Pov Rhun
Es war spät in der Nacht, die Welt lag still, nur das Rauschen der Bäume im Wind war zu hören. Klaus und ich hatten das ganze Hotel auf den Kopf gestellt, weil Fips verschwunden war. Mein Magen krampfte sich zusammen bei dem Gedanken, was alles hätte passieren können.
Dann, durch einen schmalen Türspalt, sah ich ihn. Mein Arbeitszimmer. Ein schwaches Kerzenlicht flackerte im Inneren, und da saß er – mein kleiner Bruder.
Vorsichtig stieß ich die Tür auf und trat ein. Fips schien zu schlafen, seine Arme lagen ausgestreckt auf der Tischplatte, sein Kopf ruhte darauf. Sein Atem ging ruhig, der gleichmäßige Auf und Ab seiner Schultern beruhigte mich.
Doch mein Blick fiel auf den Boden. Überall lagen Zettel verstreut, akribisch nebeneinandergelegt. Jeder einzelne beschriftet, voller Wörter, die ich noch nicht entschlüsseln konnte.
Ich schwang mein Zepter sanft und ließ Fips Körper vorsichtig in die Luft schweben. Er wirkte so klein, so verletzlich in diesem Moment. Die Tür öffnete sich lautlos, als ich sie mit einem Fingerzeig bewegte.
Klaus wartete bereits davor. „Hast du ihn?“ fragte er leise, und ich nickte, während Fips ruhig zu mir schwebte.
„Azhar liegt dort auch noch,“ fügte ich hinzu und deutete auf die kleine Gestalt des Drachen, die zusammengerollt auf dem Tisch schlief.
Klaus trat einen Schritt in den Raum und blieb bei den Zetteln stehen. Seine Augenbrauen hoben sich. „Was hat er gemacht?“ fragte er erstaunt.
Ich ließ meinen Blick über die unzähligen Seiten gleiten. Es war ein Chaos, aber kein willkürliches. Jede Seite schien Bedeutung zu haben, eine Geschichte zu erzählen, die ich noch nicht verstand. „Ich habe keine Ahnung,“ murmelte ich schließlich.
Mit Fips schwebend an meiner Seite ging ich in Richtung der Gästezimmer. Klaus folgte mir, den kleinen Azhar in seinen großen Händen. Als wir das Bett erreichten, ließ ich Fips sanft darauf nieder. Sein kleiner Körper glitt mühelos unter die Decke, die ich vorsichtig über ihn zog.
Klaus legte Azhar neben ihn, den Kopf des Drachen auf das Kissen. Er schnurrte leise im Schlaf und schmiegte sich an Fips.
„Wenigstens schläft er,“ brummte Klaus nach einer Weile und richtete sich auf. „Das ist mehr, als man von Zeke sagen kann.“
Ich strich eine widerspenstige Locke aus Fips Gesicht und trat einen Schritt zurück. „Weißt du, wo er ist?“ fragte ich, meinen Blick immer noch auf unseren jüngsten Bruder gerichtet.
Klaus schüttelte den Kopf. „Er hat sich irgendwo verkrochen, denke ich.“
Ich nickte. Es war typisch für Zeke, sich zu vergraben, wenn die Dunkelheit ihn verschlang. Aber dieses Mal fühlte es sich anders an – schwerer, hoffnungsloser.
„Wir sollten ihn finden,“ murmelte ich schließlich.
„Ja,“ antwortete Klaus, „aber jetzt sollten wir auch etwas schlafen. Morgen wird anstrengend.“
Ich nickte nur. Doch als ich die Tür leise hinter uns schloss, konnte ich den Sturm in meinem Inneren nicht abschalten. Fips, Zeke, Cassy … ich hatte das Gefühl, jeden Tag ein bisschen mehr die Kontrolle zu verlieren.
Pov Zeke
Ich wartete, bis Rhun und Klaus den Raum verlassen hatten. Ihre Schritte verklangen auf dem Flur, und nur das sanfte Schnarchen von Azhar und die tiefen Atemzüge von Fips blieben zurück. Lautlos trat ich aus dem Schrank, in dem ich mich verborgen hatte, und sah ihnen hinterher, wie die Tür ins Schloss fiel.
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Achtsam jammern mit dem Osterhasen | Eine Julien Bam FF
FanfictionKeine Panik, Leute - das hier wird kein Buch über Achtsamkeit. Ich weiß, der Titel klingt, als ob gleich Meditations-Tipps und Rezepte für Smoothies folgen würden. Keine Sorge, hab selbst keine Ahnung von dem Zeug. Aber irgendeinen Titel musste das...