Kapitel 79

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, Ja ich meins ernst.. Nein.. nein du verstehst mich nicht.. ich tu mir das nicht an.. ja ok.. bis dann.'

Und dann wurde es still in der Leitung. Ich warf mein Handy frustriert neben mich auf die weiche Matratze meines Bettes. Das Telefonat mit Thomasz verlief schlechter als erwartet. Er meinte ich sollte mich erstmal beruhigen und warten bis er zurück ist. Dafür habe ich keine Zeit! Thomasz empfindet meine Reaktion oder Anforderung übertrieben. Soll er doch mit diesem Arsch zusammen arbeiten.

Daher es eh schon mitten in der Nacht war, und ich mir einen erholsamen Schlaf von der Liste streichen konnte, tat ich das was ich früher immer getan hatte wenn es mal wieder scheiße lief. Ich zog mich noch geschwind um, fütterte Diabeł und brach dann los.

Ich packte meinen Autoschlüssel für den 440i und fuhr durch die dunkle Nacht. Die sanften Töne meiner Playlist beruhigten mich etwas. Alleine das starten meines Babys jagte mir eine Gänsehaut über den gesamten Körper, ein breites Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen. Ich werde Autos immer mehr lieben als sonst irgendwas oder irgendjemanden!

Seit dem das ganze Mafia-Ding eskalierte ist, hatte ich für meine Leidenschaft, für das was mich ausmacht, keine Zeit mehr gefunden. Ich vermisse das Schrauben, ich vermisse die Rennen und auch meine chaotischen Freunde. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen wenn ich dran denke wie lange ich mich nicht bei Ihnen gemeldet hatte. Die Entführung, die Folter, Jackson, Clay das alles brachte mein Leben zu einer ungewollten 180 Grad Wendung. Und das will ich ändern. Also bog ich scharf ein und fuhr in die Richtung meiner alten Heimat, zu meiner alten Familie.

Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend lasse ich meine Räder vor der Halle ausrollen und stoppte dann, die Lichter waren an und ich konnte Musik und Gelächter vernehmen. Ein Teil von mir hatte gehofft das sie nicht da seien um feige abzuhauen, doch jetzt hieß es, stell dich!

Ich stieg aus und lief langsam auf die geöffneten Hallentore zu. Zuerst bemerkte mich niemand doch als ich die Hälfte der Halle erreicht hatte wurde jemand aufmerksam. , Wir haben geschlossen. Komm Morgen.' rief Jimmy ohne aufzuschauen. Doch das ignorierte ich, mein Blick lag auf Martek, meinem ehemaligen besten Freund. Ich sah in seinen Augen die Unentschlossenheit. Ich versuchte ihm mit einem kleinen Lächeln zu verdeutlichen das ich es wirklich sei. Er schüttelte ungläubig den Kopf.
, Jade fucking Dixion!' rief er fassungslos und stand ruckartig auf. Nun hatte ich die Aufmerksamkeit von allen. Ich blickte in die bekannten Gesichter, sie hatten sich nicht verändert. Die Tränen stiegen mir in die Augen.

, Es tut mir so leid..' brach ich schluchzend heraus, Martek kam mir sofort als Stütze entgegen und nahm mich in den Arm. , Wo warst du Jade? Wir dachten du würdest uns nie wieder sehen wollen!' sprudelte es aus ihm heraus. Ich konnte es ihm nicht verübeln, wir hatten uns schließlich 2/3 Jahre nicht gesehen. , Es tut mir so leid.' wiederholte ich. Die Tränen flossen mir in Sturzbächen hinunter. , Hör auf, es ist alles gut.' flüsterte er aufmunternd und drückte mich noch fester an sich. Automatisch kamen mir noch mehr Tränen. Ich bin so eine schlechte Freundin...

Nun schloss auch der Rest zu uns. , Man Süße, versprich mir mich nicht nochmal alleine unter diesen Primaten zu lassen.' sagte Gosia gespielt beleidigt und umarmte mich und Martek. , Der Laden läuft nicht ohne meine beste Mechanikerin.' fügte nun Jimmy hinzu und legte seine Arme um unseren Kuschelhaufen. Auch Daniel schloss sich den anderen wortlos an. Nur Tara stand mit verschränkten Armen daneben und starrte mich neutral an.

, Es tut mir ..' setzte ich an doch wurde mehrstimmig unterbrochen. , Halts Maul!' sprachen meine Freunde im Kanon.
Ich konnte mir ein Lachen unter den Tränen nicht verkneifen.

Nach einer Weile lösten wir uns und alle blickten mich gespannt an. , Setzt dich. Du hast uns eine Menge zu erklären.' leitete Jimmy seine Rede ein und ich stimmte ihm nickend zu. Das hatte ich tatsächlich. , Ich warne dich wenn du keine überzeugende Argumente parat hast.' Fauchte Tara und blickte mich mürrisch an. Sie hatte allen Grund auf mich böse zu sein, ich hatte sie alleine gelassen, etwas was man als beste Freundin nicht tat. Ich war einfach gegangen, ohne mich zu verabschieden. Auch wenn ich an manchen Gründen nicht die Schuld trug, ich hatte mich ja nicht freiwillig entführen lassen. Ich wünschte ich könnte alles rückgängig machen.

Also setzte ich mich und find vorsichtig an zu erzählen. Gespannt hörten Sie zu, durch das starke Schamgefühl konnte ich weder Tara noch jemand anderen meiner Freunde in die Augen sehen. Es ging einfach nicht. An manchen Stellen kam ich ins Stocken und auch das mit Jackson lies ich weg, ich bin noch nicht bereit mit jemanden darüber zu reden.

Auch nachdem ich alles erzählt hatte schien Tara, als einzige, nicht überzeugt zu sein. Und das würde auch noch etwas Zeit brauchen und diese würde ich ihr geben. Ich stand auf und verabschiedete mich von allen, bei ihr blieb ich stehen, sie würdigte mich keines Blickes.  Daniel sties ihr in die Seite doch sie verschränkte nur bockig ihre Arme.
, Ich habs verdient' sagte ich nur und lief dann auch schon aus der Halle.

Der Druck auf meiner Brust hatte erstaunlicherweise immer noch nicht nachgelassen. Ich fühlte mich leer, schuldig und wie das Elend in Person. Ich sollte doch glücklich sein, meine Freunde haben mir verziehen (bis auf Tara), doch ich size hier und fühle mich als würde ich gerade eine Trennung verarbeiten müssen. Ich schüttelte verwirrt den Kopf. Das ist doch alles Irrsinn, mein komplettes Leben.

Völlig in Gedanken fuhr ich die dunklen Straßen entlang. Und bevor ich es richtig realisiert hatte, stand ich auf einem der alten Industriehallen die in einem der herunter gekommenen Vierteln lag. Ich setzte mich auf die Kante des Daches und lies erstmal alles auf mich wirken. Früher war ich oft in dieser Gegend. Nicht nur wegen den Autorennen sondern auch wegen Bartek. Er hatte mich zu seinen Freunden mitgeschleppt, die hier wohnten. Wage kann ich mich an die gemeinsamen Tage erinnern.

Ich schaute in den Himmel. , Auch wenn du immer behauptet hattest du würdest einen Platz in der Hölle sicher haben,  bin ich mir sicher das du in genau diesem Moment mir entgegen schaust und lachend den Kopf schüttelst.' redete ich zu mir selbst. , Und ich weiß das du nicht erfreut bist mich so zu sehen. Ich bin es selbst nicht. Dieses Ganze Ding mit Elijah versaut mir alles, ich weiß du hast ihn schon damals gehasst und ich wünschte ich könnte es auch. Dieser Mann schadet mir! Er zerstört mich! Ich will hier nicht weg ich will nicht immer auf der Flucht sein, auf der Flucht vor mir selbst.' ich atmete tief durch und versuchte die Tränen zu unterdrücken. , Es ist so viel Schreckliches in den letzten Jahren passiert das ich mir nichts mehr wünsche als bei dir zu sein...' schluchzte ich und blickte auf das unendlich tiefe Schwarz unter meinen Füßen.

, Es wäre so einfach. Ein Schritt und wir hätten einander wieder.'

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