Kapitel 84

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Nachdem Thomasz andauernd versuchte mich zu erreichen hatte ich mein Handy ausgeschaltet und hatte mich auf den Weg zu meinen Freunden gemacht. Nun saß ich hier und war einfach nur froh das Sie nicht nachtragend waren, naja bis auf Tara aber die war ja auch nicht da. Jimmy zeigte mir aufgeregt seine neuste Errungenschaft, und damit meine ich kein Weib. Sondern ein altes Goldstück. Einen Dodge Charger R|T  Baujahr 1970 in einem leider sehr heruntergekommenem schwarz.
, Wo hast den den her?' staunte ich und umkreiste das Geschoss. , Das wüsstest du gerne mh.' grinste er . Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und musterte ihn abwartend. , Ja ok. Ein Freund von nem Freund dessen Cousin oder so hatte den herum stehen und da musste ich zuschlagen.' erklärte er schließlich. , Ich glaub da muss ich mal vorbei schauen bei diesen Cousin eines Freundes dessen Freundes.' lachte ich worauf er mir einstimmte. , Ich fahre morgen zu ihm, paar Teile holen soll ich dich mitnehmen?' fragte er nun. , Natürlich!' rief ich wie ein kleines Kind das gerade in einen Süßigkeitenladen rannte. Belustigt schüttelte Jimmy den Kopf. , 12 Uhr stehe ich vor deiner Tür.' Ich nickte ihm grinsend zu. Die Vorfreude hatte mich nun gepackt und am Liebsten würde ich sofort los.

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Als ich wieder in meinen vier Wänden ankam, leinte ich mein kleines Energiebündel an und beschloss noch eine kleine Runde zu laufen, das tut uns beiden gut.

Die Straßen waren dunkel und immer noch gut gefüllt, die meisten waren wohl auf dem Weg zur nächsten Party. Doch davon ließen wir uns nicht aufhalten, langsam wurde es auch wieder etwas kühler. Verurteilt mich nicht aber ich hasse den Sommer, das heiße Wetter.. ich freute mich schon auf die kalten Monate in denen ich wieder meine Hoodies anziehen konnte ohne komisch angeschaut zu werden. Doch mit den kalten Monaten kamen auch die Feiertage wie Weihnachten. Während normale Menschen dort mit ihren liebsten zusammen an einer großen Tafel saßen würde ich wahrscheinlich wieder nur vor dem Fernseher sitzen und irgendein ungesundes Gericht zu mir nehmen.
Zu Tara konnte ich nicht, mal davon abgesehen das sie mich gerade in die Hölle schickte, würde sie zu ihren Eltern nach San Diego fahren. Thomasz war auch auszuschließen, der Grund erklärt sich von selbst. Meine einzige Option wäre nach Polen zu fliegen, zu meiner Oma und meinem Cousin.
Wie auch immer darüber kann ich mir auch erst Sorgen machen wenn es so weit ist.

Auf dem Rückweg würde ich mir noch nh Packung Kippen holen, dachte ich. Daher es eh langsam ernsthaft kalt wurde schlug ich direkt den Rückweg ein. An der Tankstelle meines Vertrauens angekommen begrüßte ich Dan welcher mir auch direkt meine Schachtel übergab, die Kosten übernahm er netterweise. Sowas taten alte Freunde nun mal.

Ich entwirrte gerade Diabeł's Leine aus der Fahrradhalterung vor der Eingangstür als ein Motor hinter mir aufheulte. Natürlich musste ich mich umdrehen um zu sehen welches Auto sich dahinter verbarg, doch schnell stellte sich das als riesigen Fehler heraus. Elijah stieg aus seinem Benz, ich versuchte hektisch die Leine zu entwirren und auch die Panik machte sich langsam breit.
, Was machst du um die Uhrzeit noch draußen?' fragte er. Fast hätte ich ironisch aufgelacht. Was denkt er was er mir zu sagen hat? Ich bin doch kein Kleinkind das nicht weiß wie es sich zu verteidigen hat. , Danke für deine Fürsorge aber die brauche ich nicht.' erwiderte ich und auch Diabeł schien angespannter. , Komm ich fahre dich nach Hause.' bot er mir an. Nun konnte ich mir wirklich kein Lachen verkneifen. , Das kannst du vergessen.' , Jade..' versuchte er es doch wieder blockte ich ab und lief weg, schnell und mit einem Ziel, meinem Haus, in dem mich dieser Idiot nicht stören könnte.
, Du willst das echt durchziehen?' schrie er. , Wir sehen uns im Büro.' rief er mir noch hinterher.Als Antwort bekam er nur meinen Mittelfinger entgegen. Da hat wohl jemand vergessen das ich gekündigt habe und er jeden aber nicht mich in seinem scheiß Büro sehen wird.

Er war mir tatsächlich nicht hinterher gefahren womit ich natürlich kein Problem hatte im Gegenteil. Müde und gereizt schmiss ich mich auf mein Bett was mir mein Hund direkt nachtat. Doch wieder einmal hielten mich die viel zu lauten Gedanken wach. Ich kam mir schon langsam wie ein Teenager vor. Ein kleines Mädchen das über die unerwiderte Liebe zu ihrem unerreichbaren Crush heulte, doch hier ging es weder um Liebe noch um unerwiderten Gefühle. Es geht alleine um mich. Am Tage verschwinden diese Gedanken, weil ich abgelenkt bin oder arbeite. Doch sobald ich zu Hause bin und zur Ruhe komme, fangen diese erdrückenden Gedanken an, Gedanken so dunkel wie die Nacht und so schmerzhaft wie ein Klingen Schnitt, Gedanken die mir drohten die Luft abzudrücken.
Man könnte denken ich würde mich jede Nacht in der bitteren Schlaf weinen, doch das war nicht der Fall. Ich weine nicht, beziehungsweise konnte ich das schon gar nicht mehr. Die innere Leere und das dumpfe Gefühl übernahmen diesen Part.
Somit fing ich an vor mich hin zu starren und einfach nur nachzudenken. Im Hintergrund spielte Musik.

Meine Vergangenheit dominierte schon immer meine Gedanken. Ich erinnere mich an die Zeit mit Bartek, an meine Kindheit und wie es überhaupt so weit kommen konnte. Mein Werdegang, Elijah und so weiter. Mein Leben ist so verkorkst das es mir selbst manchmal so unecht vorkam das ich das Gefühl habe schlecht zu träumen doch leider ist es die traurige Wahrheit. Ich hatte nichts erreicht, keinen Doktortitel, kein Topseller Buch geschrieben oder gar einen richtigen Beruf erlernt. Ich bin eine gesellschaftliche Null, ohne jegliche Zweifel.  Was konnte ich überhaupt? Ich war kein besonders guter Sportler und auch keine gute Sängerin, und auch sonst lag mir keine Tätigkeit. Schon sehr lange, vielleicht schon Jahrzehnte, fühle ich mich wertlos und vom Prinzip her konnte man da ja auch nichts dagegen einwenden.
Es muss nunmal auch die Nebenprodukte der Gesellschaft geben. Ich musste lachen, über mich selbst, über meine Gedanken, über die Lächerlichkeit in den Worten. Somit lachte ich obwohl mir zum weinen war.

Wenn ich mich selbst nicht akzeptieren kann wie soll es dann ein Anderer können?!

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