ZWEIUNDSECHSIG

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Nach drei Stunden war ich endlich fertig mit meinen ganzen Schulaufgaben und ließ mich wieder erschöpft auf mein Bett fallen. Ich wunderte mich, dass Mike heute noch gar nicht aufgetaucht war, aber machte mir nicht wirklich Gedanken darüber.

Als ich jedoch um 18 Uhr zum Essen ging und Mike auch hier nicht erschien, machte ich mir langsam Sorgen. Was wenn ihm etwas passiert war? Vielleicht hatte er auch Stress mit jemandem aus der Wohngruppe. Er hatte mir von Moritz und seiner Clique erzählt, die in der Wohngruppe andauernd für Stress sorgten.

Moritz war der Sohn von Herrn Schreiber, dem Heimleiter, und konnte so ziemlich alles machen, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen.

Während des Essens zerbrach ich mir die ganze Zeit den Kopf darüber, wo Mike stecken könnte, doch ich kam zu keinem Schluss.

Ich wollte gerade vom Essen zurück auf mein Zimmer gehen, da hielt mich Herr Schreiber zurück.

"Du hast heute morgen beim Essen gefehlt und bist nicht rechtzeitig in der Schule gewesen, kann das sein?", fragte er mich mit seinem stechenden Blick. Vorsichtig nickte ich. "Das wird nicht wieder vorkommen, sonst lernst du mich aber richtig kennen, verstanden?", fragte er eindringlich und wieder nickte ich stumm.

Leise schnaubte er und fragte dann ein wenig forsch: "Hat es dir jetzt die Sprache verschlagen oder was? Antworte mir gefälligst ordentlich, wenn ich mit dir rede!". Widerwillig antwortete ich also: "Ich verspreche, dass es nie wieder vorkommen wird."

"Geht doch. Und jetzt verschwinde auf dein Zimmer!". Mit einer schnellen Handbewegung entließ er mich und ich eilte den Gang entlang.

Als ich endlich wieder in meinem Zimmer war, ließ ich mich auf den Schreibtischstuhl sinken und starrte gedankenverloren auf Mikes Bett.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als die Zimmertür schwungvoll aufgerissen wurde.

Das Leben ist kein WunschkonzertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt