NEUNUNDFÜNFZIG

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Beim vielen Nachdenken musste ich wohl eingeschlafen sein, denn ich wurde wach, als mich jemand heftig an der Schulter rüttelte.

Schlagartig riss ich die Augen auf. Vor mir stand Mike. "Los komm. Du musst aufstehen. Es ist kurz vor sechs und du solltest lieber nicht beim ersten Mal direkt zu spät kommen.", ermahnte er mich und verließ dann das Zimmer.

Müde streckte ich mich und rieb mir über die Augen. En Blick auf mein Handy verriet mir, dass ich noch genau zwei Minuten Zeit hatte, um pünktlich zum Essen zu kommen.

Schnell stand ich auf und richtete meine verwuscheltem Haare vor dem Spiegel. Anschließend verließ ich das Zimmer und machte mich auf den Weg zum Essenssaal. Schnell fand ich ihn und schlüpfte gerade noch rechtzeitig durch die Tür.

In dem großen Raum standen zwei lange Tische, welche an einer Seite durch eine weiteren Tisch verbunden waren. Das schien der Tisch der Betreuer zu sein, denn dort saßen eine Handvoll Erwachsener und unterhielten sich angeregt. Nach kurzem suchen erblickte ich Mike, welcher sich schon gesetzt hatte. Schnell setzte ich mich ihm gegenüber und schon erhob sich Herr Schreiber, um das Essen zu eröffnen.

Nach ein paar Worten durften alle aufstehen und sich an der Essensausgabe bedienen. Es gab Nudeln mit Tomatensoße und dazu Salat. Während des Essens beherrschten lustlose Gespräche den Raum.

Wir mussten warten, bis alle aufgegessen hatten, dann durften wir wieder auf unsere Zimmer gehen. Gemeinsam mit Mike machte ich mich also auf den Rückweg und folgte ihm in unseren Flur. Wir redeten nicht viel, doch den ganzen Abend über beschäftigte mich die Stimmung zwischen den Jungs: Viele redeten nicht miteinander und wenn doch, dann waren die Gespräche inhaltslos und flüchtig.

 Mike und ich saßen uns schweigend gegenüber bis ich irgendwann das Schweigen brach: "Mike? Warum redet hier niemand miteinander? Ich meine, die meisten leben schon seit Jahren hier zusammen, aber niemand scheint miteinander befreundet zu sein."

Skeptisch schaute er mich an und schien zu überlegen, was er sagen sollte. Dann stand er auf und verließ den Raum. Kurz bevor er die Tür schloss, drehte er sich nochmal um und sagte: "Ist vielleicht gut, dass du es noch nicht weißt. Aber glaub mir: Du wirst es früh genug erfahren!".

Verwirrt durch die komische Antwort, stand ich auf und machte mich fertig. Anschließend fiel ich in einen unruhigen Schlaf.

Das Leben ist kein WunschkonzertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt