85- Einziehen reicht erst Mal

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„Anne was ist passiert?" sagte ich nur und hörte wie sie anfing zu heulen. Ich wäre gerne bei ihr gewesen um sie zu trösten, da mir aber nur meine Stimme blieb versuchte ich auf sie einzureden. So wie wenn Marie hingefallen ist oder im Schlaf aufschreckte und nicht mehr schlafen wollte weil sie einen Albtraum hatte. „Anne beruhig dich" ich wiederholte die Worte wohl Hundert mal bis Anne so weit war um zu reden. „Nina ich bin schwanger" hörte ich sie mit gebrochener Stimme sagen und glaubte mich verhört zu haben. „Was?" fragte ich ruhig nach. „Verdammt nochmal Nina! Ich bin schwanger!" brüllte sie mich jetzt an. Die Information brauchte dann doch etwas länger bis es auch im letzten Winkel meines Hirns ankam. Aber warum war ich da nicht allein drauf gekommen? „Du bist schwanger?"-„Nina!" autsch das tat weh in meinem Ohr. „Jaja ist ja gut ich hab es verstanden" sie war es wohl wirklich. „Ich hab eben einen Test gemacht der zeigt positiv an und es will einfach nicht weg gehen. Es bleibt einfach so"-„ja glaubst du das wird sich nochmal ändern oder was?" sagte ich dann doch leicht ironisch. „Nein!" schluchzte sie „aber vielleicht sollte ich noch einen machen?"-„vergiss es wenn es einmal positiv ist, dann ist es so. Kann ich dir aus Erfahrung sagen. Was für einen Test hast du denn gekauft?"-„Einen teuren!"-„super Auskunft. Was für einen? Mit Strichen oder Anzeige oder was?"-„Mit Anzeige"-„und wer ist laut der Anzeige der Vater?" ich musste es einfach fragen. „Mats wenn das stimmt was da steht" sagte sie kleinlaut. Ok das war ein hartes Stück zum Verarbeiten. *Scheiße!* fiel mir da nur spontan zu ein vermied es aber laut auszusprechen. „Ich werde nochmal mit der Polizei sprechen damit ich sicher sein kann, dass ich problemlos hier weg kann. Dann werde ich meiner Mum sagen das ich fahren muss und sie alles weitere allein machen muss. Die Möbelpacker sind nämlich da und wir warten noch auf die Entrümpler. Wenn das geklärt ist schnapp ich mir Marco und Bernt und wir fahren los. Tu nichts, gar nichts, bis ich nicht da bin. Vor allem! Ruhe bewahren und raste nicht aus"-„und was mach ich mit Mats?" Ich musste schnell nachdenken und kam gerade auf mehrere Enden die diese Geschichte nehmen konnte. „Das überlässt du erst mal mir. Macht euch was zu Essen und lenke dich mit Marie ab. Ich melde mich wenn wir los fahren" ich wusste genau dass Anne krampfhaft den Hörer festhielt und nickte „Anne ich kann nicht sehen wenn du nickst" grinste ich. „Ja!" sagte sie dann doch noch zur Bestätigung. Ich beendete das Gespräch und verfiel ins Grübeln. Das war echt Hammer hart diese Information und ich hatte auf die Schnelle keinen Plan. Böse Zungen würden ihr Absicht unterstellen, ich kannte sie aber zu lang und zu gut um zu wissen das dies nicht der Fall war. Sie war in vielen Dingen hart im Nehmen und in anderen einfach noch sehr naiv. Ich kam gerade aus dem Klo raus als mir meine Mutter über den Weg lief „Mama! Perfekt!" ich zog sie ins Badezimmer und schloss die Türe. „Was ist denn hier los" und schaute mich mit großen Augen an „was ist passiert? Ist was mit Marie?"-„Nein Mama" ich holte tief Luft „es ist was mit Anne"-„ja und was? Ist der Mats doch nicht so gut?" Ich schüttelte den Kopf „das ist es nicht direkt"-„sondern?" Ich überlegte kurz ob es wirklich so gut war es ihr zu sagen aber sie war innerhalb meiner Familie meine beste Freundin und sie sah Anne als ihre zweite Tochter an. Also hatte ich doch schon fast die Pflicht es ihr zu erzählen. Anne konnte ja nicht, die war ja nicht da. Sie saß wohl immer noch in Marcos Bad und heulte sich die Augen aus dem Kopf. „Mama, Anne hat Scheiße gebaut" ich erzählte ihr in kurzen Worten was zwischen ihr und Mats passiert war und meine Mutter nickte immer nur oder schüttelte den Kopf und als ich an der Stelle mit der Schwangerschaft ankam, setzte sie sich aufs Klo. „Schwanger" wiederholte sie das Wort und ich nickte stumm dazu. „Will sie es ihm sagen?"-„Ich hab keine Ahnung?"-„Will sie es behalten?"-„Mama keine Ahnung, über das haben wir nicht gesprochen. Aber sie hat mir erzählt dass sie Angst davor hätte wenn mir und Michael etwas passieren würde und sie somit ja das Sorgerecht für Marie bekommen würde. Das war der Grund warum sie die halbe Nacht unterwegs war" wir schwiegen uns an. „Nina? Egal für was sie sich entscheidet ob für behalten oder nicht. Er sollte es wissen und auch entscheiden dürfen. Vielleicht bringt es sie wieder zusammen, vielleicht auch nicht. Du weißt dass ich gerne noch ein Kind gehabt hätte. Aber ein Kind was fehl am Platz ist, ist schlimmer als es nicht zu bekommen. Anne sollte das nicht allein entscheiden auch wenn man immer sagt es wäre so. Sie braucht dich und ihn dazu. Also sei ihr eine gute Freundin und akzeptiere jede Art von Entscheidung" warum schaffte meine Mutter es immer einem so tief ins Gewissen zu reden? Ich war doch gar nicht schwanger und hatte auch kein Mist gemacht. Dennoch fühlte ich mich gerade so. „Schau nicht so, du selbst hast vor solch einer Entscheidung gestanden nach dem du schwanger wurdest von Michael statt von Ben. Hätte vielleicht auch einiges in deinem Leben geändert"-„für mich stand aber außer Frage ob ich Marie will oder nicht. Ich hätte mich besser mal gegen den Mann entschieden und wäre allein dadurch"-„dann hättest du aber vielleicht nicht Marco kennen gelernt" sie zwinkerte mir zu. Sie hatte Recht! Wir gingen wieder aus dem Bad raus und gingen in die Küche für einen Kaffee. „Ich würde gern früher los fahren. Meinst du, du kannst das mit den Typen hier allein regeln und Marco, Bernt und ich könnten direkt fahren?" Ich schaute erwartungsvoll meine Mutter an und Marco kam zu uns in die Küche „wer will fahren?" fragte er und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich hielt sie hin und freute mich über diese Zuwendung die ich gerade bitter nötig hatte. „Wir fahren"-„ja lang dürfte es nicht mehr gehen" er sah auf die Uhr. „Ich rede nicht von irgendwann wenn die fertig sind sondern von *jetzt*!" er schaute mich verwirrt an und ich hätte ihn dafür knutschen können. Egal wie er schaute, es war für mich immer ein Anlass nur an das Eine zu denken. „Hab ich was verpasst?"-„ja hast du" ich legte meine Hände auf seine Wangen und zog ihn zu mir um ihn zu küssen. „Oh da hab ich aber wohl was Schönes verpasst" flüstere er mir zu als ich von ihm abließ. Ich würde jetzt einfach mal mit der Tür ins Haus fallen „das, mein Schatz war erst der Anfang. Die Hauptstory kommt noch, die trägt die Überschrift *Anne ist schwanger von Mats*!" er lachte mir laut ins Gesicht „du spinnst doch. Mach nicht solche Witze" ich blieb ernst. Er sah mich an und sein Lachen wurde immer weniger und leiser „das ist doch ein Witz oder?"-„siehst du mich lachen?"-„Nein" sagte er vorsichtig „aber du hast oftmals einen sehr schwarzen Humor also gehe ich von aus das du mich gerade verarschst" ich schüttelte den Kopf. „Damit nicht!" Er lehnte sich an die Wand und schaute betreten zu Boden „weiß es Mats schon?"-„Nein. Anne hat zu viel Angst wegen dem Krach den sie sowieso schon haben"-„dann sollten wir wohl fahren" sagte er und klatschte sich in die Hände „auf geht's" er ging aus der Küche den Flur nach hinten Richtung Schlafzimmer und rief quer durch die Wohnung „Bernt packen wir fahren gleich los!" Ich drehte mich zu meiner Mutter und schaute sie traurig an „geh schon es wird Zeit Anne zu helfen". Ich ging ins Schlafzimmer und packte auch meine Tasche. „Was glaubst du wie wird Mats reagieren?"-„Nach nicht mal einem Monat?"-„Wie würdest du denn reagieren?" grinste ich ihn an und er schaute doch leicht erschrocken auf „ähm ... einziehen reicht erst mal" und ich bekam ein Grinsen zurück. Auf der Fahrt zurück nach Dortmund sprachen wir alle Möglichkeiten durch die uns erwarten würden. „Marco? Ich hätte da eine kleine Idee" ich drehte mich zu ihm um. „Ja was denn?"-„Schreib Mats das er doch bitte zu dir kommen soll. Wegen vielleicht ein bisschen helfen. Tu einen auf *ich weiß von nix was* schau wie er reagiert"-„und dann?" ich war wieder mal spontan also musste ich erst nachdenken „wenn er zusagt werden wir die zwei an einen Tisch setzten das sie reden sollen"-„gut und dann?" Warum fiel mir nur das Denken so schwer? „Naja abwarten wie es endet. Haben sie sich positiv ausgesprochen kann man ja das mit der Schwangerschaft irgendwie ins Spiel bringen. Die haben ja nur ein Missverständnis. Darum hasse ich es zu schreiben. Worte sind einfach Tod und man kann nicht wirklich zeigen was man dabei fühlt" Marco nickte nur „und wenn er zwar kommt aber es negativ ist?"-„Wird keiner was von der Schwangerschaft sagen"-„er sollte es aber wissen"-„die Meinung hat meine Mutter auch, aber ich teile sie nicht". Er schaute zum Fenster raus und wandte mir so sein Gesicht ab das ich nicht sehen konnte was er dachte. „Nina warum nicht?" kam es plötzlich aus ihm raus. „Ich hab den Fehler auch gemacht und ich bin der Überzeugung, dass ich es auch allein geschafft hätte mit Marie"-„den Fehler? Ich würde sagen bei dir lag die Sache doch etwas anders"-„nicht ganz" diesmal schaute ich zum Fenster raus und war froh das Marco mein Gesicht nicht sehen konnte. Ich hatte ja Marco viel erzählt aber das es auch bei mir einen Ex gab der der Vater hätte sein können von Marie, hatte ich verschwiegen. Klar wusste Marco nichts von Kai, außer Mats hat es ihm erzählt. „Hat dir Mats erzählt das Anne vor ihm noch einen anderen hatte?"-„Irgendwann, am Rande. Warum?"-„Nur so. War neugierig" grinste ich über meine Schulter in seine Richtung. „Aber warum sollte er dann nichts davon erfahren?"-„Weil es besser ist"-„sag mal bekomm ich jetzt mal ne richtige Antwort von dir?" Er wurde was sauer und zog sich am Sitz nach vorn um mir näher zu sein. „Weil sie das entscheiden muss. Was ist wenn sie es nicht behalten will? Dann weiß er es, hat keine Rechtliche Handhabe sie davon abzuhalten und dann? Nur Unglück!" Marco sah zu Bernt rüber „stimmt das? Kann Mats nichts dagegen tun wenn sie abtreiben würde?"-„Er wäre zwar eventuell der Kindesvater, wenn Anne aber angibt das es auch noch jemand andere gibt wird es schon schwer. Dann kann sie ohne Probleme, außer denen die man so wieso schon hat in dem Fall, abtreiben lassen" er ließ sich nach hinten fallen und schaute sehr nachdenklich. „Marco das ist nicht unsere Aufgabe. Wir können nur vermitteln und wenn das schief geht muss er nichts davon wissen und sich womöglich verpflichtet fühlen. Denk doch mal darüber nach bitte"-„würdest du es mir auch nicht sagen?"-„Ich glaub bei uns ist es wirklich was anderes" sagte ich grinsend. „Finde ich nicht. Mal angenommen das klappt nicht mit uns und in vier Wochen flüchtest du wieder oder keine Ahnung. Du bist aber schwanger. Würdest du mir auch nichts davon sagen?" Ich merkte wie sich meine Kehle zuschnürte und ich an damals dachte als ich mit Marie schwanger wurde und irgendwie Angst hatte Ben könnte der Vater sein. „Würdest du es mir sagen?" Er fuhr mich schon fast an und erwartete von mir eine Antwort die ich schon mal für mich entscheiden musste und ich sagte im selben Tonfall wie er „Nein würde ich nicht!"-„Ich fass es nicht" sagte er und schüttelte unentwegt den Kopf. „Nein ich würde es nicht und das aus gutem Grund!" Unterstrich ich meine Worte noch einmal und schmollte zum Fenster raus. „Warum streitet ihr euch eigentlich jetzt? Ich dachte hier geht es um Anne und Mats?" fragte Bernt leise und wieder in diesem Väterlichen Ton. „Ich will doch nur wissen warum ein Mann nichts davon wissen darf wenn die Beziehung scheitert?"-„Weil es auch Frauen gibt die damit nicht dem Mann sein Leben zerstören wollen nur weil sie das Kind behalten" sagte ich mit leicht brüchiger Stimme. „Selten so ein Quatsch gehört. Man nimmt damit nur die Entscheidung und jeder sollte selbst entscheiden" Der Rest der Fahrt verlief sehr ruhig und mir tat es leid dass ich wohl jetzt einen Streit mit Marco hatte.


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