meine Dankbarkeit auszusprechen.

Nachdem diese Miene also geschlossen wurde übernahmen ein paar Autoverrückte den Anspruch auf diesen Ort. Die Großgrundbesitzer sahen in dem verschütteten Haufen eh keinen Nutzen mehr also überließen sie es ihnen. Mit etwas Geld und einer ganzen Community die zusammen anpackte, zauberten die Jungs und Mädels eine 1A Rennstrecke, die Kurven lagen hier besonders schön und alles in einem waren die Voraussetzungen perfekt. Nachdem diese Strecke immer mehr an Popularität zunahm und nun auch bei meinen Leuten beziehungsweise Barteks Leuten angekommen war, wurde aus einer kleinen Racingstrecke ein Ort an dem sich Meuten von Autos und Menschen die die selbe Leidenschaft teilen, versammelten und gegeneinander fuhren. Von ca 10 Personen pro Nacht wurden schnell einmal 200 und die Community wuchs stetig.

Aber zurück zu Elijah und mir. Mein Bruder hatte mich hier zu meinem ersten Rennen hingebracht, hier hatte ich das Fahren gelernt und hier hatte ich Black das erste mal gesehen...

Flashback

' Komm sei leise mit deiner Familienkutsche.' ärgerte ich Blake der wieder viel zu große Töne spuckte.

' Ganz schön frech für die jüngste im Kreis.' erwiderte er beleidigt.

Bartek legte seinen Arm um mich und grinste ihn an.

'Blake mach mal halb lang oder soll ich dich nochmal auf der Strecke auseinander nehmen?'

Während unsere Gruppe in Gelächter ausbrach stampfte Blake beleidigt weg.

'Was eine Heulsuse.' sagte ich mehr zu mir selbst doch mein Bruder stimmte mir sofort zu.

Plötzlich hörte man einen Motor aufheulen und ich drehte meinen Kopf aufgeregt in die Richtung aus der der Wagen kam. Bartek lachte nur.

'Was lachst du?'

'Allein das du nicht sofort weißt wer das ist zeigt das wir noch einiges nachzuholen haben kleine.'

Der Wagen fuhr nun direkt in die Lücke neben uns, die mein Bruder immer sehr bedacht und streng frei lies. Wieso er das tat wusste ich nie, weil ich dann meistens schon nach Hause musste. Doch heute wäre es anders, vielleicht ist ja das Auto der Grund für seine Versessenheit auf das Einhalten des Abstands. Aufgrund seiner entspannten Haltung, obwohl der Wagen wirklich dort parkte, konnte ich daraus schließen das der Platz tatsächlich für dieses Auto vorgesehen war. Ich war schon etwas aufgeregt, wer jetzt aus diesem Auto steigen würde und was Bartek so von ihm überzeugte.

'Und jetzt? Wieso wird ein so großes Ding daraus gemacht?'

Mein Bruder quittierte meine Aussage mit einem kehligen Lachen.

' Du hast ihr nicht von Black erzählt?' rief Anthony überrascht aus.

' Ich habe auf der richtigen Moment gewartet.'

Nun stieg auch der mysteriöse Unbekannte aus seinem Dodge charger R/T aus. Ich schätze auf Baujahr 1969, schöner Wagen.

Er kam direkt auf Bartek und mich zu, mein Teenager Herz drohte wohl zu explodieren. Dieser Typ glich Adonis in jeder Hinsicht. Groß, Selbstbewusst und ein wunderschönes Gesicht mit einem paar atemberaubend dunklen Augen. Langsam verstand ich wieso er mir geheim gehalten wurde, dieser Typ raubt einem schon mit seiner Ausstrahlung den Atem. Doch nun riss ich meinen Blick von ihm und musste feststellen das er nicht alleine auftrat. Ein Mädchen klammerte sich an seinem Arm fest, schon fast bettelnd sah sie ihn an so als müsste sie ihn bezahlen alleine das er ihr einen Blick schenkt. Und nachdem er nicht wirklich angetan von ihr schien hatte ich auch das Gefühl das es wirklich so abgelaufen sein müsse. Meine Begeisterung von ihm wurde somit etwas gedämpft. 

Solche selbstverliebte Arschlöcher konnte ich noch nie leiden.

'Wen haben wir den da?' rief mein Bruder laut und löste sich von mir um diesen Typ brüderlich zu umarmen, währenddessen seine Begleitung nur missbillig rumstand und sich mit hoch gezogener Nase ein Bild von den anderen machte, bei mir stoppte sie und schnaubte nur um dann den Blick abzuwenden. 

Unglücklicherweise kamen die beiden nun auf mich zu.

'Kleine! Darf ich dir meinen Bruder hier vorstellen?'

'Wenns sein muss.'

Der Unbekannte reichte mir seine Hand welche ich zögernd annahm.

'Freut mich.' grinste er mich zugegebenermaßen sexy an.

'Und das ist also deine Freundin Bartek? Hast dir aber nh ganz schön zickige ausgesucht.' lachte Black.

Bartek stimmte ihm ein.

'Nein man, das ist meine Schwester du Spast.'

Nun galt sein Blick wieder mir, er lies diesen an mir herunter wandern. Ich fühlte mich unwohl und seine arrogante Art machte mich wütend. Wer denkt er wer er ist?!

'Die kleine Schwester soso..'

'Darf ich deinen Namen erfahren?' fragte er nun und musterte mich, irgendwas in seinen Augen sagte mir das er nun ein Opfer gefunden hatte und ich ihn wohl von nun an nicht mehr los werden würde. Aber mein Kopf spielte mir bestimmt nur etwas vor, dieser Hornochse hat genug andere Spielzeuge beispielsweise sein verblödete Begleitung.

'Nein.' antwortete ich ihm stur.

'Ich werde es noch heraus finden Kleine.'

'Viel Glück.' erwiderte ich trocken.

Flashback Ende

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