Das Leben ist kein Wunschkonzert

ACHTUNDSECHZIG

Hatte Herr Koch sich vielleicht doch mehr Sorgen gemacht? Automatisch zog ich mir meine Kapuze ins Gesicht und wandte mich ab, doch ich hörte trotzdem, wie der Wagen neben mir hielt.

Als hätte ich nichts bemerkt, ging ich unverändert weiter. Wahrscheinlich blieb mein Verhalten nicht unbemerkt. "Bleib mal bitte stehen!" sagte eine Stimme aus dem Auto.

Schnell überlegte ich und endschied mich dazu, weiterzugehen. Das Auto setzte ein Stück zurück und war somit wieder auf der gleichen Höhe wie ich.

Ich hörte wie die Autotüren knallten, traute mich aber immer noch nicht aufzusehen. Im nächsten Moment stand jemand vor mir und ich war gezwungen stehenzubleiben.

Genervt starrte ich weiter den Asphalt unter mir an und konnte nun auch die Stiefel der Beamten in meinem Sichtfeld sehen.

"Vitus? Schau mich mal an bitte.". Ich kannte die Stimme. "Robin?", erkannte ich meinen 'Freund'. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, ob wir Freunde waren. Ich vertraute ihm und er hatte sich im Krankenhaus und danach um mich gekümmert. Aber waren wir deswegen schon Freunde?

Robin hatte bemerkt, dass ich in Gedanken versunken war, denn er fragte vorsichtig: "Alles in Ordnung, Vitus?". Stumm nickte ich. Das würde Robin mir sowieso nicht abkaufen, aber er fragte auch nicht weiter nach.

Nach einem weiteren Moment des Schweigens, trat er einen Schritt auf mich zu und zog mich in seine starken Arme. Auch wenn ich es nicht zulassen wollte, tat diese Umarmung gut.

Einen Moment lang konnte ich alle meine Sorgen, Ängste und Gedanken vergessen.

Doch wir wurden jäh von den leicht genervten Worten von Robins Kollegen unterbrochen: "Robin, wir haben einen Einsatz!". Ein letztes Mal drückte er mich an sich, dann lösten wir uns voneinander.

Während ich ihm leicht lächelnd hinterher blickte, folgte er seinem Kollegen über den Schulhof. Wahrscheinlich hatte wieder irgendein Idiot Fahrräder demoliert.