Kapitel 65

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Thomasz brachte mich, nach langer Diskussion, zu mir nach Hause. Der Schock steckte mir immer noch tief in den Knochen. Es ist vorbei. Es würde noch einige Zeit dauern bis ich das realisieren würde. Nachdem Thomasz mich bei Tara abgemeldet hatte und wir das Gebäude verlassen hatten, fiel kein einzelnes Wort mehr zwischen uns.

Das Erscheinen meines Hauses riss mich aus meinen Gedanken. Ich wollte schon die Tür öffnen als er mich zurück hielt. , Jade?' mein erschöpfter Blick fiel auf den einflussreichsten Mann LAs. , Bist du dir sicher alleine zu bleiben?' fragte er besorgt. Ich nickte. , Du weißt das ich das für keine gute Idee halte..' , Ich brauche jetzt einfach Zeit für mich selbst' erwiderte ich dankbar und stieg aus. Obwohl ich mir mit dieser Aussage so gar nicht sicher war, immer noch fühlte ich mich elend und dreckig.

Die Kälte der Nacht umhüllte mich und der Wind überzog meine Haut mit einem Schauer. , Warte!' sagte ich plötzlich und beugte mich zum Beifahrerfenster hinunter. Die blauen Augen meines Vaters musterten mich fragend. , Danke für alles' ich stoppte. ,Dad.' Etwas in seinen Augen began zu funkeln und seine Mundwinkel zuckten nach oben. Genau das hatte er gebraucht.

Mit diesen Worten drehte ich mich um und schloss meine Haustür auf. Erst nach einigen Minuten hörte ich das Auto los fahren.

Jetzt wo ich in meinem Haus stand fühlte ich mich unwohl, alleine und unsicher. Ich schaltete alle Lichter an und versuchte durch etwas Musik meine Sorgen in den Hintergrund zu schieben, vergeblich.
Also zog ich meine Zigaretten hervor und setzte mich auf mein Sofa. Tatsächlich löste das Nikotin den Druck in meiner Brust und lies mich einen klaren Kopf bekommen.
Meinen Kopf lies ich in den Nacken sinken und schloss die Augen. Wie lange will ich dieses Leben noch leben?!
Alleine wenn ich auf die Zukunft schaue, ich habe keine. Will ich wirklich mal Thomasz Platz einnehmen? Dann bin ich wie er, lebe für die Mafia und nicht für mich selbst oder die Familie...

Ein hartnäckiges Klopfen an meiner Tür riss mich aus meinen Überlegungen. Ich spielte mit dem Gedanken so zu tun als wäre ich nicht da, doch die Lichter die überall im Hause an waren würden mich verraten. Also schwang ich mich auf und lief langsam zur Tür, die nun schon vibrierte vor lauter Krafteinwirkung.

, Was?!' Fragte ich sofort als sich die Tür öffnete. Ich erblickte Mariusz und Kacper die mich besorgt schon fast ängstlich musterten, obwohl das mehr auf Kacper zu trifft als Mariusz. Beide stürzten sich auf mich und schlossen mich in die Arme. , Wir haben uns so Sorgen gemacht Jade!' rief Kacper und löste sich von mir. , Hast du dich verletzt?' fragte er aufgeregt. Ich schaute ihn verwirrt an. , Wie?' , Bei deinem Unfall? Du musst ja total durcheinander sein setz dich!' rief mein Kindheitsfreund aus und lenkte mich zu meinem Sofa. Im Vorbeigehen schaute ich zu Mariusz der mir deutete mir das später erklären zu wollen.

Als Kacper mich abgesetzt hatte lief er direkt in die Küche um mir vermutlich was zum Trinken zu holen. , Was für ein Unfall Mary?' fragte ich meinen Cousin. , Ich erkläre es dir später, spiel einfach mit' flüsterte er mir zu, zeitgleich kam auch Kacper wieder zu uns, mit einem Glas Wasser in der Hand.

Nachdem ich Kacper gedroht hatte das er hier rausfliegen würde wenn er nicht aufhört sich wie meine Mutter zu verhalten, entschieden wir uns einen Film anzuschauen. Kurze Zeit später verabschiedete sich Kacper weshalb auch immer, sobald die Haustür ins Schloss gefallen war forderte ich meinen Cousin auf zu Reden.

, Was hat das mit dem Unfall auf sich?' fragte ich sofort. , Wir konnten deinem Freund ja schlecht erzählen das du jemanden erstochen hast?' erwiderte er recht wütend. , Wieso wisst ihr überhaupt was passiert ist bzw du' sagte ich und musterte ihn. Sein Gesicht ist wie versteinert und ich kenne ihn gut genug um zu wissen das ihm irgendwas gar nicht passt. , Thomasz.' antwortete er kurz und knapp. Ich nickte. Woher auch sonst...
Es entstand eine unangenehme Stille, die Spannung war fast schon greifbar.

, Was zur Hölle hat dich dazu gebracht einfach so Teler umzulegen? Du hast dir damit wahrscheinlich noch mehr Feinde gemacht. Man Jade du lebst zu gefährlich!' platzte es aus ihm heraus. , Die werden dich umlegen!' fügte er aufgeregt hinzu. , Ich hatte meine Gründe..' sagte ich ruhig und hielt meinen Kopf gesenkt. Er lachte rau auf. Worauf ich zu ihm aufschaute, verständnislos schüttelte er den Kopf. , wir alle haben unsere Gründe , trotzdem haben wir ihn nicht einfach so umgebracht Jade!' schrie er mich an. , Ich kann dir nicht immer den Arsch retten, meine Leute in Polen brauchen mich! Verstehst du ?' Die unterdrückte Wut in meiner Brust drohte überzukochen. , Du brauchst eine Auszeit. Das hier wird dir zu viel du handelst unüberlegt.' fuhr er fort.
Mir stiegen Tränen in die Augen, vor Wut und auch ein wenig von den Erinnerungen an meinen Grund.

,Du hast doch keine Ahnung..' sagte ich eher zu mir selbst, doch Mariusz wäre nicht er wenn er es nicht gehört hätte. , Oh glaub mir die habe ich. Und ich sehe das du nicht für die Straße gemacht bist!' rief er aus. Jetzt reichts. , Du kannst mir vieles an den Kopf werfen, aber bestimmt nicht das ich hier nicht rein passe! Ich habe mehr für die Straße getan als du dir vorstellen kannst, und wenn es dir zu viel ist mir, deiner Familie, zu helfen dann geh und verpiss dich wieder. Und wenn ich so wenig drauf hätte wie du mich darstellst dann wäre ich jetzt nicht so weit.' schrie ich ihn nun an. , Und wenn du nicht die Umstände und die Gründe weißt für meine Tat dann urteile nicht!' fügte ich ruhiger hinzu.
Wieder folgte Stille, er dachte über meine Worte nach das konnte ich an seinem verkrampften Blick sehen.

, Es tut mir leid Jadusz, das überkam mich einfach.. du weißt ich habe ..' , Einen übertriebenen Beschützer instinkt ?!' vervollständigte ich seinen Satz was ihm ein kleines Lächeln entlockte. , Ja' antwortete er schuldbewusst. , Ich hätte dich nicht gleich so anfahren dürfen.' , Ist egal, wir brauchen jetzt nicht noch mehr unnötigen Stress' winkte ich ab und lehnte mich zurück ins Sofa.

Wir saßen eine Weile nur auf dem Sofa und schauten weiter den Film ab und zu machten wir uns über die Schauspieler lustig doch mehr auch nicht. Plötzlich klingelt Mariusz's Handy er schaut auf sein Display und steht mit Seitenblick zu mir sofort auf.

, mh? .. Was? Wo!! .. bin gleich da..!' mehr konnte ich nicht verstehen und länger ging das Telefonat auch nicht da startete Mariusz auch schon zur Haustür.

, Ey! Wohin gehst du?!' rief ich ihm zu. , Muss kurz weg bis dann!' rief er mir zurück bevor die Tür mit einem ordentlichen Knall zufiel. Na toll.

Das war ja mal wieder ein super Tag...

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