Das Leben ist kein Wunschkonzert

NEUNUNDSIEBZIG

Als ich das nächste Mal wach wurde, war ich alleine in der Gartenhütte. Zusammengekauert lag ich auf dem dreckigen Boden. Ich wollte mich aufrichten, doch sofort spürte ich einen stechenden Schmerz in meinem Oberkörper. Stöhnend ließ ich mich wieder zurück auf den Boden sinken. Was sollte ich jetzt tun?

Moritz hatte mich so heftig verprügelt, dass ich mich kaum bewegen konnte. Und ich vermutete, dass in nächster Zeit niemand in diese Gartenhütte kommen würde und mich somit finden würde.

Ich musste es also schaffen und ich aufraffen. Ich atmete tief durch und drehte mich auf den Rücken. Vor Schmerz musste ich kurz aufstöhnen: Moritz hatte es echt nicht untertrieben. Aber so langsam gewöhnte sich mein Körper an die Schmerzen.

Nachdem ich einen Moment lang auf dem Rücken gelegen hatte und dabei versucht hatte, meine dröhnenden Kopfschmerzen zu unterdrücken, setzte ich mich langsam auf. Eine Welle des Schwindels erfasste mich, doch ich schaffte es, nicht wieder zurückzuzucken.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich es geschafft, aufzustehen, ohne wieder umzufallen. Langsam ging ich Schritt für Schritt auf den Ausgang der Gartenhütte zu, als ich einen Zettel an der Tür kleben sah.

Mit vorsichtigen Bewegungen zog ich den Zettel ab und las ihn mir durch. Es war eindeutig die krakelige Handschrift von Moritz, die diese Nachricht hinterlassen hatte. Auf dem Zettel stand:

Na Vitus? Du bist ja wieder wach. Ich hoffe du hast unser schönes Kunstwerk auf deinem Arm zur Kenntnis genommen und bewunderst es genauso wie wir. :)

Plötzlich hatte ich Angst. Was hatte Moritz getan? Ich erinnerte ich mich an das Messer, was er in der Hand gehalten hatte, bevor ich bewusstlos geworden war. Ich spürte Blut an meiner Kleidung kleben, als ich die Ärmel meines Pullovers hochschob.

Stumm starrte ich auf die Schnitte auf meinem Arm. Ich spürte wie eine Träne meine Wange hinablief und mir plötzlich schlecht wurde. Meine Knie gaben nach und ich konnte mich gerade noch an der Wand festhalten, um nicht wieder umzufallen.