DREIUNDSIEBZIG

564 27 3
                                    

"Ich möchte nur eine Sache von dir. Und zwar, dass du mir erklärst was los ist. Danach kannst du gehen, aber ich möchte wissen was nicht stimmt. Erst deine Aktion gestern und jetzt dein Verhalten heute.", erklärte Herr Koch.

Ich überlegte einen Moment und entschloss mich schließlich dazu, ihm wenigstens in ein paar Punkten die Wahrheit zu sagen.

Also drehte ich mich zu meinem Lehrer um, sah aber an ihm vorbei aus dem Fenster. Ich atmete noch einmal durch, bevor ich anfing zu sprechen: "Ich war gestern einfach ein bisschen überfordert mit der Situation. Ich weiß ja, dass Sie nur das Beste für moch wollen, aber mir wollen in letzter Zeit einfach nur noch alle helfen und ich bin langsam echt genervt davon."

Immernoch schaute ich aus dem Fenster und beobachtete ein zu boden schwebendes Blatt, während Herr Koch sich auf den Lehrertisch setzte. "Weißt du, Vitus, Kommunikation hilf in vielen Punkten. Nächstes Mal sagst du einfach etwas und dann ist das für alle in Ordnung.", sagte er und einen Moment schwiegen wir.

Als er bemerkte, dass ich nichts mehr sagen wollte, fuhr er fort: "Das erklärt dein Verschwinden von gestern, aber was ist mit heute, hm? Was ist mit dir los und wo kommen deine Verletzungen im Gesicht her?".

Geschockt blickte ich ihn an, unfähig etwas zu sagen. Er hatte meine Verletzungen gesehen. Ich hatte versucht, sie zu verstecken, aber meinem Lehrer entging mal wieder nichts.

"Denkst du ich bin blind? Hat es dich ehrlich überrascht, dass ich dich auf deine Verletzungen anspreche, nach allem was passiert ist? Also, was ist passiert, was dir so ein Feilchen und die aufgeplatzte Lippe eingebracht hat?", fragte Herr Koch und musterte mich mit einem eindringlichen Blick.

Ich wusste nicht, was ich ihm antworten sollte. Ich konnte ihm in keinem Fall die Wahrheit sagen, aber welche Lüge würde er mich glauben?

Das Leben ist kein WunschkonzertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt