71- Warten auf das Ungewisse

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Wir hatten noch etwa 150 km vor uns als mein Handy sich meldete. Anne die mir eine WhatsApp schickte. Ein Bild auf dem kaum was zu erkennen war und darunter der Satz *Hey Liebelein, Marie geht es gut, feiern gerade ein bisschen. Hoffe bei euch ist alles ok? Melde dich bitte!* ich klickte das Bild an und zog es groß. *Oh ja! Marie musste es gut gehen* ich fing an zu schmunzeln. Ich konnte den halben BVB Kader erkennen und mitten drin meine Marie. Ich gab das Handy nach hinten zu Marco „ich glaub die haben mehr Spaß ohne uns?" Er nahm es mir aus der Hand und schaute es sich an „boar wie gemein sind die denn, brutal"-„ähm Marco?"-„Ja?"-„Beschwer dich nicht, du hättest das auch haben können, hat keiner gesagt *komm mit*!" ich streckte ihm die Zunge raus und grinste. Er griff zwischen Tür und Sitz nach vorn und stupste mich in die Seite. Es war mehr der Schreck des unerwarteten als das es mich gekitzelt hätte weswegen ich quietschte. Er machte auf der andern Seite dasselbe und so ging es hin und her. „Marco" rief ich lachend „hör auf so kann sich doch Bernt gar nicht mehr konzentrieren!"-„Warum? Ich Kitzel doch nicht ihn sondern dich"-„das ist egal" lachte ich schon so sehr das ich kaum noch Luft bekam. Auf einmal war sein Kopf neben meinem und er biss mich leicht in den Hals was auch an dieser Stelle kitzelte „sag mal? Hörst du jetzt auf sonst muss ich zu dir nach hinten kommen" drohte ich unter lachen. „Mach doch!" war nur sein Kommentar dazu. „Soll ich links ran fahren und ihr geht in den Wald oder sollen wir für die letzten paar Meter ein Motel suchen damit ihr euren Spaß haben könnt?" kam es trocken aber nicht ernst von Bernt. „Nee quatsch das musst du nicht. Man mag es Nina nicht ansehen aber sie ist verflucht gelenkig, sie schafft es auf die Rückbank sicher auch ohne anzuhalten"-„boar nee ey" maulte ich gespielt „ich komm jetzt echt gleich nach hinten"-„wie gesagt, mach doch!" Ich sah Bernt von der Seite an und versuchte abzuschätzen wie er es wohl aufnehmen würde wenn ich jetzt mir nichts dir nichts quer durch sein 100.000 Euro teures Auto mich quetschen würde. Bei dem Gedanken musste ich schmunzeln und als hätte er meine Gedanken gelesen „aber nur ohne Schuhe". Als hätte er damit einen Startschuss gegeben zog ich meine Flip Flops aus, schnallte mich gleichzeitig ab und war auch schon halb zwischen den Sitzen durch. Da ich mittlerweile wusste dass auch er Stellen hatte die kitzlig waren versuchten wir uns gegenseitig an den Stellen zu treffen und turnten übereinander und untereinander rum begleitet unter lautem Lachen. „Wie viel älter ist jetzt Nina als du?" Versuchte Bernt zu uns durch zu kommen. „5 Jahre" keuchte Marco „das kann nicht sein, ihr seid doch beide mit 6 Jahren stehen geblieben" er musste aber mitlachen. „Wenigstens habt ihr Spaß, der Ernst des Lebens wird uns in kürzester Zeit wieder einholen" sagte er etwas leiser aber ich konnte es hören. Ich hatte den Kopf in Marcos Schoss liegen und war einfach nur fertig. „Ich kann nicht mehr, ich gib auf" aber Marco konnte es immer noch nicht so recht sein lassen und pickte mich noch ein paar Mal in die Seite. Ich hielt seine Hand fest und sagte unter lachen „bitte! Gönn mir doch etwas Erholung"-„ok" er hörte auf und fing von 10 rückwärts an zu zählen. „Was gibt das jetzt?" fragte ich grinsend „das ist dein Countdown dich zu erholen bevor es weiter geht" frech schmunzelte er zu mir runter. „Du willst doch nur das ich wieder anfange zu betteln" ich streckte ihm die Zunge raus. „Da könntest du recht haben" gab er ernst zurück. „In der Position in der ich gerade bin, solltest du dir das vielleicht nochmal überlegen" sagte ich ernst. „Warum?"-„Könnte gefährlich werden" hauchte ich ihm entgegen „ich kann blitzschnell sein. Schwupps dreh ich mich um und beiße dir in den Oberschenkel. So sieht's nämlich dann aus"-„so lang es nur dort ist" grinste er. „Wenn du mich aber kitzelst könnte ich abrutschen" grinste ich nicht weniger als er und wir fingen beide an zu lachen. „Ich muss euch enttäuschen, wir sind gleich da. Laut Navi noch 200 Meter" sagte auf einmal Bernt von vorn. Ich sah auf und erkannte meine Nachbarschaft. Wir waren wirklich schon da. Was sagte er noch vor wenigen Km? Der Ernst des Lebens würde uns in kürze schon einholen? Es traf mich schon fast wie ein Hammerschlag. *Ach wäre ich doch nur in Dortmund geblieben. Zum Teufel mit Daniel und Michael* ging es mir durch den Kopf. Als hätte Marco gefühlt was in mir los war, legte er seine Hand auf meine Schulter und flüsterte „Schatz es wird schon alles gut werden. Du bist ja nicht allein!"-„Ich weiß" ich schaute ihm in die Augen „danke!" und küsste ihn. *Sie haben ihr Ziel erreicht* ich stand vor meinem Haus! Welches Ziel hatte ich also erreicht? *Blödes Navi keine Ahnung vom Leben* fluchte ich innerlich. Wir packten unsere Taschen aus dem Auto und gingen auf das Haus zu. Ich kramte meine Schlüssel aus der Handtasche und wir gingen in die Wohnung. Es roch nach abgestandener Luft und ich machte mich direkt auf den Weg die Fenster zu öffnen, Marco war schon auf dem Weg die Terrassentür zu öffnen. Aus Gewohnheit machte ich in der Küche direkt das Radio an und die Kaffeemaschine „mag jemand einen Kaffee?" rief ich durch die Wohnung und bekam zweimal ein JA zurück. Im Radio lief Pink mit Bad Influence und ich fing direkt an mit zu trällern. Gewohnheit eben. „I can't help I like to party. it's genetic! It's electrifying, wind me up and watch me go. Where she stops, nobody knows. A good excuse to be a bad influence on you and you"-„soso, es liegt also in der Genetik?" sagte Marco von der Tür aus und erschreckte mich damit "du sollst das doch nicht immer machen" grinste ich ihn an. Er kam zu mir rüber und legte seine Hände an meine Hüfte und raunte mir ins Ohr „aber von einem schlechten Einfluss kann ich nichts merken" er küsste mich am Hals. „Du sollst mich nicht so erschrecken hab ich gesagt. Hörst du mir nicht zu?"-„Nein ich war gerade so hin und weg von deinem Gesinge und Getanze" lachte er mir ins Ohr. „Nimm lieber das Tablett und geh bevor ich dich auf dem Küchenboden vernaschen muss" flüstere ich ihm zu. „Ganz schlechter deal, dann lege ich mich freiwillig auf den Boden" ich knuffte ihn gegen den Oberarm „du bist unmöglich" grinste ich und er nahm dann doch schmunzelnd das Tablett und ging. Wir saßen im Garten und warteten auf Daniel. Zu dumm das Michael keine Uhrzeit nannte bei seinem Anruf. Es war schon kurz nach 18 Uhr und noch keiner da. Ich schrieb Anne eine Nachricht das wir gut angekommen seien und sie schickte noch ein Bild von der schlafenden Marie *Es war wohl zu viel für sie*. Ich legte mein Handy weg und wir unterhielten uns über Eventualitäten die eintreten könnten. Es war schon fast 19 Uhr als es an der Tür klingelte. Ich atmete noch einmal tief durch und stand auf um die Tür zu öffnen. Dasselbe tat ich dann nochmal als ich schon die Hand an der Tür hatte. Langsamer als nötig machte ich auf und sah in das gestresste Gesicht von Daniel. „Hey Daniel"-„hallo Nina, du bist zum Glück da. Michael sagte schon das du vielleicht nicht da bist"-„doch ich bin. Was willst du?"-„ich muss was für Michael holen"-„dann komm rein". Daniel ging zielstrebig in Maries Zimmer und ich ging schnell hinterher. Er stand im Zimmer und sah sich suchend um „Daniel was musst du für Michael holen?"-„ähm ... ähm etwas aus dem Zimmer hat er gesagt" er war sich unsicher das merkte ich sofort und er hatte Angst. „Daniel was?" er ging zum Regal in dem alle Plüschtiere von Marie aufgestapelt standen. „Das da brauch ich" er zeigte auf einen großen Tiger der ganz oben lag. Er ging direkt hin und holte das Tier runter. Es war ein Stofftier mit dem Marie so gut wie nie spielte, wenn sie überhaupt schon einmal damit gespielt hatte. Ich war mir da gar nicht so sicher aber was mir auffiel war, das er viel zu wenig Staub hatte für ein unbespieltes Plüschtier.

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