FÜNFUNDACHTZIG

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Er hatte mich schlagen wollen, so wie alle anderen vor ihm auch. Er war genau wie mein Vater oder Jochen oder Moritz. Wahrscheinlich hatte ich es einfach verdient und er würde über meine Abwehrhandlung nur noch wütender sein.

Meine Gedanken führen Karussel, doch anders als erwartet, traf mich kein Schlag.

Vorsichtig öffnete meine Augen wieder und blickte schüchtern zu dem Notarzt. Er kniete mit etwas Abstand zu mir und hatte seine Hände beschwichtigend erhoben. In seinem Blick lagen Fragen und auch Sorge.

"Alles okay?", fragte er vorsichtig und fixierte mich mit seinem Blick. Stumm nickte ich, blieb aber weiterhin etwas zurückhaltend.

Nachdem der Arzt mich nochmal gemustert hatte, fragte er mit ruhiger Stimme: "Darf ich dich jetzt einmal abtasten? Ich werde auch versuchen, vorsichtig zu sein.". Wieder nickte ich nur.

Mit langsamen Bewegungen kam Phil auf mich zu und drückte an mehreren Stellen in meinem Gesicht und an meinem Kopf herum. Mehrmals zuckte ich schmerzerfüllt zusammen, woraufhin Phil mir nur einen entschuldigenden Blick zuwarf.

"Du hast ganz schön was abbekommen im Gesicht, aber ich kann keine Fraktur feststellen. Im Krankenhaus müssen wir unbedingt ein CT von deinem Kopf machen, damit wir eventuelle Hirnblutungen ausschließen können.", erklärte er, bevor er fortfuhr und an meinen Schultern und Armen herumdrückte.

Diese Prozedur war zwar sehr schmerzhaft, aber ansonsten relativ entspannt, weil ich nichts machen musste.

Als er fertig war, fuhr er mit dem Erklären fort: "Ich kann bisher keinerlei Frakturen feststellen, da hast du echt Glück gehabt, aber ich muss jetzt bochmal deinen Oberkörper anschauen und dazu müsstest du einmal deine Jacke und deinen Pullover ausziehen.".

Fragend sah er mich an, doch ich schüttelte nur panisch den Kopf. Sie würden meinen Arm sehen und dann nochmehr Fragen stellen.

Angst breitete sich in mir aus und ich begann schneller zu atmen. Der Notarzt versuchte, mich zu beruhigen, indem er sagte: "Schau mich an. Versuch ganz ruhig zu atmen. Atme mit mir zusammen. Ein. Aus. Ein. Und aus. Sehr gut machst du das.".

Das Leben ist kein WunschkonzertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt