Das Leben ist kein Wunschkonzert

NEUNUNDVIERZIG

Die Schritte hinter mir zeigten mir, dass der Polizist mir auf den Fersen war und schon war es passiert: Ich wurde von hinten auf den Boden gerissen und schon zum zweiten Mal am heutigen Tag kniete ein Polizist auf mir.

"Junge, was machst du denn? Hast du dich bei dem Sturz verletzt? Warum läufst du denn weg?" fragte er außer Atem und half mir hoch. Ich hatte mir mein Knie aufgeschürft, doch das war mir in diesem Moment egal, also schwieg ich weiterhin.

"Ich habe dich etwas gefragt, also antworte mir! Warum läufst du weg. wir haben bewiesen, dass du nichts geklaut hast, also was befürchtest du?", hakte er erneut nach, doch ich blieb stumm.

Als er merkte, dass ich nicht sprechen wollte, ließ er mich in Ruhe und führte mich zurück zum Streifenwagen. Dort wartete schon der andere Polizist auf uns. Als wir ankamen, öffnete er die Tür und ich setzte mich in den Wagen. Der Jüngere der beiden stieg zu mir ein und schnallte mich an, dann setzte er sich schräg gegenüber von mir hin. Der andere Polizist stieg auf den Fahrersitz und startete den Motor.

Wir fuhren los, immer in Richtung meines neuen Zuhauses. Plötzlich konnte ich nicht mehr anders. "Bitte halten Sie an. Bitte, ich flehe Sie an! Sie dürfe mich nicht nach Hause bringen. Sie dürfen nicht mit meiner Erziehungsberechtigten sprechen. Bitte, tuen Sie mir das nicht an!" flehte ich die Polizisten an. und tatsächlich hielt der Streifenwagen am Straßenrand.

"Warum? Was passiert, wenn wir dich nach Hause bringen?" hakte der Jüngere nach und dah mich musternd an. Ich seufzte und holte tief Luft, bevor ich sagte: "Ich... Ich wohne in einem Jugendwohnheim und das erst seit knapp zwei Wochen. Ich bin vorgestern ganz knapp dran vorbeigekommen, wieder rauszufliegen, aber wenn Sie jetzt mit Marie sprechen, dann sieht sie wohl keinen anderen Ausweg mehr. Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe, aber ich will doch einfach nur wie ein normaler Junge leben...".