28- Ein Grund zum Frühstücken

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Es war wie immer 6:30 Uhr und ich wachte mit Kopfschmerzen auf. Ich raffte mich auf und ging duschen. *So antriebslos war ich schon lange nicht mehr* ging es mir durch den Kopf. Ich nahm eine Schmerztablette und putzte mir die Zähne. Ich musste aufhören an Marco zu denken und an die gemeinsame Nacht. Es würde nichts bringen weiter daran zu denken, denn es würde keine Wiederholung geben. Bestimmt lag schon die Nächste in seinen Armen also wäre jede Träne die ich nach weinte umsonst. Ich weckte Marie, zog sie an und packte meine Handtasche. "Wohin gehst du?" Kam plötzlich eine verschlafene Stimme aus dem Schlafzimmer. „Ich bring Marie zu meiner Mutter und geh dann frühstücken bei Anne"-"wart ihr jetzt nicht lang genug zusammen? Oder gehst doch wo anders hin? Sollte wohl besser mit kommen. Obwohl, der Reus wird ja nicht in der Stadt sein" er lachte als hätte er den besten Witz seit langem gemacht. Ich verdrehte nur die Augen "bis später"-"halt!"-"was noch?"-"bist du zum Essen kochen wieder da? Ich hab Mittagschicht falls du es vergessen hast?!"-"habe ich nicht und nein denke nicht das ich da bin. Im Schrank steht ne Dose Ravioli. Wie ein Dosenöffner funktioniert kannst du ja googlen" ich zog die Türe ins Schloss und ging. Wir fuhren noch beim Bäcker vorbei um Brötchen zu holen. „Was magst du denn haben"-"ein Brezel mit Butter" wie konnte ich annehmen dass Marie was anderes wollte? Ich kaufte noch ein paar Brötchen für meine Mutter und für Anne und mich. „Mama warum bist du so traurig?" Man konnte nichts vor Kinder verheimlichen, vor Marie noch weniger, dennoch log ich sie an "bin nicht traurig"-"aber du guckst so komisch wie gestern als wir gefahren sind. Vermisst du Marco?"

Kindermund! Wie kommt sie nur auf solche Sachen? Aber wenn es schon Marie auffällt, wie muss ich dann aussehen? Ich machte einen Kontrollblick in den Rückspiegel, konnte aber nicht wirklich was feststellen. „Nein Marie ich bin nicht traurig" lächelte ich sie an und über das *vermissen* ging ich einfach hinweg denn diese Lüge wäre zu groß geworden. Wir kamen bei meiner Mutter an und Marie rannte direkt in die Küche "komm Oma ich hab Hunger!"-"ja ich komme. Nina alles Ok bei dir?"-"ja sicher Mama nur was müde"-"du siehst schlecht aus. Wie war es denn?"-"schön war es" lächelte ich müde. „Du gehst jetzt zu Anne?"-"ja frühstücken ich mach aber nicht so lang"-"kein Problem mein Schatz quatsch dich richtig aus das hilft. Ich weiß ja das es sich leichter ohne Kinderohren reden lässt" meine Mutter war die Beste! Ich liebte sie für ihre Art. Sie gab mir immer das Gefühl nicht nur Mutter sondern auch Freundin zu sein. Irgendwann zieht man nur eben eine fremde Person der Mutter-Freundin vor und sie hatte Verständnis dafür. Sie mochte auch Anne und bezeichnete sie oft als das zweite Kind was sie immer haben wollte aber es ihr verwehrt blieb. Bei meiner Geburt gab es Komplikationen und man musste sie notoperieren. Danach konnte sie keine Kinder mehr bekommen. Sie gab aber nicht mir oder sich die Schuld, sondern nahm es an und überschüttete mich mit Liebe. Es gab zwischen uns auch nie den üblichen Pubertären Kampf. Der Ärger fing erst an als ich einfach von heut auf morgen weg war und zu Michael zog, den meine Mutter nicht leiden konnte. Sie nahm mich in den Arm „Kind ich liebe dich das weißt du und wenn du Ärger hast weißt du hoffentlich das meine Tür immer offen ist."-"danke Mama!" Ich war kurz vor einem Heulanfall und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Mach dir mit Anne einen schönen Tag und kommt einfach dann beide zum Abendessen" lächelte sie mich an und schob mich zur Tür raus. Ich ging und musste mich wirklich zusammen reisen. Ein paar Minuten später stand ich bei Anne vor der Türe. „Komm rein. Ich muss die Eier abschütten" und schon rannte Anne in die Küche. „Du kannst dich schon hinsetzten hab schon alles vorbereitet. Magst du Kaffee oder lieber was anderes?"-„Nein nein, Kaffee ist super!" Ich legte die Brötchen auf den Tisch, setz mich hin und träume zum Fenster raus. Ob ich aus dem Tief je wieder raus kommen werde? Ich würde gerne die Zeit noch einmal um 48 Stunden zurück drehen und alles nochmal erleben. Am besten jeden Tag! „Am Träumen?" ich zuckte leicht zusammen als Anne mich plötzlich ansprach. „Denke schon"-„Selber schuld kann ich da nur sagen" sagte sie mit gespieltem ernsten Gesicht. „Ach Anne meinst du mir macht das Spaß? Ich hab bis jetzt für diesen Mann nur geschwärmt und jetzt auf einmal *BÄNG* und aus Traum wurde Wirklichkeit und es ist alles perfekter als ich es geträumt hätte. Doch eine Zukunft wird und kann es nicht geben ..." ich schlug meine Hände vors Gesicht und fing an zu weinen. Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurück halten und lies meinen Gefühlen freien Lauf. Anne nahm mich in den Arm „Mensch Nina du hast es doch in der Hand!"-„Ach Quatsch" schluchzte ich „sei doch mal ein bisschen realistisch. Glaubst du wirklich dass ich Marco so viel bedeuten würde? Der wird schon die Nächste am Start haben. Was mir bleibt sind Erinnerungen und Träume!" Ich versuchte mich zu beruhigen, schob Anne von mir weg und suchte in meiner Handtasche nach Taschentüchern. Ich wischte mir die Tränen ab und seufzte tief durch. „Mal angenommen Marco wäre aber nicht dieser Typ Mann wie du es denkst. Also wenn er da nicht die Nächste aus der Reihe nimmt sondern an dir festhalten würde. Würde sich da was ändern?"-„Nein"-„dann verstehe ich nicht warum dich es so stört das er die Nächste genommen haben könnte"-„es stört mich ja nicht wirklich aber es macht die Sache für mich leichter."-„Ach ja? Was macht es denn leichter?"-„Das ich nichts verpasse, da ich ihn eh nicht haben kann"-„du bist wirklich bekloppt. Ich würde lieber schauen das du Marco bekommst und lässt Michael fallen. Das ist meine Meinung und da bin ich sicher nicht allein damit!"-„Das geht nicht" ich wurde ganz still und schaute auf meine Hände die zitterten und das Taschentuch zur Unkenntlichkeit zerknüllten. „Nina sag mir was los ist! Ich werde noch verrückt!" Ich sah wieder zum Fenster raus und zweifelte daran dass mich Anne verstehen würde. „Anne es ist nicht einfach" sagte ich ganz leise. „Dann versuch es wenigstens mir zu erklären und zwar jetzt" ich atmete noch einmal tief durch und fing an „damals hatte sich alles überschnitten die Trennung von Ben und das Zusammenkommen mit Michael. Er saß dabei als ich per Telefon mit Ben die Sache beendet hatte. So sehr hatte es sich überschnitte und genauso überschnitt sich auch die Möglichkeit das beide als Maries Vater in Frage kamen. Michael blieb zwar bei mir aber seine Einstellung dazu war, dass er nur bei mir bleibt wenn Marie auch wirklich von ihm sei. Sollte sich herausstellen das sie es nicht ist würde er gehen. Du weißt selber wie die erste Reaktion war als Marie da war. Jeder hat gesagt er kann sie nicht abstreiten weil sie ihm so gleich sehen würde. Er bestand dennoch auf einen Vaterschaftstest. Der natürlich bestätigte dass er der Vater ist. Hinzukam aber auch seine Kontrolle was ich mach und was ich tat und selbst mein Handy hat er ständig überprüft aus Eifersucht ich könnte mich wieder nach was anderem umschauen. Als es dann um die Hochzeit ging, die ich ja wollte, da ich Marie abgesichert haben wollte, musste ich ihm etwas versprechen." Ich schaute Anne in die Augen und versuchte zu sehen was sie dachte. Doch sie schaute nur erwartungsvoll und ich machte weiter „Ich musste ihm auf die Hand schwören, sollte ich ihm Fremdgehen egal in welcher Form oder ihn verlassen, sei es einfach so oder wegen einem anderen. Würde er alles dran setzten mir Marie weg zu nehmen. Er gab mir zu verstehen das er wirklich alles dafür tun würde das ich nicht aus der Sache raus kommen würde wenn ich mein Kind liebe." Anne die bis dahin vor mir in der Hocke war, stand langsam auf und ging zu ihrem Stuhl und ließ sich drauf plumpsen. Ich sah sie an und sie mich aber sie sagte einfach nichts. „Anne verstehst du mich jetzt? So lang diese Sache *Reus* nur Traum für mich und für Michael utopisch war, war alles noch ok. Doch wenn Michael raus findet das diese Geschichte stimmt und ich auch noch weiter machen würde. Was glaubst du was dann passieren würde? Und sei dir sicher Michael hat genug Freunde!" Ich fing wieder aus Verzweiflung an zu weinen. „Nina ich fass es nicht" endlich sagte sie was und ich schaute sie an „sag mal bin ich dir solch eine schlechte Freundin das du mir das nicht sagen kannst?"-„Quatsch! Nur ich konnte das doch keinem sagen auch nicht dir!"-„Na wenigstens habe ich jetzt einen richtigen Grund ihn nicht zu mögen. Bis jetzt war es ja nur einfach wegen seiner Art. Scheiße Nina! Was soll er denn schon tun wenn du einfach mit Marie gehst?"-„Zufällig passiert ein Unfall?"-„NINA! Glaubst du wirklich der würde das tun?"-„Ich trau ihm alles zu!"-„Das ist echt hart"-„du hättest es damals miterleben müssen wie er um mich *gekämpft* hat. Ich war in einer großen Stadt in der ich zwar Freunde hatte aber es waren seine Freunde. Als ich ausgezogen bin hat er mich überall schlecht gemacht und stand ständig bei mir auf der Arbeit nur um mich dran zu erinnern was doch alles Böses passieren könnte. Dass ich es mir doch überlegen sollte wieder zurück zu ihm zu kommen. Anfangs blieb ich hart und bot ihm die Stirn und als er merkte das es so nicht klappt fing er an Ben mir madig zu machen. Da das aber schnell fruchtete musste er ja nicht weiter machen. Keine Ahnung was passiert wäre hätte ich nicht nachgegeben. Vielleicht hätte er dann seine Drohungen die er davor machte, wahr gemacht. Ich hab ihm geklaubt das er sich ändern würde. Doch er hatte sich nicht geändert." Anne zog ihre Beine auf den Stuhl und stützte ihr Kinn auf den Knien ab. „Er lässt mich an der langen Leine so lang er sich seiner Sache sicher ist das ich zurück komme und bei ihm bleibe. Kannst du mich jetzt verstehen warum ich so eine Angst habe? Warum ich mir so viel gefallen lasse? Warum ich so hin und her gerissen war und bin wegen Marco? Sollte es Marco ernst meinen würde es nichts an der Tatsache ändern das es keine Zukunft gibt."-„Das kann es nicht sein Nina. Das kann nicht dein Kismet sein. Du bist doch unglücklich und jeder Mensch verdient Glück und wenn er es findet sollte er es festhalten"-„Glaubst du das Mats dein Kismet ist? Ich kenne dich nur als Schmetterling der von Blume zu Blume fliegt" ich musste sie angrinsen es ging nicht anders. Sie verstand mich auch wie ich es meinte und grinste zurück „ehrlich?"-„Ja ehrlich!"-„Ja ich glaube das er es ist. Weil alles so ganz anders ist." Nach dem alles gesagt war wurde es wieder still und wir fingen an zu Frühstücken. Wir unterhielten uns über das Trainingslager, wie viel Spaß wir hatten und was passiert war in der einen Nacht. Den Restlichen Tag verbrachten wir mit shoppen und einen Frisörbesuch. Gegen Abend fuhren wir zu meiner Mutter für das Abendessen zu dem sie uns eingeladen hatten. Ich fühlte mich auf einmal total befreit, jetzt da Anne Bescheid wusste.

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