Das Leben ist kein Wunschkonzert

ZEHN

"Was willst du?" lallte mein Vater mir entgegen. Ich zuckte nur mit den Schultern und drängelte mich an ihm vorbei und verschwand in meinem Zimmer. "Wo ist mein Bier?" rief er und ich erfüllte ihm seufzend seinen Wunsch.

Anschließend ging ich wieder in mein Zimmer, wo ich mich auf die Schule vorbereitete.

Von da an begann für mich der pure Horror. Meine schulischen Leistungen wurden nicht besser und ich brachte viele schlechte Arbeiten nach Hause.
Am Anfang schlug mich mein Vater nur, wenn ich wieder eine schlechte Arbeit mitbrachte.

Später wurde es mehr. Immer öffter begann er auf mich einzuschlagen und zu treten, bis es fast täglich war. Ab und zu schleifte mich Jasper auch ins Krankenhaus, da er der einzige war, dem ich von den vielen Schlägen und Tritten erzählte.

Ich war jedes Mal von Debby Fischer behandelt worden und hoffte, dass sie bisher keinen Verdacht schöpfte.

Heute, so hatte ich das Gefühl, würde es anders werden. Ich hatte, als ich von der Schule kam, wieder einmal eine 5 im Gepäck. Deshalb ging ich nach der Schule nicht direkt nach Hause, sondern schlenderte noch ein bisschen am Rhein entlang.

Als ich dann zuhause ankam, schloss ich langsam die Tür auf. Leise legte ich die Arbeit auf den Küchentisch und wollte in meinem Zimmer verschwinden. Doch kurz vor meiner Tür zog mich jemand zurück. Innerlich verfluchte ich mich, doch äußerlich versuchte ich ruhig zu bleiben.

"Wo willst du hin?" fragte mein Vater und bugsierte mich, noch immer am Kragen gepackt, ins Wohnzimmer. Als ich es sah staunte ich. Es war komplett aufgeräumt und nicht eine einzige Bierflasche stand herum.

Der Griff meines Vaters lockerte sich und ich drehte mich um. Vor mir stand ein ganz und gar veränderter Mann: Mein Vater war beim Friseur gewesen. Außerdem hatte er ordentliche Kleidung an.